Rezension zu "Café Passé"

Einleitung: siehe hier.

Café Passé (1981)

Sohn, Wo Bist Du?

Auf dem Konzeptalbum Café Passé kommen wir dem EAV Sound schon näher. Das Album (die Liveshows sowieso) kann man sehr wohl noch als Rockkabarett bezeichnen, musikalisch ist die Band allerdings einen Schritt nach vorne gegangen. Wir starten mit einem Blaskapellen-Intro, das zuerst vielleicht irritiert, aber eher das Album als das sonst rockige Lied einleitet. Musikalisch ist es gut (ich mag Dimakkorde), der Text ist aber… fad umgesetzt. Ja, textlich, um was geht es? Um die Jugend aus Sicht der Alten, grob gesagt. Die kommt auch gut rüber. Die Einsprecher wie „Rumpeldipump, weg ist der Lump“ und „Monsieur-Dame! Alarm!“ erinnern noch an das Gefühl des ersten Albums.

5/10

Im Café Passe (1)

Ein Einspieler, gilt für alle „Im Café Passe“. Wirtshaus, wo die Herrschaften über die alten Zeiten und die unverschämte Jugend lamentieren. Kriegt keine Wertung.

Im Sommer ‚53

Die Musikalisierung der „alten Zeiten“ von vorhin, der Nachkriegszeit. Als reines Klavierstück mit Gesang auch ungewöhnlich für die EAV. Es geht um den Wiederaufbau und parodiert den verfestigten Glauben der älteren Generation. Es ist 1a gemacht, aber es hat eben eine einschläfernde Melodie.

6/10

Knickerbocker-Rock

Und hier die „unverschämte Jugend“, über die zuerst gesudert worden ist! Es geht hier konkret um die Rock’n‘Roller vom Land. Textlich passabel, musikalisch ebenso eine gelungene Scheibe! Nach den beiden eigentlichen Strophen noch so geniale Zweizeiler wie der „Zwiebelring“. Eben so gute zwei Soli!

7/10

Oh, Nur Du

Mutet mich wieder an das erste Album an, von Schreibart und so weiter und ist ein Teil-Cover des Rock’nRoll- Klassikers Only You. Es geht um dieses pubertäre Gehabe, die erste Liebe, Pickelcreme, wie eben auch später bei „Barbara“. Ich als mehr oder weniger unfreiwilliger Angehöriger der „Jugendlichen“ hab zwar meine Zweifel, dass wir tatsächlich so sind wie portraitiert, aber mir ist schon klar, dass es eine Parodie sein soll. Musikalisch ist es… nicht mein Fall. Zu langsam, zu schmusig.

6/10

Aberakadabera

Aberakadabera ist ein früher Klassiker, der mir niemals zu fad wird, und meiner Meinung wirklich das erste musikalisch wie textlich perfekte Lied der EAV. Von den schönen Wortspielen über die Reime und Formulierungen, die der linken Stammtischgruppe, die, außer die Theorie zu bediskutieren, wohl doch nichts bewirkte (im Sinne der Volksfront von Judäa) über die geniale Bridge (der Hemmschuh der Revolte…) über das Solo im Mark Knopfler Stil bis zur Pointe (die Liberalkoholiker 20 Jahre später)… es gibt wirklich nichts zu meckern hier. Darum gibt es verdiente

10/10

Woodstock

Woodstock berichtet vom „Verkommen“ der Hippiebewegung in ein kommerzialisiertes Schema. Es ist mir persönlich zu kurz, denn nach drei ruhigen Strophen kommt erst der Refrain, der mehr Energie ins Lied bringt und man freut sich schon, wie es weiter geht… dann fädelt es einfach aus. Schade. Es wäre nämlich echt ein gutes Lied gewesen, mit 1-2 Minuten mehr.

7/10

Im Café Passé

Wieder ein Zwischensketch, der die beiden Lieder überleitet. Ganz wissen tu ich nicht, wie Ober Franz vom Hippietum auf den Terrorismus, aber seis drum. Kriegt keine Wertung.

Wir marschieren

Wieder so ein Klassiker! Für mich, der ich bald einrücken muss, natürlich ein bisschen passend^^ Der wie gesagt marschierende Refrain „lalala…“ geht gleich ins Ohr und der Text ist auch gewaltig gut, eine gelungene Kritik am Militärwesen. Ebenfalls cool – der Kinderchor.

9/10

Alpen-Punk

Eine unterhaltsame Parodie aufs Kufsteinlied und auf den Punk. Der Text hätte allerdings noch ein bisschen Arbeit gebraucht, der ist mir zu einfach.

6/10

Im Café Passé

Zwischensketch, keine Wertung.

Rasta Disasta Reggae

Warum das so Denglisch gemacht wurde… weiß nicht. Gefällt mir immer nicht sehr gut. Ansonsten ist das Lied zugegeben aber ein richtiger Ohrwurm, zumindest der Refrain. Der gesprochene Teil ist mir zu kitschig. Unauthentisch.

Im Café Passé

ZKW

Vienna

Der Abschluss des Albums, zumindest der letzte Song ist Vienna. Und das ist wahrscheinlich auch der vergessene Star des Albums. Eine gewaltig gut geschriebene Melodie, die in geschickten Metaphern die „schwindende Kultur“ Wiens besingt. Auch der Volksschulchor ist wieder dabei im Refrain. Den mangelt es auch überhaupt nicht an Energie, während die Strophen eher ruhig, aber trotzdem kraftvoll sind.

10/10

Wien, Wien nur du allein

Als Outro reichts.

3/10

4 „Gefällt mir“

Seid ihr. :wink: Wenn es Dich „beruhigt“: Das vergeht mit fortschreitendem Alter nicht. Wird fast schlimmer. ^^

…womit Du das dereinst zu schätzen wissen wirst. :wink:

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Die Gesamtalbum-Rezensionen von Dir find’ ich interessant, gerne mehr und weitere davon!

Welche Punktzahl gibst Du der Rasta Disasta Reggae?

Glatt vergessen. Es hat seine Stärken und Schwächen, ich mags auch mehr als Oh Nur Du, also 7/10 tät ich mal sagen.

Und noch zu Oh Nur Du, äh… ja, sind wir. Stimmt schon. :stuck_out_tongue_winking_eye: