Rezension zu "à la carte"

Einleitung und Rezension zu „1. allgemeine Verunsicherung“ siehe hier.
Rezension zu „Café Passé“ siehe hier.
Rezension zu „Spitalo Fatalo“ siehe hier.

Wir Jetten

Wie viele Reime -etten zu bieten hat, lernen wir im Eröffnungslied, das zur Abwechslung mal nicht mit Blasmusik beginnt. Es ist ein Trinklied, aber ein gut gelungenes, wenn zwar nicht so ein Klassiker wie Jaja der Alkohol, hat es doch seine Daseinsberechtigung. Und der Refrain ist doch ein Ohrwurm. Allerdings hat à la carte, ein Album, das meiner Meinung nach ein bisschen übersehen wird, noch mehr zu bieten.

6/10

Go Karli Go

Go Karli Go hat etwas Ich-kanns-nicht-mehr-hören-Charakter, aber der hat sich bei mir mittlerweile gelegt. Wenn du genauer hinhörst, ist es ja doch eine coole Rock’n’Roll-Scheibe, das Lied erzählt eine Geschichte, das mag ich auch, der Text, vorallem in den Strophen, ist wunderbar verfasst. Es geht mir zwar ein Solo ab, und das Schlagzeug klingt selbst für die EAV in dieser Zeit auffallend dumpf, aber das ist verkraftbar.

8/10

Schweine-Funk

Mein Vize-Favorit von à la carte ist der Schweinefunk, wie ich mal gelesen habe, sogar einer der ältesten Texte der EAV, bei der auch Klaus mitgewirkt hat. Vom so simplen und doch genialen Text, übers Schweinssaxophon bis zum Lückenfüllergitarrensolo. Nein, es gibt eigentlich gar nicht mehr so viel zu sagen. Ganz zum Schluss sagt Klaus noch ganz leise „Ge, do schaust“.

9/10

Oh Bio Mio

So, jetzt habe ich den Schweine-Funk so gelobt, jetzt muss ich mich noch mehr anstrengen: Oh Bio Mio ist das beste Lied der Platte, in jeder Hinsicht. Text, Reime, Akkordfolge, Gesang, Arrangement, Witz und Inhalt. Stimmt alles. Auch interessant, dass die Geschichte heute noch spielen könnte, nur vielleicht abgesehen davon, dass man heute nicht mehr Chauvy sagt… Melanzani mog i iwrings a koane. Kürbis – mürb is, dafür gehört ein Preis verliehen. Ich spiele das Lied auch wahnsinnig gern auf der Gitarre (Chordsheet auf UG!)

10/10

Die Intellektuellen

Ich hab schon ein paar eher zum Negativen gewandte Rezis zu diesem Lied gelesen und es wundert mich ein bisschen. Irgendwas reizt mich. Die geheimnisvolle Athmosphäre, der Gesang, die längeren Gesangspausen und die Musik, es passt zusammen. Es ist kein Tanzlied, das ist auch klar. Der Text hinkt halt ein bisschen. Aber nur ein bisschen.

7/10

Liebelei

Bevor ich zu Hans Moser komme, muss ich das Lied musikalisch loben. Das fällt oft nicht so auf hier, aber ist doch gut gelungen. Nur die Trommel stampft wieder sehr. Textlich wie gesanglich (von Produzenten Peter Müller) ist Liebelei ein bisschen EAV-untypisch. Das ist aber nicht schlimm. Das Gejammer des ewigen (selbstverschuldeten) Verlierers ist sehr unterhaltsam. Und die Hans-Moser-Stimme passt hervorragend. Vom denglischen Refrain bin ich nicht unbedingt ein Fan, aber wenigstens ergibt es lustige Reime. Beim „Dürütü-Wiuwiu“ hätte man auch sparen können. Dieser Füllkauderwelsch ist leider so eine Angewohnheit vom Thomas Spitzer. Ich stehe mehr auf Solos. Eine Cleane E-Gitarre oder E-Piano hätt doch gut gepasst. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

7/10

Aloahe

Der Sommerhit der EAV hätte das sein sollen, hab ich mal gehört. Musikalisch kann ich nur den Refrain loben, die Strophen sind ein bisschen fad. Textlich verhält es sich genau anders rum, da bieten die Strophen mehr. Wie viel sich schon wieder auf -ose reimt! Nur wenn ein Reim mit einem offensichtlich schweinischen Wort kommt, wie das ausgepiepte „vögeln“, dann wirkt es extrem platt. – Vergleichlich mit Titten bei Jambo. Warum nicht die Zeile umdrehen? „Nicht einmal mehr wenn sie piep-piep, es ist kein Wind mehr in den Segeln“. Dann fragt man sich auch kurz, was wurde da ausgepiept, dann denkt man es sich zusammen und muss grinsen. Nett sind auch immer die alternativen Refrains zu Ende. Gibt’s heutzutage oft zu selten.

7/10

Guru

Guru sehe ich mehr als Sketch als als eigenständiges Lied. Oder betrachten wir es als zweigeteiltes Lied. Was hier parodiert wurde, war mir als Kind nicht so klar, ich dachte es ginge um Albaner („Nix Erlösung, nur Albaner“ statt Nirwana) – dabei geht’s natürlich um Sekten, die Ausbeutung ihrer Mitglieder durch leere Versprechen. Geniale Formulierungen gibt’s genug – „Guru Blabla Quatschi“, „Krösus und Erlösus“, nja, eigentlich müsste ich den ganzen Text aufschreiben. Die Instrumentalisierung mit Kirchenorgel ist gut, jene im Rio-Teil weniger, aber nicht schlimm. Das hohe „hui hui hare hare“ verstehe ich nicht, weder akustisch, noch, was das im Lied zu suchen hat. Aber aufgrund der wunderbar vermittelten Botschaft hier:

9/10

Heavy-Metal-Pepi

Heavy Metal ist das Lied nicht unbedingt, eher klassischer Hard Rock. Das ist aber nicht schlimm, es hat eine wunderbare Melodie. Ich finde, auch der Text passt besser zu Hardrockern als Metallern, es geht den Metallern zwar schon um harte und laute Musik, aber nicht unbedingt um Krawall und vor allem Gewalt. Es ist eigentlich eine sehr friedliche Szene, das sieht man auch bei Festivals wie Wacken, da gibt’s nur sehr wenig Vorfälle. Metaller sind Musiknerds und dicke Männer mit Bärten, aber nicht brutal. Aber ich will mich nicht länger mit diesem Punkt aufhalten. Ich liebe die Zeile „Mir gemb Gas, da Asphalt raucht, dass de Omama in Strossngrom taucht“. Das ist so bildhaft, ich muss jedesmal schmunzeln. Das Lied macht Spaß.

7/10

Knieweich

Knieweich ist der Abschluss des Albums und eine starke obendrein! Auch wenns anfangs gar nicht so auffällt. Das Lied ist erstaunlich gut produziert, die Keaboards sind spitze, einmal schwammerlmäßig, einmal klingelnd, einmal wie eine Feder aus einem alten Cartoon. Auch die Kirchenglocken passen gut, das froschige Gitarrensolo passt perfekt (juhu, endlich wieder ein Solo!). Und jetzt schauen wir auf den Text. Jede Zeile ist aussagestark, es geht um den, ja ich weiß gar nicht, wie ich ihn bezeichnen soll… das ist jetzt keine mich zufriedenstellende Beschreibung, es geht um den gebildeten Vorstadtreihenhausbesitzer aus der mittleren Oberschicht, aus dem trotzdem nichts Größeres geworden als ein unsympathischer Durchschnittsmensch, bei dem der innere Schweinehund Überhand genommen hat und dessen Hirn von Populismus aufgeweicht wurde. Ich habe jetzt eigentlich nur den Liedtext in anderen Worten rezitiert, wow. Gibt’s da ein extriges Wort dafür? Ihr wisst schon um was es geht. Jede Zeile trifft den Nagel auf den Kopf. Auch wenn ich solche Leute zur genüge kenne, ich könnte das nie so gut formulieren. Thomas Spitzer hat neben Schreibtalent auch eine gute Beobachtungsgabe. Und das Lied ist zeitlos. Das war in den 80ern so, das ist heute noch so. Zur Zeile „Im Traum, da liebt er kleine Mädchen“ möchte ich auch noch was loswerden. „Josephine Mutzenbacher“ gilt als ein Klassiker der Erotikromane. Und ich als unschuldiger, neugieriger Bub, lad mir das runter, gibt’s eh gratis, fang an zu lesen und – was zum Arsch?! Ich will nix genauer beschreiben, aber ich hab nach 20 Seiten aufhören müssen. An jeden, der das öffentlich lobt oder gar verteidigt, oder der es zwischen Handke und Adorno im Regal stehen hat; Gratulation, du bist ein Herr Knieweich. Pädophilie ist allem Anschein nach verbreiteter, als man glaubt.

Für das Lied Knieweich

10/10

4 „Gefällt mir“

Deine Aussage „Ich finde, auch der Text passt besser zu Hardrockern als Metallern, es geht den Metallern zwar schon um harte und laute Musik, aber nicht unbedingt um Krawall und vor allem Gewalt. Es ist eigentlich eine sehr friedliche Szene, das sieht man auch bei Festivals wie Wacken, da gibt’s nur sehr wenig Vorfälle.“ finde ich jetzt ein wenig seltsam. Ich wüsste nicht, wie sich Hardrocker und Metaller voneinander unterscheiden. Du hast insofern recht, dass es bei Metal-, aber auch bei Hardrock-Konzerten sehr friedlich zu- und her geht.
Man muss jedoch beachten, dass dieser Song von 1984 ist und damals war es schon ziemlich wild an Rock- und Metal-Konzerten und es gab meines Wissens sogar Tote.

Da hast du vielleicht recht, ich wüsste aber nicht wie Heavy Metal gewalttätig sein muss, wie das Lied sagt. Hard Rock spricht mich weniger an, kenn ich weniger. Vielleicht sind das auch ganz nette Leute.

Heavy-Metal-Pepi orientiert sich meiner Meinung nach schon sehr klar an den Thrash Metal der frühen 80er Jahre. Vertreter wie AC/DC, Black Sabbath oder Motörhead waren zu dem Zeitpunkt das „härteste“ was es auf dem Musikmarkt gab, auch wenn im Laufe der Jahre viele andere Genres dazugekommen sind und dadurch im Vergleich mittlerweile soft klingen. Ich glaube Thomas hat sich beim Schreiben des Songs durchaus an die genannten Bands orientiert.

also mit trash metal haben ac/dc und black sabbath nun wirklich nichts zu tun, wen man schon das genre/schubladen denken weiter strickt…selbst bei motörhead streiten sich die geister, lemmy sagte des öfteren „wir spielen nur dreckigen schnellen rock n roll“. slayer z.b. wurde 1981 gegründet und die erste platte 1983, diese sind eher dem genre trash metal zuzuordnen, wen man den will.

Wenn man’s ganz genau nimmt, geb’ ich dir recht. Bei dem Begriff Thrash Metal denkt man ja eigentlich eher an die „Big Four“ (Metallica, Megadeath, Slayer und Anthrax).