Nürnberg, 17.02.2015

So, bevor ich mich gleich ausführlich äußere, zum Einstieg ein m.E. bodenloser Verriss der Nürnberger Nachrichten

Na, der kennt sich ja ganz hervorragend aus. Keine Ahnung, aber hauptsache eine Meinung…

So, nachdem ich wieder klar denken kann, gibt es jetzt eine ausführliche Review zum gestrigen Abend.

Ich habe ja im Vorfeld versucht mich von Spoilern jeglicher Art fernzuhalten und war gespannt „wie a Schirm“.

Die Meistersingerhalle ist sehr schick. Halt ein Konzertsaal, der nicht auf Rock-Produktionen ausgelegt ist. Dementsprechend war es nicht gestattet Getränke mit rein zu nehmen. Gut, weil es dadurch wirklich sehr ruhig im Publikum war. Schlecht weil, naja, hätte schon ein paar alkfreie Biere zu mir genommen. Meine Frau hat sich vor dem Konzert im Foyer noch mit Cocktail und Limo eingedeckt (wir wussten das vorher nicht) und musste dann alles schnell in sich reinschütten. Hab ich sie halt zum Platz getragen, sie verträgt noch weniger als ich :slight_smile:

Der stimmungsvolle Bühnenaufbau machte Lust auf das was jetzt kommen sollte.

Der Showstart war fulminant mit den Werwölfen und dem gut arrangierten, rockenden Opener.

Theater hatte ich an dieser stelle überhaupt nicht erwartet, kam aber gut an, vor allem das akkustik-Arrangement gegenüber dem Opener. Tom hat mir in der Rolle des „Asylanten“ gut gefallen.

Banküberfall war vorhersehbar, hätte ich jetzt gern gegen die Vollversion von Kerkermeister eingetauscht, aber wurscht, viele hats sicher gefreut.

Alk-Medley fand ich insgesamt zu früh im Set. Sehr gefreut hab ich mich über „ja ja der Alkohol“. Interessant / verunsichernd fand ich, dass ich die Songs früher als eher lustige „party-Lieder“ angesehen habe. Ein Familienmitglied hat seit einiger Zeit ein großes Alkoholproblem, so habe ich die Lieder zum ersten mal mit ganz anderen Ohren gehört. Sandlerkönig ist und bleibt ein Highlight, dieses Lied krieg ich nie über. Für die Chronik: Spiegel (Klaus hatte auch einen Spiegel dabei), und: es gab eine echte Bank auf der Bühne!

„Bargeldlos“ war lustig, wurde vom Publikum jubelnd aufgenommen. Allerdings hab ich die Aussage über Hartz-4-Empfänger und das wichtigste ist der Fernseher … net so ganz gelungen gefunden. Klar kam dann die Videoleinwand als Fernseher, das versteh ich schon. Aber „Was ist los“ hat jetzt eher nichts mit Arbeitslosigkeit zu tun, ja eher im Gegenteil. „Was ist los“ selbst war cool, auch wenn ich das Arrangement etwas schleppend fand, aber Jammern auf hohem Niveau. Der Comic im Hintergrund kam super an.

Die Russen haben mich genauso irritiert wie euch. Ich kanns aber nachvollziehen, die Kritik an Putin kam viel klarer raus, als dies bei Babuschka der Fall gewesen sein dürfte. „Die Russen kommen“ als Refrain ist auch griffiger für das Publikum.

„Pfeif drauf“ war eines meiner Highlights, schön eingeleitet durch eine launige Ansage / Publikumsspielchen „Wurscht“. Videoeinspielung war top, Arrangement super!

Fukush-Irmi war gut umgesetzt, auch wenn einige im Publikum weng verwirrt gewesen sein dürften. Ich denke, dass es für ein Großteil des Publikums eher schwierig war Texte zu verstehen, wenn man sie vorher nicht kennt. Hat mir aber völlig gereicht, hab keinen Burli vermisst.

Dame Europa war ein weiteres Highlight! Super umgesetzt und am Ende Homer Simpson im Hamburger der die Hure Europa umarmt– klasse!

Bei Bankrott habe ich auch die Bilder vermisst, die vorher bei Facebook angekündigt waren. Die Schrift alleine war, naja, jetzt net sooo der Bringer. Das Lied selbst war toll gespielt und hat gerockt.

Unscheinbarer Bua fand ich sehr mutig, die Umsetzung mit Tom hinter Gittern war stimmungsvoll, die Ego-Shooter Einspielungen waren sehr ergreifend. Schade finde ich, dass Tom nicht versucht live zu singen, auch wenn es dann evtl. anders klingen würde.

An dieser Stelle „Der Böse“ zu bringen fand ich irgendwie krass. Das lässt das Lied für mich auch in einem ganz anderen Licht dastehen. Während ich sonst das Lied immer total abgefeiert habe, hat es mich hier nachdenklich gestimmt.

Heimat-Medley war klasse, wobei nicht-Fans das Zwischenstück mit „jodler und a stromgitarr“ wahrscheinlich net verstanden haben. Lederhosen-Zombies selbst war super präsentiert mit den Damen (was haben die da auf dem Kopf, einen Dildo?) und dem notgeilen Alpensepp, witzig.

Sado-Lilly gefällt mir auf dem Album schon net so recht, live wars OK, vor allem mit den Einspielungen. Die Ansage war sehr lustig und der Bezug auf 50 Shades of grey sehr aktuell.

Copacabana hat mich hier überrascht, tolles Vorspiel mit dem kopflosen Hulk und dem Werwolf-Kopf, cool.

Salafisten Medley war toll umgesetzt, Ansagen zu Pegida treffend (wurde anscheinend noch daran gefeilt), Mein Gott war ein weiteres Highlight. Die Textänderung „wird von ihm erschlagen“, verstehe ich allerdings auch nicht.

Maschine hat mich weggeblasen, Wahnsinn. Einige werden sicher eher verdutzt geschaut haben.

Der oide wolf war sehr ergreifend, tolles Gitarrenvorspiel von Kurt!
Werwolf-Outro hat auch gut gepasst, ich liebe es, wenn so ein Rahmen gespannt wird.

Der Zugabenblock war cool, vor allem die Soli der Musiker. Märchenprinz hätte ich überhaupt nicht erwartet, hätts auch nicht vermisst, hat aber Stimmung gemacht und wir haben weng dazu getanzt. Über Morgen muss ich ja kein Wort mehr verlieren.

Nicht mehr einordnen kann ich grade das Stück, wo Alvin mit dem Gummiboot grinsend über die Bühne rudert. War aber ein echter Knaller.

Insgesamt war ich danach total platt. Über zweieinhalb Stunden eine sehr mutige, relativ kompromisslose Setlist. Eine sehr spielfreudige Band, tolle Lichtshow, super Videoeinspielungen. Der Sound war knackig wobei ich aber denke, dass man manchmal Probleme hat den Text zu verstehen, wenn man die Songs vorher nicht kennt. Das Live-Zeichnen von Tom hat wohl nicht gekappt, schade. Auch eine March-Simpson Maske hab ich mal auf irgendwelchen Bilder bei Facebook gesehen, hab sie aber während der Show nicht im Einsatz gesehen.

Wahrscheinlich geh ich nächste Woche noch nach Regensburg, ist so wie ich das sehe ein Stehplatzkonzert. Bin gespannt.

So, sorry für den langen post, Kartoffeln gibt’s später!

Edit:
Fand die Show insgesamt weniger “witzig” als die Helden-Show, sehr nachdenklich und ernst, aber gut so! Auffällig ist halt, dass selten so viele aktuelle Themen angesprochen werden mussten wie in diesen Tagen. Bis auf die kritikwürdigen letzten Aussagen unseres Paptes hab ich aber kein Statement vermisst.

In Dresden hatte Klaus die Züchtigungs-Aussagen von Franzi I. noch in der Moderation…

In Fehring war die Moderation mit dem Pabst auch drin, vielleicht lassen sie im kreuzbraven katholischen Bayern den Pabst weg…

Ich kann den NN-Konzertbericht auch nicht nachvollziehen,
so seltsam es ist, war wohl nicht für alle ein schöner Abend, Geschmackssache.
Aus Hereinspaziert vor dem Konzert habe ich herausgehört, dass der Bassbereich verstärkt wurde (was dem sonst schon tollen Lied nochmal mehr Wirkung gab), sonst aber nichts verändert. Hat mich sehr gefreut.
Die ‘In meiner Badewanne bin ich Kapitän’-Einlage war unbeschreiblich, zwischen Ernst und Heiterkeit.
Muss mich dem großen Zwolch anschließen, der Leuchtkäfig beim unscheinbaren Bua war sehr stimmungsvoll, aber auch von der Metapher her gut gewählt und der Böse danach ein sehr harter Bruch (wenn auch in beiden Liedern eine einmalige Tat beschrieben wird, liegen Welten dazwischen).
Schade war, dass sich der Gesang nicht so klar von der Musik abgehoben hat, dass man alles hätte verstehen können, war stellenweise froh, die Cd schon gehört zu haben.
Alle Videos zu Liedern fand ich gelungen, sogar Bankrott, zwar schlicht, aber gut. Maschine war top.