Rezension zu "1. allgemeine Verunsicherung"

Lied-Bewertung / Reviews EAV

Nachdem ich seit meiner frühen Kindheit Fan der EAV bin, aber mich in der letzten Zeit wenig mit ihnen beschäftigt habe, dachte ich mir, es wäre mal ein netter Zeitvertreib, zu ihrer Diskographie meine Meinung abzugeben! Dabei bewerte ich allerdings nicht das Album als Ganzes, wie es normalerweise gemacht wird, sondern jedes Lied für sich. Ich höre es an und schreibe auf, was mir gefällt und was nicht. Die Bewertungen sind auch kein Zeugnis, sondern eine Mischung aus den Faktoren, wie mir die Musik gefällt, wie mir der Text gefällt, wie das Lied mich geprägt hat oder sonstiges. Es kann auch einen Einfluss haben, ob ich gerade in der Laune für das Lied bin. Zwischen „früher“ und „später“ EAV mache ich keinen Unterschied. Ich tu so, als wären alle Lieder zur selben Zeit von der selben Besetzung veröffentlicht worden. Kurz: Die Bewertungen sind subjektiv.

1. Allgemeine Verunsicherung (1978)

Life Is A Dog Boogie

Über eineinhalb Minuten wird der Titel auf Deutsch und Englisch wiederholt. Einfacher Text, ohne irgendwelchen Erklärungen, warum das Leben ein Hundeleben sein soll, also nicht der perfekte Einstieg ins Album, aber akzeptable Musik mit schönem Solo!

4/10

Hereinspaziert

In diesem Lied merkt man die Ursprünge der EAV im Musikkabarett deutlich. Das Thema des Albums wird schön eingeleitet (Konsum) und musikalisch/textlich passt alles. Ist aber auch nicht weltbewegend.

7/10

Horrortraum einer jungen Dame

Das kommt mir ganz ein bisschen wie ein Prototyp zum späteren „Sofa“ vor, zumindest von der musikalischen Struktur. Textlicher Inhalt: Ungepflegte Frau wird von reichem Schnösel abserviert, der vorher wie aus dem Nichts vor der Tür steht. Nett geschrieben und dem Titel entsprechend. Die Musik taugt mir.

7/10

Pustel-Gunkel

Eine inhaltliche Mischung der ersten beiden Lieder. Kauf dir alle möglichen Produkte, dich zu pflegen, sonst findest du keinen Mann. Hatten wir schon. Lustiger Titel, der aus einer Zeile des vorigen Liedes stammt. Mit Gunkl hat es aber nix zu tun. Der war da aber auch noch gar nicht künstlerisch aktiv. Musikalisch zweigeteilt. Der rockigere Teil spricht mich an, der ruhigere weniger. Das Solo ist mittelgut.

6/10

Billy Beinhart

Mysteriöser Einstieg, wie in einem Westernfilm, dann Tango. Musikalisch gibt’s nichts auszusetzen, der Text sagt klar: Billy Beinhart ist ein MANN. Unterhaltsam! Nur das Outro, das ist nicht meins. Hätt man weglassen können.

7/10

GTX de Luxe GS

Das habe ich ein bisschen schwierig in Erinnerung, vorallem in Punkten „vor anderen hören“. Und ja, bestätigt sich. Es wird in den ersten Strophen extrem langgezogen und altfaderisch gesungen, wie es ihm im Bett (nicht mehr) geht. Musikalisch gibt es nix auszusetzen, das ist eben der frühe EAV Stil. Dann wird es zunehmend autoerotisch (haha). Kurzes Saxophonsolo und Abschluss mit dem Höhepunkt.

5/10

Umberto e Sophia

Italienisch muss man gar nicht können, das ist der Gag am Lied. Das haben sie gut gemacht. Manchmal muss man über die einfachsten Beschreibungen der Handlungen lachen. (Sophia defensivo, molto grande Mortadella.) Vielleicht ein bisschen zu langsam, aber es passt.

8/10

Model-Dodel-Klimbim-Samba

Vielleicht krieg ich was nicht mit, aber der Text ist mir da zu wenig. Und auch wieder altfaderisch gehalten. Ist aber nur zwei Minuten lang, also eher ein Füller. Wahrscheinlich auch das einzige Lied der EAV im 7/8 Takt, sowas mag ich, gibt noch einen Pluspunkt.

4/10

Disco-Dillo

Was die elektronische Stimme soll, keine Ahnung. Nervt, ist aber nur im Refrain so. Ansonsten eine flotte Nummer, wobei der Ausdruck „flotte Nummer“ auch den Text, also wie er geschrieben ist, beschreibt. Musikalisch taugts mir, was willst denn mehr!

8/10

Uschi

Mit achteinhalb Minuten das längste EAV-Lied, soweit ich wüsste. Es erzählt aber auch eine ganze Geschichte! Definitiv der Höhepunkt der CD. Textlich wie musikalisch. Ich hab ja mal die groben Akkorde dazu aufgeschrieben (zu den meisten EAV Liedern), Es gibt elf Strophen in zwei Ausführungen, fünf Refrains, zwei davon instrumental, vier Soli (ein langes, recht schön), und auch eine coole A-capella Einlage. Dass sich Uschi auf Muschi reimt, wurde auch ausgenutzt…

10/10

Disco-Queen

Was das jetzt ist, keine Ahnung. Wieder eine Uschi. Ja passt ja. Auf einen Drumcomputer in der verzerrten Stimme vom Disco-Dillo ein Gedicht aufgesagt. Kannst aber auch nicht als einen „Rap“ bezeichnen. Aufgesagt. Verunsicherung.de bezeichnet es als extrem schlecht geratene Mischung aus Kraftwerk und Rammstein. Wo da der Rammstein ist, keine Ahnung. Es gibt keine Instrumente, keine Melodie, keine anderen NDH-Merkmale, höchstens die Haus-Maus-Reime. Von Kraftwerk soll wohl die Kälte und Dystopie kommen, wie gesagt, extrem schlecht gemacht. Tut mir leid. Das hätte gerne weggelassen werden können.

1/10

Witzigerweise werde ich immer wieder auf diesen Satz in der Rezension angesprochen. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich das mal so geschrieben habe. Der Satz ist bestimmt schon 20 Jahre alt. Aber da ich immer wieder darauf angesprochen werde, teilweise sind manche sogar empört über diese Unkenntnis meinerseits, lasse ich ihn drin und freue mich immer wieder, dass so aufmerksam gelesen wird, was ich mir mal irgendwann überlegt habe. :slight_smile:

Na, wenigstens sind wir uns im Urteil einig. Ich hab das Gefühl, das hätte ein Lied werden sollen, aber für die Instrumentalisierung hatte man dann keine Zeit, inspiration, Lust oder alles miteinander mehr. Und dass er nicht ungenutzt verstaubt, halt schnell vorlesen und ganz hinten hin. Hab aber keine Ahnung wie es damals wirklich war.

gegenfrage: warum nicht? glücklicherweise ist in der musik, oder so wie ich mir musik vorstelle, alles erlaubt, also warum nicht mal auf alle instrumente verzichten und nur ein beat benutzen. was wären legendäre album wie die erste trio platte ohne verzicht. reduzierung aufs wesentliche? gerade das macht diesen song aus.

Das ist auch gut, dass alles erlaubt ist! Es gefällt mir nur nicht. Es ist schon der Text wirklich nicht meins, und dass sonst nichts passiert, machts echt nicht besser. Für mich!
Was Trio angeht: EAV hat es ja zwei Alben später mit Tanz Tanz Tanz grandios verstanden, einen NDW-Song zu schreiben. Aber Disco-Queen… näh.

Ist ja gut, dass wir viele verschiedene Geschmäcker haben. Das fällt mir auch im Thread der schlechtesten Alben auf. Manchen stimme ich da vollends zu, bei anderen denke ich „Das findest du wirklich so schlecht? Niemals!“

Ja, Geschmäcker sind zum Glück verschieden;) auf der ersten Pressung der ersten Trio Platte war da da da übrigens noch nicht drauf. Und hatte mit NDW so gar nix zu tun.