NHBDL - 09 - Ein Loblied auf "Nostradamus"

Die Kirche steht am selben Platz,
wie der dunkelbraune Bodensatz
der Brüder in Lefebvres Schoß.
Was ist mit uns’rem Herrgott los?

Ich interpretiere die Textzeile einfach als kompliziert ausgedrückte Kritik dahingehend, dass sich manch hoher Vertreter der katholischen Kirche nicht schnell oder eindeutig genug von der Pius-Bruderschaft distanzierte, und manch andere dies gar gar nicht taten.

Die Kirche steht am selben Platz… würde demnach eher “zieht am selben Strang” bedeuten, was aber so garantiert nicht ausgedrückt werden will und soll.
Ich vermute, Kirche als Gesamtheit meint hier bestimmte “Großkopferte” davon.

===================================================================================================================

So: Reizthema:
Ich bin nicht unbedingt ein Freund der katholischen Kirche.
Die Art GRUNDIDEE der Nächstenliebe, von Florian erwähnte soziale Projekte und andere, sinnvolle Bereiche davon sprechen mich allerdings an.
Was mich stört, sind grob zusammengefasst Intoleranz in verschiedensten Bereichen, stures Festhalten an konservativem und Dinge wie Kondom-Reden in Afrika oder Talkshow-Auftritte von Hardcore-Christen wie Fürstin von Thurn und Taxis, die predigt, man könne Liebe lernen und Eltern sollten ihren Kindern die Partner aussuchen (überspitzt formuliert).
All das betrifft aber Vertreter der Kirche, und man sollte den ganzen Verein nicht unter einen Kamm scheren (Jaaa Udo, war ne Phrase…).

Etwas unfair find ich ständig den Vorwurf von Kreuzzügen und Inquisition:
Das war ein arg dunkles Kapitel in der Geschichte der katholischen Kirche, nur kann man das doch heute niemandem vorwerfen, wer kann denn noch was dafür?

Der Vergleich mit dem Nationalsozialismus ist schon etwas zu hart, v.a. weil man das nicht pauschalisieren kann oder sollte.

Bestimmte Untergruppierungen, z.B. die Legionäre Christi (wer will google mal…) sind vielmehr schon arg sektenähnlich aufgebaut, finde ich.
Und ebenso find ich das sehr gefährlich.

@boleroboy: Volle Zustimmung, zu allem, was Du hier geschrieben hast.

(Hier steht nicht mehr Text.)

Für mich das beste Lied der vielen tollen Lieder vom neuen Album!
Und auch generell eines der besten Stücke!

Geile, geile, enorm geile Musik und starker bitterböser Text! Love it!!

Hoffentlich wird es live gespielt…

Was ich an dem Lied besonders schön - und auch wieder typisch EAV - finde, ist, dass der Titel “Nostradamus” irgendwie gar nicht so zwingend zum Thema passt.

Weder wird im Song-Text die Person des Nostradamus in irgendeinen Bezug zum Inhalt gesetzt, und auch was eine schnelle Wikipedia-Recherche ergab, ergibt sich keine zwingende Verbindung… Gut, Nostradamus scheint strenggläubiger Katholik gewesen zu sein, dem teilweise dennoch Verbindungen zur protestantischen Kirche nachgesagt wurden, aber hier scheint Tom sich eher die düsteren Assoziationen, die der heutige Mensch mit Nostradamus verbindet, zunutze gemacht haben.

Oder hab ich nur eine Wissenslücke und Nostradamus passt inhaltlich wie die Faust aufs Auge?

Das hab ich mich auch schon gefragt. Bei Nostradamus denkt man natürlich sofort an seine düsteren Vorhersagen. Aber in die Zukunft sieht der Song nicht.

ich finde da auch keinen unmittelbaren zusammenhang. der name hat halt klang, und die verbindung zu endzeitprophezeiungen passt auch zur stimmung des songs… und immerhin soll er ja angeblich einen bayerischen papst (auf den dann nur noch 2 weitere päpste folgen) vorhergesehen haben… http://nostradamus-prophezeiungen.de/prophezeiungen/papst.html

ich finde nazi-vergleiche übrigens auch heikel. wenn man alles und jedes immer mit dem nazi-unwesen vergleichen muss, verliert der vergleich durch solche inflationäre verwendung seine schlagkraft. ich finde es auch schon ein bisschen viel, wenn die nazis auf diesem album gleich dreimal herbeizitiert werden (holocaust-leugnung zur illustration von dummheit in „dummheit an die macht“, die anständigkeit des cseitei-wirts in der nazizeit in „beim cseitei im hof“ und eben der vergleich mit der katholischen kirche in „nostradamus“.)
am treffendsten und passendsten finde ich allerdings die zeile mit dem dunkelbraunen bodensatz in „nostradamus“. die parallelen sind für mich unübersehbar: führerkult, strikte hierarchie, konformismus und uniformierung, weihevolles brimborium für die massen und initiationsriten für die jugend, ein undurchschaubares netz von geheimgesellschaften und unterorganisationen, sogenanntes soziales engagenement mit der hintergrundabsicht von indoktrination und missionierung, das finde ich alles bei nazis wie bei katholen gleichermaßen. eben weil es auf derselben geisteshaltung (bodensatz) basiert.

Ich glaube, auf die Beschreibung passen so einige Organisationen, man nehme nur Profi-Sport-Organisationen wie zum Beispiel die FIFA mit dem DFB. Also sind wir doch alle Nazis. :wink:

Mit der “dunkelbraunen” Geisteshaltung verbindet man doch eher Eigenschaften wie Missachtung aller Grundrechte, Einschränkung der Freiheit, Fremdenhass, Herrenrassen-Kult und Führer-Diktatur (Anti-Demokratie). Auch wenn ich nie gedacht hätte, das mal sagen zu müssen (da ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass jemand die katholische Kirche “in Teilen” mit den Nazis gleichsetzt): Nein, das sind definitiv keine Eigenschaften der katholischen Kirche.

Von einem “Führerkult” kann man außerdem auch nur begrenzt reden, wenn ich mir die immer wieder starke Kritik am Tun des Papstes innerhalb der katholischen Kirche anschaue. Und “Uniformierung” ist nichts besonderes, ich wage sogar zu sagen, dass ein typischer Arbeiter im öffentlichen Dienst (Berufsfeuerwehr, Straßenreinigung, Müllabfuhr, etc.) häufiger seine Uniform an hat als ein Priester. Denn anders, als manche behaupten, gibt es keine Verpflichtung zum Tragen einer speziellen Kleidung den ganzen Tag über, selbst nicht für Bischöfe. Nur in der Messe muss der Priester ein Messgewand tragen. Falls diese Information überhaupt jemanden interessiert…

Ich war als Zivi bei der Caritas, eine Hilfsorganisation der katholischen Kirche, in der Altenpflege tätig. Da war nichts mit Hintergrundabsicht von Indoktrination und Missionierung. Da war keine Rede von Kirche. Da ging es darum, den alten Leuten zu helfen, auch wenn die Pflegekasse mal wieder zu wenig zahlt. Man kann natürlich jetzt sagen, dass die katholische Kirche hier nur hilfsbereit ist, weil das Werbung ist. Aber diese Form der Werbung nehm ich gern in Kauf, wenn dabei das Leben von hilfsbedürftigen alten Leuten besser wird und sie deshalb nicht in eines der Abschiebebahnhöfe aka Altenheime kommen müssen.

Hat mir in der Hörprobe sehr gut gefallen. Jetzt ist es mir fast ein bisschen zu düster. Und das immerwährende Einschlagen auf die Kirche ist zwar eine schöne EAV-Tradition, aber wird auch irgendwann langweilig.

Auf der anderen Seite sehr schön rockig, so wie ich es mag. Und auch sehr schön bissige und intelligente Anspielungem.

Das Gegenteil von Eloise: Nach den Hörproben war ich ziemlich begeistert, aber das Lied hat sich bei mir irgendwie ziemlich schnell abgenutzt.

Nicht, dass ich es beim Hören des Albums wegskippe, aber es ist definitiv keiner der “Oh, schön dass jetzt dieses Lied dran ist”-Songs.

Harald Schmidt meinte mal, er würde keine Witze über die Kirche machen, weil ihm das zu einfach oder zu billig wäre… so weit würde ich zwar nicht gehen, aber ich stimme dem Muaterl zu, dass die Kirchen-/Religionskritik mittlerweile vielleicht ein wenig zu sehr zum “EAV-Standard-Programm” gerechnet wird.

Richtig! Ich glaube, da sind sich auch alle ernstzunehmenden Geschichtswissenschaftler einig. Natürlich gab und gibt es andere Völkermorde, doch die Perfidie und Organisiertheit dieses Verbrechens ist in diesem Ausmaße sicherlich ein Sonderfall.

Nö, darum geht es nicht. Buscherl hat es ganz gut auf den Punkt gebracht. Man muss zwischen „Nazi“ und „so bösartig wie ein Nazi“ unterscheiden. So „bösartig wie ein Nazi“ kann auch der Nachbar sein, der seinen Apfelbaum auf mein Grundstück wuchern lässt. Und ganz sicherlich auch die katholische Kirche, wenn man sich anschaut mit welcher unverfrohrenen Selbstgerechtigkeit sie die Verhütung geißelt während in der Dritten Welt die Menschen nichts zu essen haben. „Nationalsozialistisch“ sind sie deshalb aber noch lange nicht.

Der Song ist einfach ne Klasse für sich.
Da passt einfach alles!

Nach all den jahrelangen Diskussionen ist es an der Zeit, dass Carolin Kebekus das ganze Thema nüchtern und vollkommen unpolemisch auf den Punkt bringt. Punkt! (Punkt! Punkt! Punkt!)

Der Spitzer bringt es mit seinen Texten einfach auf den Punkt (wenn auch immer mit viel Wortwitz),
deshalb kann man einem EAV-Text auch nicht widersprechen.
Für mich ist und bleibt der Spitzer der beste deutschsprachige Texter der letzten 30Jahren…
und sind die Texte ab und an noch so voller Klamauk, eine Wahrheit ist immer dahinter und ja, ich mag die düstere Seite der EAV oder besser geschrieben vom Spitzer…