Vor über 15 Jahren

Vielleicht. Ich glaube in einer Podcast-Folge hat es Thomas schon einmal angesprochen: Himbeerland ist von Frank Zappas Cruising with Ruben & the Jets inspiriert bzw. daran angelehnt. Als großer Zappa-Fan war es langgehegter Wunsch ebenfalls einmal etwas in diese Richtung zu machen; in dem Fall mit der EAV - denn ihr Stil ist der Stilbruch. Auch Zappa bezeichnete dieses Konzept-Album nebst vier anderen Veröffentlichungen als ein mit „No Commercial Potential“ ausgezeichnetes Werk.
Ob die EAV-Variante Himbeerland, sei es als Schlager-Parodie oder als Ruben&the-Jets-Nachempfindung, nun gelungen ist oder nicht - wieder 'ne andere Sache. Meiner Meinung hätte man es auch durchaus radikaler und bunter gestalten können … Und musikalisch hätte man einige Einflüsse vom Zappa-Album neben können. Insbesondere den des Doo Wop. :mrgreen:

Wenn man bedenkt, wo die EAV Anfang der 2000er stand, find ich meine Aussage durchaus passend. Sowohl Himbeerland als auch Gruftgranaten waren musikalisch unterstes Niveau und man hat sich selber weiter in eine Ecke getrieben aus der man eigentlich raus wollte. Dazu kamen die ewigen, leidigen Besetzungswechsel (fairerweise muss man natürlich sagen, dass es vorher auch schon Besetzungswechsel gab, aber Mitte/Ende der 90er war alles sehr chaotisch). Anstatt eine handfeste Band zusammenzustellen und wieder in die Original-Schiene der EAV zu gehen, wurde hier leider ziemlich viel Glaubwürdigkeit verspielt. Wenn man bedenkt, wie gut die letzte Besetzung und wie eingespielt sie durch ihre Konstanz von 10 Jahren Zusammenarbeit war (gerade die Neue Helden Show!), ist es schade, dass da so einige Jahre weggeworfen wurden. Wem Himbeerland gefällt, der soll und darf natürlich seine/ihre Freude damit haben. Für mich wär diese Richtung nichts mehr gewesen.

Von immer selbem Trott (im Falle einer früheren Reorientierung zur früheren EAV-Musik) kann aber mMn nicht die Rede sein. Die Musik der EAV hat sich ja über die Jahre immer wieder verändert. Nur war halt Himbeerland schon ein ziemliches Extrem.

Ich denke das sich in der Zeit auch die Sichtweise für Musik total geändert haben.
Das EAV-Publikum passte in die Zeit der 80er oder frühen 90er… neue Musikrichtungen kamen auf:Techno,Hip-Hop,BritPop, die ganzen neuen Metal-Richtungen… dann eben die Schlagerschiene und und und
Das ist bei anderen (guten) Bands genauso… Das Interesse war einfach nicht mehr so intensiv, zu dem kam man von einer Band nicht ständige Leistung erwarten.
Jede Band hat einfach mal ihren Zenith. Schau Dir doch heute mal die Bands an die einen Comeback-Versuch starten…
wenn Du keinen ganz grossen Namen hast oder eine riesengrosse Fanbase, dann geht der Schuss eben nach hinten los.
“Frauenluder” ist ein richtig gutes Album, genauso wie “Neue Helden”… aber die Zeiten haben sich auch mit dem Internet dermasen geändert.
Wertschätzung für Musik?!? fast keine mehr… jeder Scheiss wird kurz vermarktet (siehe diverse Casting-Shows)
In dem Sinne muss man froh sein, dass es die “EAV” noch gibt und sie Concerte spielen oder mal ein Album rausbringen.
Sicher lebt auch die EAV von ihren alten Hits, aber ich sehe Dinge da ganz trocken-realistisch…
Und so schlecht sind die “Gruftgranaten-Sachen” auch nicht…

@eierfranz: Ich gebe dir insofern recht, als dass man sich zu dem Zeitpunkt eine neue Stamm-Truppe hätte suchen und sich mehr auf seine ursprünglichen Qualitäten hätte besinnen sollen. Andererseits wurden diese ganzen Besetzungswechsel sicher nicht absichtlich herbeigeführt. Soll heißen: Dass ein Anders Stenmo nach der Genesung seines Hörsturzes nicht mehr zurück auf die Bühne wollte, ist das zu respektieren. Und dass man sich damals von Andy Töfferl (möge er in Frieden ruhen) getrennt hat, war auch gut nachvollziehbar. Und natürlich waren Tom und Klaus besetzungstechnisch irgendwo auch ein bisschen verwöhnt. Es gab zwar in den 90ern ein paar Wechsel im Keyboard-Gespann, aber die restliche Truppe war ja nach wie vor die, mit der man angefangen hat. Um 1996 - 1998 herum musste man dann relativ plötzlich fast die ganze Band nachbesetzen. Ich stell mir das nicht so einfach vor.

Das Gruftgranaten-Album find ich ganz gut gelungen. Im Prinzip besteht die Scheibe ja aus einem Element, das die EAV auf ihren Konzerten immer hatte, welches ihnen mittlerweile leider nach und nach fast - in der letzten Show sogar komplett - abhanden gekommen ist: Parodien auf andere Künstler. Bei der Gruftgranaten-CD wurde dieses Element nur auf Album-Länge gestreckt. Das kann man mögen oder nicht mögen. Aber etwas “neues, schlechtes” war das Album auf keinen Fall. Auch wenn ich sagen muss, dass dieses Projekt noch besser geworden wäre, wenn man sich dafür ein paar alte Hasen, insbesondere Eik Breit und Mario Bottazzi, mit ins Boot geholt hätte, die auf diesem komödiantischen und parodistischen Bereich gelänzt haben, wie kein EAVler mehr nach ihnen. Nicht umsonst hat man die alte Heller-Parodie, gesungen von Eik Breit, für die Gruftgranaten nicht neu eingesungen, sondern in der Originalaufnahme mit Eik übernommen.

Ansonsten sehe ich es wie Froschregen: Die späten 90er und die frühen 2000er waren, aus heutiger Sicht betrachtet, wohl einfach die falsche Zeit für die EAV. Die hätten in diesen Jahren vermutlich alles machen können und hätten damit keinen großen Erfolg gehabt. Siehe Let’s Hop: Die alten Hits wurden mit Hilfe von erfahrenen DJs und Produzenten ins damals moderne Gewand gebracht. Man mag davon halten, was man will, aber es schien wohl als die sicherste Methode, Erfolg zu haben - und ist dennoch gefloppt! Mitte der 2000er haben sich denke ich der Musikmarkt und das Musikempfinden vieler Leute zumindest in Teilen wieder etwas aufgelockert, deutschsprachige Produktionen waren wieder mehr im kommen und vergleichsweise “melodiösere” Songs rückten wieder etwas mehr in den Vordergrund. Dazu kam, dass Künstler nahezu aller Genres aufgrund stark rückgängiger CD-Verkäufe quasi dazu gezwungen waren, wieder mehr zu touren. All diese Umstände waren denke ich sehr zuträglich für das 100 Jahre EAV-“Comeback” 2005.