Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben, aber wenn es jetzt doch weiter geht, was soll’s…
Zum einem: Ja, ich kenne deutsche Ausländerbehörden, weil ich unsere Au-Pair-Mädchen immer dort hin begleitet habe, und es stimmt, die Leute da werden unter aller Sau behandelt und ich verstehe, dass man da wirklich agressiv werden kann. Auf der anderen Seite kenne ich auch Behörden im Ausland und die sind ehrlich gesagt auch nicht besser. Als ich mich bei unserer Ausländerbehörde tierich aufgeregt habe, hat unser Au-Pair-Mädchen nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass sie zu Hause in Rumänien bei der Behörde schlimmer behandelt wird. Und wir sind dieses Jahr mit Kind und Kegel samt einiger einheimischer Schulklassen in brütender Hitze vier Stunden an der Grenze von Swaziland nach Südafrika gestanden, weil es die Behörden halt so wollten. Hat genervt, aber wenn es da halt so ist, muss man es eben akzeptieren, wenn man da hin fährt.
Ich glaube, dass auf beiden Seiten Fehler gemachte werden/wurden haben wir schon ausreichend geklärt. Der Punkt der mich aber tierisch nervt ist folgender:
Deutschland teilt sich selbst wie folgt auf: Auf der einen Seite die primitiven Bildzeitungs-lesenden rechten vorurteilsbehafteten Stammtischbeiwohner, denen der Rassismus angeboren ist und die alles Fremdartige rigoros ablehnen. Auf der anderen Seite der liberale gebildete Intellekuelle, der gerne von der multikulturellen Gesellschaft schwärmt, der seinen Kindern solche Lieder wie das von der Rübe hier vorspielt oder ihnen Filme zeigt, bei denen es um äußerst liebenswerte Ausländer geht, die von den Einheimischen abgelehnt werden, bis diese sie zufällig brauchen und dann erkennen, was für wertvolle Menschen das sind - und der nie seinen intellekuellen Schleier lüften und sich negativ über Ausländer (klingt jetzt sehr pauschalisierend, aber mir fällt gerade nichts anderes ein) äußern würde, sondern sich nur verachtungsvoll über die Vorurteile der “billigen” Volksschichten äußert.
Was mir einfach fehlt, ist das gesunde Mittelmaß. Ich habe schon ein notorisch schlechtes Gewissen, weil es bei all diesen Liedern usw. immer nur mit erhobenen Zeigefinger um Deutsche mit Vorurteilen gegen Ausländer geht. Und da frage ich mich jedesmal, gibt es eigentlich auch türkische Kinderlieder mit dem Thema, dass man seine deutschen Mitschüler nicht verprügeln soll oder dass man sich mit den Sitten, Gebräuchen (z.b. der Gleichberechtigung der Frau) und der Sprache des Landes, in dem man lebt, vertraut machen soll? Dieses einsitige ist das, was mich so nervt und das meinen Gerechtigungssinn so widerspricht. Und darum freue ich mich jedesmal, wenn auch darauf hin gewiesen wird, dass beide Seiten Fehler machen. Mehr will ich ja eigentlich gar nicht…