Du bist ein Euro dreißig. Du bist Deutschland

Wer kennt ihn nicht, den Tengelmann bzw. Kaiser’s? In Süddeutschland früher auch mal Gubi. Der Supermarkt mit der Schildkröte und dem Frosch als lustiges Markenzeichen. Doch wenn man sich anschaut, wie das Unternehmen mit jahr(zehnt)elangen Mitarbeitern umgeht, könnt’ sich einem das eben noch an der Fleischtheke gekaufte Schnitzel im Magen umdrehen: http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Aus-aller-Welt/Artikel,-Kassiererin-Pfandmarke-_arid,1495933_regid,2_puid,2_pageid,4293.html

Ich habe ja selbst über 4 Jahre (inklusive Lehre) im Einzelhandel gearbeitet, in drei verschiedenen Betrieben und muss leider “von der Front aus” bestätigen, dass dort mit Mitarbeitern immer schlechter umgegangen wird und keine Besserung in Sicht ist. Katastrophale Arbeitszeiten (teilweise sind die Verkäufer bis halb zehn im Laden - unbezahlt aus “Betriebsinteresse”!), Hungerlöhne (zwischen 1000 und 1100 Euro ist der Durchschnitt für 8 - 9 Stunden Arbeit am Tag inklusive Lagerarbeiten) und Kündigungen aus den nichtigsten Gründen (z. B. im Krankheitsfall von Leiharbeiterinnen an der Kasse, denen nach ihrer Krankheit die Kündigung mitgeteilt wurde) habe ich selbst schon aus nächster Nähe bei Ex-Kollegen oder mir selbst erlebt. Der aktuelle Vorfall von Kaiser’s Tengelmann ist mal wieder ein regelrechtes Paradebeispiel für den Einzehandel in der Bundesrepublik!

Klar denken wir, dass 1,30 Euro lächerlich sind. Aber wer klaut, egal in welcher Summe, hat geklaut und das Vertrauensverhältnis ist damit gestört. Deshalb kann ich eine Kündigung verstehen und finde diese berechtigt.

Das kann ich so nicht unterschreiben. Es ist nicht einmal nachgewiesen, dass sie’s geklaut hat. Und dass es im Verkauf hier und da mal 'ne Kassendifferenz von 1,30 Euro gibt, ist vollkommen natürlich. Das kann alles mögliche sein. Fehlerhafte Abrechnung, falsch rausgegeben (fällt in diesem Fall natürlich weg), Fehlbuchung und so weiter und so fort. Es gibt zig Möglichkeiten, wie so etwas zustande kommen kann. Selbst die zuverlässigste Kassiererin hat im Laufe ihrer Karriere irgendwann mal sogar 'nen 50er zu wenig in der Kasse. Für solche Vorfälle ist aber jeder große Einzelhandelsbetrieb versichert! Da macht es auch keinen Unterschied, wenn’s um Pfandbons geht. Wobei sich bei 1,30 Euro wahrscheinlich selbst die Versicherung vor Lachen in die Hose machen würde :wink:! Ich habe selbst mehrere Jahre die Mittagskasse in einem kleineren Baumarkt gemacht. Und selbst dort - wo ich meist nur 1 bis 3 Stunden an der Kasse saß - kam es hier und da mal zu solchen Differenzen, die meistens aus Stresssituationen heraus entstehen. Mein damaliger Marktleiter konnte damit aber ebenfalls nicht umgehen und forderte z. T. sogar von Lehrlingen einen Ausgleich der Kassendifferenz aus privater Tasche (auch hier ging es teilweise um soche “1-bis-2-Euro-Beträge”). Ich bin mir jedenfalls allein schon aus Erfahrung und Gefühl heraus zu 99 % sicher, dass die Kassiererin vom Kaiser’s, über die hier berichtet wurde, ihre Kassierarbeit besten Gewissens geleistet hat (sonst wäre sie nicht 31 Jahre im selben Laden beschäftigt gewesen, das könnt ihr mir glauben).

Hat gestern von Euch zufällig jemand Extra auf RTL geguckt? Da kam ein sehr interessanter Beitrag. Es ging um die “Toiletten-Damen” (Klofrauen) in großen Einkaufshäusern. Die verdienen einen Lohn unter 5 Euro und das Geld, was man denen ins Schälchen wirft, ist noch nicht mal für die Toiletten-Damen, sondern für einen “Boss”, oder eine Firma, die dahinter steht.
Die Toiletten-Damen sitzen den ganzen Tag vor dem Eingang der Toiletten, werden mit einer Kamera überwacht und müssen vor Feierabend ihre Taschen vorzeigen, damit sie auch ja kein Geld einstecken.
Was ich ziemlich krass fand, war eine Hochrechnung: In 10 Minuten hatte die Damen 4,80 € “verdient”. Rechnet man das auf einen Tag hoch, so kam man auf 450 Euro. Im Monat waren das schließlich ca. 11.000 Euro und im ganzen Jahr 140.000 Euro! Und das alles nur an einer der Toiletten!

Hättet ihr gewußt, das die Spende garnicht für die Klofrau selbst bestimmt ist?

LG Nasenbärin

d.h. ich brauch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich denen nichts gebe?

Ganz genau das heißt es.
Der Reporter fragte die Damen immer “Ist das für Sie?” Alle verneinten. Sie dürften nichts annehmen, sie wären nur dazu da, um Mitleid zu erregen und auf das Geld aufzupassen.
Die Sendung hatte in erster Linie große Kaufhaus-Centren unter die Lupe genommen; haben aber auch gesagt, dass bei kleinen (privat geführten) Gaststätten die Klofrauen das Geld sehr wohl behalten dürften.

Was ich gut finde, sind diese “Sani-Fair”-Toiletten auf den Autobahnraststätten. Man bezahlt 50 Cent und kriegt (neben dem Einlass zur Toilette) einen Wertbon, den man später im Shop gegen Waren einlösen kann.

Wobei ich auch auf die Seriösität der Sendung “Extra” eher nicht so viel geben würde. Man sollte mal einen “Extra”-Reporter undercover in die “Extra”-Redaktion schicken, um dort der Serösität der sog. investigativen Undercover-Beiträge nachzugehen. :wink:

Hab die Sendung auch gesehen. Ich glaube das mit den Toilettendamen trotz allem gerne. Wieso sollt’s dort fairer zugehen, als in Geschäften? Ich werf’ denen jedenfalls nix mehr ins Schälchen. Nur noch in kleineren Einrichtungen. Die 50-Cent-Scheißhäuser find’ ich übrigens auch hervorragend. Hab das neulich auf der Fahrt nach Bad Wiessee zum ersten Mal gesehen. Und sauber war’s auch!

@ Karli: Du hast das erste Mal ein Scheißhaus gesehen :XD: Scherz beiseite: Ich hoffe, dass die 50 Cent-Häuser noch viel weiter verbreitet werden. Finde es nämlich nicht okay, für ein “menschliches Bedürfnis” Geld zu bezahlen.

Übrigens hatten die in der Sendung bei einem Center (in dem ich auch schon war) genau gezeigt, wo sich die Kameras zur Überwachung der Toilettendamen befinden. Werde da beim nächsten Mal genau drauf achten.
Eine Frau meinte ja, sie säße dort nur, um auf das Geld aufzupassen; die Toiletten würde sie nicht reinigen.
Und genau diese Erfahrung deckt sich mit der Aussage der Frau, dass die Klos dort nicht sauber gemacht werden.

Dann spende ich doch lieber an anderer Stelle, wo ich weiß, welcher Zielgruppe es zu Gute kommt.

@ Karli
Das ist ja alles schön und gut was du schreibst. Aber in dem Artikel geht es darum, dass sie die Pfandbons eingesteckt haben soll. Kollegen sagen aus, dies gesehen zuhaben. Das sind die Fakten. Fertig.
Das was du beschreibst hat alles gar nichts mit dem Fall ansich zutun. Das sind Nebensachen die im Einzelhandel mal passieren können. Das die Mitarbeiter im Einzelhandel nicht gut behandelt werden hat damit auch nichts zutun.
Sie hat diese Bons einfach nicht einzustecken. Sie hat einen Fehler begangen und dafür kriegt sie eine Strafe. So ist das. Kein falsches Mitleid.

Dazu muss man natürlich die Vorgänge kennen. Ich nehme stark an, dass die Pfandbons bei der Kassenabrechnung (meist am Ende des Tages) berücksichtigt werden. Die Ein- und Auszahlungen werden per EDV mit sämtlichen eingetippten / eingescannten Angaben ausgedruckt, danach wird das errechnete Geld abgeschöpft. Wenn da bei einem Kassiervorgang beispielsweise drei Bons zuviel eingetippt wurden (was durch einen bloßen Tippfehler vorkommen kann), dann werden bei der Abrechnung drei Bons vermisst, ohne dass sie je existiert haben. Ich kann natürlich nicht zweifelsfrei sagen, dass die Frau unschuldig ist, da ich nicht selbst dabei war. Aber einzig und allein “Kollegen, die was gesehen haben”, sind für mich nicht Beweis genug, um einen Menschen fristlos auf die Straße zu setzen, der sich für mein Unternehmen über drei Jahrzehnte lang den Arsch aufgerissen hat. Aufnahmen einer Überwachungskamera oder vom Chef gefundene Bons in der Tasche der Kassiererin - DAS sind Beweise! Alles andere können ebenso gut Unterstellungen von Kollegen sein, die einen loshaben wollen und aufgrund des Kündigungsschutzes rechtlich keine andere Möglichkeit haben, als den unerwünschten Kollegen rauszuekeln oder ihm etwas zu unterstellen (passiert übrigens häufiger, als man denkt). Beispiel: Ich würde zu meinem Vorgesetzten rennen und sagen: “Sie, Chef, der Herr Müller hat heut’ den ganzen Tag nix gearbeitet!” Darauf schreibt der Chef, der den Herrn Müller eh schon auf den Tod nicht ausstehen kann, eine fristlose Kündigung wegen Arbeitsverweigerung. Wo bleibt der Beweis? Ich kann nicht verstehen, wie ein Gericht - gerade in Zeiten von massenhaftem Mobbing am Arbeitsplatz - solche Aussagen als “Beweis” akzeptieren kann. Die Kassiererin hätte allenfalls eine Abmahnung bekommen dürfen; und selbst die wäre in meinen Augen äußerst zweifelhaft gewesen. Für mich ist und bleibt diese Kündigung vollkommen ungerechtfertigt. Man sieht aber ja immer wieder, dass es heutzutage oftmals problemlos klappt, Mitarbeiter wegen “Gründen” à la Krankheit, unnachweisbarer Unzuverlässigkeit oder “unterschlagenen Pfandmarken” von heute auf morgen zu entlassen. Die Chefetagen können ihre Angestellten hingegen bespitzeln, mobben und verunsichern und werden dafür - wenn überhaupt - nur gering bestraft. Und DAS ist für mich eines der größten Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Arbeitnehmer wird immer mehr zum “bezahlten Knecht” der Arbeitgebers, anstatt zu seinem Angestellten.

Ich weiß nicht, du kommst von dem Einen zum Anderen.

Klar, wenn man im Einzelhandel gearbeitet hat leitet einen das wahrscheinlich dazu so zu reagieren, weil man ja weiß wie ungerecht die Leute behandelt werden.
Ich verstehe bloß nicht warum sich jetzt wieder alle Menschen an so einer Meldung aufhängen und dieser Frau jetzt beistehen wollen.
Wenn sie etwas zu unrecht getan hat muss sie dafür bestraft werden. Ich kann nur davon ausgehen was in den Medien gesagt wird. Und da wird gesagt, dass ein Kunde die Bons vergessen hat und sie diese eingesteckt hat. Also hat sie geklaut. Wenn sie das als Privatperson gemacht hätte, kein Problem, selbst Schuld, wenn der Typ seine Bons vergisst. Aber im Dienst geht es halt mal nicht. Und jetzt sind es 1,30 Euro. Und dann verzeiht man ihr. Und wieviel sind es das nächste Mal?? Vielleicht 10 Euro?
Außerdem kann man ihr Verhalten nicht damit entschuldigen, dass ja im Einzelhandel die Mitarbeiter so schlecht behandelt werden.

Wie kann es kommen, dass eine Angestellte für knapp 2€ sofort gekündigt wird, aber Manager und Banken Millionen in den Sand setzen und es passiert NICHTS :question:: Achso doch es passiert was, der kleine Mann darf es dann ausbaden!

Irgendwas (irgendwas) laffd do verkehrt (laffd do verkehrt).
Irgendwas ist da los, und alle san verunsichert!
Irgendwann, irgendwo, war des ja scho olles do!
Irgendwie is’ zum rean, daß die Leut ned g’scheiter werd’n!

Tja, wie kommt das wohl? Man muss bloß die richtigen Leute kennen.

Ich entschuldige nicht ihr eventuelles Verhalten :wink:. Ich sag nur, dass das kein Beweis ist. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Mensch dann bestraft wird, wenn irgendjemand, der ihn nicht leiden kann, was schlechtes über ihn sagt? Und wie Daniel schon so richtig festgestellt hat: Die großen Haie, die Millionen und Milliarden in den Sand setzen und ganze Konzerne damit in den Ruin treiben, bekommen oft als “Belohnung” dafür sogar noch Abfindungen, wenn sie rausgeschmissen werden. Bei denen sollte man anfangen - und nicht bei 'ner Kassiererin, die Pfandbons im Wert von 1,30 Euro eingeschoben haben soll, was nicht mal nachgewiesen werden kann.

Für die weitere Diskussion vielleicht mal eine relevante Information:

“Der Einzelhandelskonzern habe nicht einfach auf einen bloßen Verdacht hin gekündigt, sondern er habe im Falle von Barbara E. objektive Tatsachen ermitteln müssen, ehe der Kassiererin gekündigt werden durfte. Sowohl drei Zeugen, als auch das Kassenjournal und ihre Aussagen selbst hätten das Gericht davon überzeugt, dass ihr der Arbeitgeber zu Recht fristlos gekündigt habe, auch wenn es lediglich um einen Schaden von 1,30 Euro gegangen sei.” (http://www.tagesschau.de/inland/kassiererin100.html)

Die gute Dame hat die Missetat also offensichtlich selbst zugegeben…

So, bin wieder raus, Pfandflaschen wegbringen.

So ganz nebenbei: Weiß eigentlich zufällig jemand, was die Gerichtsverhandlung gekostet hat :mrgreen:?

Also, um die Diskussion mal auf eine objektive Grundlage zu stellen, hier die unwiderruflichen Fakten (ich habe den Prozess schon seit einigen Monaten regelmäßig verfolgt):

- Die Kassiererin hat die ‘Tat’ nicht zugegeben, sondern bis zuletzt bestritten.
- Auch die anderen vor Gericht gemachten Aussagen waren nicht als Beweis tauglich. Dass Gericht hat in seiner Urteilsverkündung selbst bestätigt, dass der Urteilsspruch nicht auf einem Beweis, sondern lediglich auf einem “dringenden Verdachtsmoment” beruht.
- Die Geschäftsführung hat die betroffene Kassiererin exakt 3 Tage nach dem Bekanntwerden des Verschwindens des Kassenbons belastet. Dazu muss man wissen, dass es eine gesetzlich vorgeschriebene Frist gibt, Video-Aufzeichnungen aus dem Laden 3 Tage zu archivieren. Mit anderen Worten: Die Kündigung wurde exakt in dem Moment ausgesprochen, nachdem die Aufnahmen vernichtet wurden. Wenn die Geschäftsführung einen Videobeweis zur Hand gehabt hätte (der Bon lag vorher einige Wochen auf dem Schreibtisch im Büro rum, nachdem er zuvor im Laden gefunden wurde, auch das Büro wurde videoüberwacht!), warum vernichtet man diesen dann, um direkt danach eine Kündigung auszusprechen, welche durch dieses Beweismaterial gerechtfertigt würde?
- Die betroffene Kassiererin hat kurz vor ihrer Kündigung an gewerkschaftlichen Streikaktionen teilgenommen. Die “Streikbrecher” aus der Filiale wurden dafür laut Zeugenaussagen von der Filialleitung zum Bowlen eingeladen und wurden als Gegenleistung aufgefordert, Unregelmäßigkeiten im Verhalten der Streikenden regelmäßig an die Geschäftsleitung zu melden. Bereits seit Oktober 2007 stand die gekündigte Kassiererin aufgrund ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten auf der schwarzen Liste des Unternehmens.

Allein diese Tatsachenbestände machen das Urteil aus meiner Sicht zu einer kompletten Farce. “Im Zweifel für den Angeklagten” scheint offenbar in Deutschland nicht zu gelten, wenn der Kläger entsprechenden politischen Einfluss besitzt. Niemand kann beweisen, dass die Kassiererin die Pfandbons nicht eingesteckt hat. Umgekehrt gibt es aber auch keinen Beweis dafür, dass sie es getan hat. Dieser Aspekt, verbunden mit der generellen Bedeutung für die Auslegung unklar formulierter Arbeitnehmerrechte in Deutschland, macht das Urteil zu einem Präzedenzfall. Es geht hier nicht allein um die Frage der Bestrafung eines Individuums, welches sich illegal verhalten hat. Das Urteil wird eine gewaltige Auswirkung auf das gesamte Arbeitsrecht in Deutschland haben!

Neben den Fakten sprechen meines Erachtens aber nichtsdestotrotz auch moralische Erwägungen dafür, im Sinne der Kassiererin zu urteilen, und zwar SELBST WENN es erwiesen wäre, dass sie die Pfandbons tatsächlich eingesteckt hätte. Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass das deutsche Recht von seiner Ursprungsidee eigentlich darauf ausgelegt war, die entsprechend Schwächeren gegenüber den Stärkeren zu schützen. Umgekehrt kann schließlich auch niemand seinen Arbeitgeber verklagen, wenn dieser seinen Mitarbeitern spontan das Weihnachts- oder Urlaubsgeld streicht. Und da geht es nicht um 1,30, sondern um sehr viel mehr Geld. Und, Chrissy, es geht hier nicht um Mitleid mit einer Person… Und zum Thema Vertrauensverhältnis: wer bricht eher die Vertrauensgrundlage? Die Mitarbeiterin, die 1,30 Euro einsteckt (bzw. lediglich diesbezüglich verdächtigt wird), oder die Filialleitung, die ihre Arbeitskollegen auf sie ansetzt, weil sie von ihren gesetzlich festgeschriebenen Arbeitnehmerrechten (gewerkschaftliches Engagement) Gebrauch macht? :unamused:

Danke, Björn. Du hast es wirklich perfekt auf den Punkt gebracht!

Das hab ich anders verstanden. Soweit ich es verstehe, ist dieses Konstrukt der Verdachtskündigung seit Jahren gängige Rechtssprechung, auch mit Segen vom Bundesgerichtshof. Und auf dieser Rechtssprechung baut das Urteil der Richterin auf. Sie sah in diesem Fall objektive Tatsachen vorliegen, die den Verdacht begründen.

Nach „Im Zweifel für den Angeklagten“ klingt diese Rechtssprechung tatsächlich nicht so richtig. Diese Argumentstationskonstruktion, dass alleine der auf objektive Tatsachen beruhende Verdacht ausreicht für eine fristlose Kündigung, leutet mir überhaupt nicht ein. Entweder jemand hat etwas strafbares getan, dann kann er verurteilt werden und muss die Konsequenzen tragen. Oder ihm kann nichts nachgewiesen werden und wird nicht verurteilt. Irgendwo kann ich schon verstehen, dass im Berufsleben die Situation etwas komplizierter ist, da dort so manches sicherlich nicht so leicht aufzudecken ist. Aber trotzdem fehlt mir da momentan das Verständnis… Da muss ich nochmal genauer nachbohren, was das soll.

Mehr dazu: Bericht vorher http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/744/459386/text/ Bericht nachher: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/822/459464/text/

Hierzu ein interessanter Kommentar von Heribert Prantl (war selbst Richter): http://www.sueddeutsche.de/politik/923/459564/text/

Ganz einfach: Das erste in eine Straftat, das zweite sind falsche Entscheidungen und vielleicht sogar Inkompetenz. Dummheit ist nicht strafbar und wird auch nicht sanktioniert, wenn man sie gut kaschiert und die Schuld auf andere schiebt. Das lernt man schnell in gewissen Kreisen. :wink: