Ui, eine ganz schwierig zu beantwortende Frage - bzw. eigentlich nicht unbedingt schwierig, aber zumindest gibt es unterschiedliche Phasen, die auf ihre je eigene Weise einen unglaublichen Reiz auf mich ausgeübt haben…
Kennengelernt habe ich die EAV 1986 mit “Geld oder Leben” - und nimmt man “Liebe, Tod und Teufel” dazu, kann ich mich bis heute an keine EAV-Zeit erinnern, die eine derartige Faszination auf mich ausgeübt hat! Hat wohl sicher auch viel mit meinem zum Veröffentlichungszeitpunkt von GoL zarten Alter von 10 Jahren zu tun, in welchem mich diese Mischung aus Kostümen, Texten, Musik, Shows… - einfach der Gesamteindruck, den die Jungs abgeliefert haben, so dermaßen berührt und fasziniert hat, dass es ganz schwer in Worten zu beschreiben ist. Bei der Pinguin-Tour hab ich die EAV das erste Mal (noch in Begleitung meiner Mutter… ) live erlebt und das war zu dem Zeitpunkt sicher eines der nachhaltigsten Erlebnisse meines Lebens! Also, in diesem Sinne würde ich sagen, dass das für mich - von der Art des Erlebens her - die beste und faszinierendste Phase der EAV war! Auch die Besetzung der Band zu diesem Zeitpunkt ist für mich bis heute die beste und authentischste aller Zeiten - ja, Anders Stenmo oder auch Eik Breit waren keine außergewöhnlichen Musiker, aber sie haben die Idee, das Lebensgefühl EAV, mit jeder Faser ihres Körpers gelebt und ausgestrahlt! Und ohne Anders Stenmos parodistische Darbietungen wäre die EAV nie die EAV gewesen!
Diese ganze Faszination, die mich in dieser Phase gepackt hat, hat bis Mitte der 90er Jahre noch nachgewirkt, obwohl die Phase nach “Liebe, Tod und Teufel” und vor “Nie wieder Kunst” musikalisch und textlich insgesamt eine eher mittelmäßige war (ausgenommen die großartige Neppomuk-Tour, die zweite Tour, in der ich die EAV live erleben durfte!) - ich muss allerdings auch Karli recht geben, dass “Nie wieder Kunst” dann für einiges entschädigt hat: großartiges, oft zu sehr unterschätztes Album!
In der Phase nach “Nie wieder Kunst” bis 2003 bin ich dann zwar immer am Ball geblieben, war aber auch ein wenig “EAV-müde”, wenn man das so nennen darf - die ganz große Faszination ist da ausgeblieben. Und dann kam “Frauenluder”, ein Album, das mich absolut umgehauen hat! Musikalisch seitdem für mich ohne Frage die beste EAV aller Zeiten (ich steh auch viel eher auf die rockigen Sachen der Jungs), textlich in vielfacher Hinsicht zumindest tendenziell ein wenig “back to the roots” - womit wir bei der Phase vor 1985 wären:
Mit dieser Phase habe ich mich ganz stark vor allem zwischen 1988/89 und 1995 beschäftigt, als es mit “Neppomuks Rache” und “Watumba” im Vergleich zu der vorher ausgeübten Faszination ein wenig bergab ging. Die Phase mit “Café Passé” und “Spitalo Fatalo” ist für mich textlich und von der Botschaft her das Beste, das die EAV jemals gemacht hat - und das ging meines Erachtens auch nur mit der damals existierenden Besetzung, ganz egal, ob es sich dabei um Mörderdrummer gehandelt hat oder nicht…
Also, um es mal zusammenzufassen, es gibt für mich drei wesentliche Aspekte, die für mich die EAV ausmachen und für die ich die EAV liebe. Das sind:
- erstens: die politische EAV - und dafür steht für mich die Phase 1980 bis 1983 an allererster Stelle, gefolgt von der Zeit seit Frauenluder;
- zweitens: der ganze eigene musikalische Stil der EAV. Diesen hat sie eigentlich zu jedem Zeitpunkt verkörpert, am hochwertigsten aber klar mit der Phase seit Frauenluder, weil seitdem einfach die besten Musiker dabei sind;
- drittens: der Stil, das Erscheinungsbild der Band - und in dieser Hinsicht wird meine kindliche Faszination aus der Phase 1986 bis 1988 nie zu toppen sein!
Aus all diesen Gründen ist wahrscheinlich auch “Spitalo Fatalo” bis heute das für mich beste Album aller Zeiten der EAV, weil es diese 3 Faktoren wohl am besten vereint hat: textlich sowieso das Beste, was die Jungs je gemacht haben, musikalisch für mich eigentlich auch (obwohl die Umsetzung mit der heutigen Besetzung natürlich noch grandioser klingen würde), und vom Auftreten und den Kostümen her in gewisser Weise schon die vorgezogene Geburtsstunde der ein paar Jahre später folgenden großen Shows!