Trauriger Vorfall bei Stuttgart - Wiedermal Diksussion über den Auslöser

Nach dem erschütternden Fall gestern bei Stuttgart, ist wieder die Diskussion entfbrannt: Was sind wohl die Ursachen für solch schreckliche Taten?

Als Schuldige werden (wieder) Computerspiele und Filme dahingestellt:
http://www.chip.de/news/Amoklauf-bei-Stuttgart-Ego-Shooter-als-Ausloeser_35380917.html

Was denkt ihr darüber? Inwiefern gibt es einen Zusammenhang, oder auch nicht?

Ich finde die ganze Sache auch furchtbar. Als künftiger Lehrer macht man sich schon Gedanken. Zum einen natürlich, wie man selbst als Betroffener reagieren würde, wie man mit sowas fertig werden würde und wie schwierig das wäre auch z.B. Trauerarbeit mit den Schülern zu leisten.

Zum anderen natürlich die Frage, was da dahinter steckt und wie man sowas verhindern kann. Die einzige Möglichkeit liegt m.E. in der Prävention. Aber gerade so unauffällige Jugendliche machens den Sozialarbeitern schwer, da sie irgendwie durchs Raster fallen.

Spiele, Musik, Filme, etc. heranzuziehen halte ich für fragwürdig, kann mir jedoch vorstellen, dass im ungünstigen Fall, wenn die Person psychisch so labil ist, die Medien einen Auslöseeffekt haben könnten. Zum anderen denke ich, dass Jugendliche, die sich ewig von der Außenwelt abschotten und nur noch Zocken, also wenig soziale Kontakte haben, auch anfällig für sowas sein könnten.

Die Berichterstattung und das Ausschlachten der Tragödie ist natürlich ein ganz anderes Kapitel. Hier hab ich mir nur gedacht, wie gut dass der Täter kein Ausländer war. Ohje, was wäre das für ein gefundenes Fressen für die rechte Szene…

Ich halte es da mit meinem Lieblings-Kabarettisten Hagen Rether, der es bereits gewusst hat (ab 2:10):

http://www.youtube.com/watch?v=fBEPjfxeYuE

Furchtbar, was da immer wieder passiert. Und furchtbar, dass es immer mehr “alltäglich” wird. Zur Horrorfilm- und Videospiel-Theorie: Sicherlich kann das ein “Auslöser” für eine Tat sein. Aber nicht die Ursache. Leute, die Massenmorde begehen, hätten das in den meisten Fällen früher oder später so oder so getan, auch ohne bestimmte Filme und Spiele. Davon bin ich überzeugt. Natürlich ist es bequem, es auf die Unterhaltungsindustrie zu schieben. Aber ich bin selbst ein großer Horror-Fan und liebe Filme wie “Halloween”, “SAW” oder “Freitag der 13.”. Ich renn trotzdem nicht mit 'ner Knarre durch die Gegend und baller Leute ab, weil ich klar zwischen Film und Realität unterscheide. Auch ich war in der Schule unangepasst und wurde teils massiv gemobbt; habe also Erfahrung mit solchen Dingen. Und ich bin überzeugt, dass da ein großes Stück der “Gründe” für solche Taten begraben liegt. Ebenso bei Lehrern, die tatenlos zusehen und in den Elternhäusern, die sich teilweise nicht mehr dafür interessieren, was ihre Kinder den ganzen Tag so treiben. Erziehung ist hier gefragt! Das und mehr sind Faktoren, die zu beachten sind. Aber wie Hagen Rether gesagt hat: Jetzt wird ein paar Wochen getrauert, sich das Maul darüber zerrissen - und danach geht’s wieder TATENLOS zum Alltag über! Ebenso, wie heute kaum noch ein Mensch nach dem 11. September und dem mehr als fragwürdigen Irakkrieg kräht. Auf die Art und Weise wird sich nie was ändern.

@Karli Morgen ist Freitag der 13. Müssen wir jetzt Angst haben? :wink:

Richtig, Prävention ist hier ganz wichtig! Wer in der Schule gemoppt wurde, kann sicherlich gut nachvollziehen warum Leute amoklaufen. Ich war auch oft das Opfer und wenn ich einen anderen Charakter hätte…da kann ich mir gut vorstellen, dass es bei anderen Leuten so ausgeht wie z.B. gestern. Sehr schlimm, dass Lehrer nur zugucken oder die Kinder nicht ernstnehmen. Meine Lehrerin hat mich auch nicht ernstgenommen und meinte nur, ich solle vor dem Problem nicht weglaufen und mich dem stellen. Super Tipp mit 13, wenn man schüchtern ist. Und dann muss der Lehrer halt auch dranglauben…

Man sollte in diesem Land generell verbieten, dass man Waffen zu Hause aufbewahren darf. Wenn der gute Herr Vater in einem Schützenverein ist, warum kann er seine Waffen nicht dort einschließen?! Warum hat er dem Kind den Umgang mit Waffen quasi noch beigebracht? Sehr verantwortungslos. kopfschüttel

Computerspiele, Horrorfilme und so nen Kram kann man nicht verteufeln. Wie Zwolch schon meinte, es gibt sicherlich Leute die damit nicht umzugehen wissen, aber deshalb alles verbieten? Das ist der einfachste Weg, einfach verbieten! Wenn ich das Wort “Killerspiel” schon höre kommt mir alles hoch. Und Leute die nichts mit Computern zutun haben glauben sowas auch noch…schlimm…

@Chrissy: Morgen sieht mich ja erstmal nur Alex :mrgreen: :wink:.

Was ich auch noch sagen wollte: Es gab auch in den 70ern, 80ern schon solche Filme. Und seit Heimcomputer und Konsolen verbreitet sind (80er), gibt es Spiele mit gewalttätigen Inhalten. Seit den 90ern dann sogar schon mit halbwegs realitätsnaher Grafik. Zu diesen Zeiten lief auch nicht jedes Jahr an 'ner Schule jemand Amok oder hat einfach mal so jemanden umgebracht. Sicher kamen auch Gewalttaten vor, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie heute. Von daher finde ich es einfach lächerlich, es auf so was zu schieben. Fime dieser Art gibt’s seit mindestens über drei Jahrzehnten, die Spiele auch schon seit gut zwei. Nur war die Welt damals noch eine etwas andere. Die Jugend konnte anders mit diesen Medien umgehen, weil sie entsprechend erzogen wurde und die Schulen noch etwas besser waren. Man redet über Kinder, die den ganzen Tag vor’m PC sitzen und blutige Spiele daddeln. Oder sich DVDs angucken, die mit “ab 18” oder gar mit “strafrechtlich unbedenklich” die FSK passiert haben. Doch wer redet mal über die Eltern, die es zulassen, dass ihre Sprösslinge sich zu Hause (!!) solches Material reinziehen? JEDES Videospiel und JEDER Film, die in Deutschland erhältlich sind, haben eine Altersfreigabe! Und es ist Aufgabe der Eltern darauf zu achten, was ihre Kinder tun! Ich hab’s satt, dass in den “normalen” Geschäften zum großteil nur noch die geschnittenen Versionen der Filme rumstehen, die teilweise bis zur Unkenntlichkeit verkürzt wurden. Wieso denn? Wenn ich 18 bin, darf ich doch kaufen, was ich will! Und wenn ich unter 18 bin, dann muss ich’s eben lassen. Man wird in diesem Staat als erwachsener Mensch bevormundet, wie ein Grundschulkind! Ich muss mich als Horror-Fan (ich mag das nun mal gerne) echt mal für die Szene einsetzen! Die Regisseure, Drehbuchautoren und Darsteller, die ganz nebenbei auch noch ihre Brötchen damit verdienen, brauchen Monate bis Jahre, um Filme zu konzipieren, gestalten und umzusetzen. Oft in Low-Budget-Produktionen, wo wirklich mehr das Herzblut als das Geld im Vordergrund steht. Und dann kommen die Schnibbelmänner von der FSK und schneiden mal “locker vom Hocker” 10 Minuten aus so 'nem Film raus, der dann hier in Deutschland zum regulären Preis im Kino angeschaut werden kann, nur weil die Eltern nicht richtig auf ihre Kinder aufpassen oder Lehrkräfte versagen (hier übrigens 100%ige Zustimmung von Chrissys Aussage). Zur Zeit ging der Trend glücklicherweise wieder hin zu “uncut”. Aber ich weiß jetzt schon, was nach diesem Vorfall passieren wird. Unser Schulsystem, unsere Lehrer und die Eltern der Kinder werden sicher kaum hinterfragt werden!

So, Frust abgelassen :imp:!!

Ich bin genau an den Tag weggefahren, als dieser schreckliche Vorfall passierte und bin - wie wahrscheinlich jeder, der Kinder hat - ziemlich geschockt.
Natürlich fragt man sich, wie sowas passieren kann und ob die eigenen Kinder auch mal in eine Situation kommen könne, in der sie so wie dieser Tim agieren. D.h. man fragt sich, was man alles falsch gemacht hat :cry:

Mein Kinder haben beide einen Computer und beide spielen nicht gerade Benjamin Blümchen :question: O.k., meine Tochter spielt die typischen Mächenspiele, aber mein Sohn hat schon einige nicht gerade “alters-adequate” Spiele. Was mir halt wichtig ist: keine Spiele ab 18 (dazu ist er dann doch einfach noch zu jung, da gab es auch schon etliche Diskussionen wegen GTA4) und (eigentlich) keine außschließlich kriegsverherrlichende und gewaltverherrlichende Spiele. Ich gebe aber zu, dass ich - im Gegensatz zu vielen Eltern - nicht ultrakonsequent bei meinen Regeln bin (wenn es überhaupt solche gibt :neutral_face:). Und ich halte auch nichts von solchen “Zeitbeschränkungs-Regeln” die viele Eltern aufstellen. D.h. wenn meine Kinder nichts Besseres (wie z.B. lernen :wink: ) zu tun haben und Lust dazu haben, können sie den ganzen Tag in irgendeinen Monitor glotzen - irgendwann wird es ihnen von selbst zu blöd. Mein Sohn durfte auch diese ziemlich brutal aussehenden Softairs haben - mit der Auflage, nie auf Lebewesen darauf zu halten - was er auch gemacht hat. Inzwischen liegen diese Dinger rum und interessieren nicht mehr.
Und bei meiner Tochter ist das eh keine Frage, die würde am liebsten die ganze Welt retten.
Was ich halt versuche, dass ich ein möglichst gutes Verhältnis zu ihnen habe - und das trotz Pubertät. Ich kann es natürlich nicht genau sagen, aber ich glaube nicht, dass meine Kinder jemals so etwas Schreckliches tun könnten (o.k., das haben die Eltern vn Tim wahrscheinlich auch gesagt). Aber wenn mein Sohn zugegen ist, darf nicht das noch so kleine Insekt (wie z.B. eine Fliege oder eine Zecke) getötet werden. Er ist zwar nicht der große Guru in der Klasse, aber durchnittlich beliebt mit durchschnittlich vielen Freunden und wenn er jemanden mit Schwierigkeiten sieht (z.B. ein Neuer in der Klasse) versucht er soweit wie möglich zu helfen. Ich bin bei beiden sehr froh darüber, eine ziemlich ausgeprägte soziale Komponente zu entdecken. Hoffe ich zumindest…

Auf der anderen Seite sehe ich wie meine Schwester als Sozialpädagogim ihren Sohn erzieht. Sie hat mit Technik absolut nichts am Hut und nach vielen Kämpfen hat ihr Sohn durchgesetzt, dass er jetzt mit 12 Jahren einen Computer bekommt. Allerdings ziemlich ohne Spiele, weil das Installlieren ja wieder schwierig ist. Er darf maximal eine halbe Stunde am Tag Computer spielen und Fernsehen, ansonsten hat er sich mit der “Natur” zu beschäftigen. Mit dem Effekt, dass er dann zu seinen einen Kumpel geht, den er hat, und dort Spiele ab 18 spielt, wie er letztens meinen Kindern erzählt hat. Dadurch, dass er beim Fernsehprogramm und bei Elektronik-Spielen nicht mir reden kann, ist er ein ziemlicher Außenseiter. Und als er letztens da war und mit meinem Sohn am PC gespielt hat, war der ziemlich erstaunt, wie aggressiv sein Cousin war, dass es ihn beim Spielen hauptsächlich darum ging, andere nieder zu metzeln mit Sprüchen wie “Stirb, du Schwein” und ähnlichen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass das Kind, nachdem es sonst nichts zum Punkten hat, versucht durch besonders hartes Auftreten cool zu erscheinen. Eine Tatsache, die meiner Schwester irgendwie total entgeht.

D.h. was ich sehe, dass viele Eltern viel zu viel nach dem Regel-Buch als mit Fingerspitzen-Gefühl erziehen. Und nachdem sie ja nach den Regeln alles richtig machen, kommen sie auch nicht auf die Idee, dass bei ihr Kind irgendwelche Probleme haben/machen könnte.

Auf der anderen Seite sehe ich das Problem bei einer Gesellschaft, in der es immer mehr wichtig ist, Ellbogen zu zeigen. Und entsprechend werden auch die Kinder erzogen. Ich sehe immer wieder fassungslos, wie Kinder andere physisch uns psychisch unter Druck setzen und die Eltern mit stolz geschwellter Brust daneben stehen. Letztens habe ich ein Gespräch zwischen zwei Müttern mit bekommen, bei der die eine voller Stolz erzählte, dass ihre Tochter “ganz genau wüßte was sie will und das auch durchsetzen würde”. Und sie hat sich beklagt, dass jetzt ein etwas schüchterneres Mädchen nicht mehr mit der Tochter spielen will und es unverständlich fand, dass die Eltern das auch noch unterstützen, weil das “schwache kleine Mädchen so nie lernt, sich durchzusetzen”.
Diese Haltung finde ich wiederum unverständlich :unamused: Ich finde immer noch, dass Verständnis, Einfühlungsvermögen und Rücksichsnahme Werte sind, die man seinen Kindern vermitteln sollte. Mit dieser Haltung schade ich zwar meinen Kindern, weil sie damit spätestens im Berufsleben Probleme haben werden, dafür kann ich aber ruhig und mit guten Gewissen schlafen. Aus persönlicher leidvoller Erfahrung hasse ich Menschen in jeder Altergruppe, die meinen, dass sie etwas Besonderes sind, wenn sie auf aneren rum trampelt, unterdrücken und lächerlich machen - kurz, andere mobben.
Und ich verstehe nicht, wie Eltern und Erzieher bei sowas die Augen zumachen und nicht einschreiten.

Kurz gesagt, für mich gibt es zwei Ursachen für solche Katastrophen:
Einmal die Eltern, die ihre Kinder durch all zu strenge und konsequente Erziehung in eine Außernseiter-Rolle drängen, nicht sehen, dass gerade das Verbotene interessant ist und sich überhaupt nicht dafür interessieren, was in ihren Kindern vorgeht.
Auf der anderen die Eltern und Erzieher, die hilflos daneben stehen uns zusehen, wenn diese Außenseiter von den vermeintlichen Starken und Anführern gemobbt werden.

Aber das ist nur meine private Meinung und ich habe keine Ahnung, ob das auch stimmt und ob ich es nicht zu einfach sehen…

Seh ich auch so, Almut :slight_smile:!