Gleich vorweg: Ich hole jetzt etwas weiter aus und daher ist das, was jetzt kommt, auch mehr als eine bloße Antwort auf die Frage
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Drei Songs des Albums sind musikalische Umsetzungen von Texten aus dem bekannten Kinderbuch „Struwwelpeter“ des Arztes und Buchautors Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1845. Knorkator haben die Geschichten vom Daumenlutscher, vom fliegenden Robert und vom bösen Friederich vertont. Diese Lieder bilden scheinbar eine Art „Grundgerüst“ des Albums (ich hab’s noch nicht gehört), ebenso Cover und Booklet. Eine weitere Geschichte im Buch ist „Die Geschichte von den schwarzen Buben“ (http://de.wikisource.org/wiki/Der_Struwwelpeter/Die_Geschichte_von_den_schwarzen_Buben). Ein Bildmotiv aus dieser Geschichte hielt auch als Vorlage für das Albumcover der CD-Version her, beim LP-Cover entschied man sich hingegen, den Gitarristen der Band zum Struwwelpeter selbst zu machen. Beide Varianten finde ich sehr gelungen! Nebenbei bemerkt handelt es sich bei der Dame, die hierfür als „Mohr“ abgelichtet wurde bzw. Modell stand nicht um eine angemalte Weiße, sondern tatsächlich um eine mit der Band befreundete Farbige. Ich bin mir absolut sicher, dass in keinster Weise beabsichtigt war, farbige Menschen zu beleidigen oder schlecht darzustellen. Jedem, der die Band Knorkator ein bisschen besser kennt, ist das denke ich klar. Trotzdem ahnte ich schon bei der Veröffentlichung dieser Mohren-Motive, dass sie in eine rassistische Richtung gedeutet werden könnten…
Man kann jetzt natürlich darüber streiten, ob das alles vielleicht dennoch unbeabsichtigt rassistisch ist. Aber streiten kann man bekanntlich über fast alles. Ich persönlich find’s etwas weit hergeholt. Die drei bösen (weißen) Buben werden auf dem Cover schließlich ebenso abgebildet, wie der gehänselte „Mohr“. Es wurde also nicht einmal die Message der Originalgeschichte verändert. Außerdem finde ich, dass es jedem Künstler zustehen muss, einen Stoff wie den Struwwelpeter zu interpretieren. Auch wenn das Original von 1845 sicherlich nicht mehr ganz zeitgemäß ist, so ist es trotzdem ein Stück deutscher Kultur. Jeder Mensch hat ja die Möglichkeit, sich das Originalwerk anzusehen (sogar frei im Internet), es mit der Adaption von Knorkator zu vergleichen, sich seine Meinung zu bilden, zu kritisieren, zu loben, usw… Aber bei dem, was im Internet über das Album verbreitet wird, wird freier Meinungsbildung kaum Platz gewährt. Da wird der Band der Rassismusstempel raufgedrückt und fertig. Diese „Kritiken“ stammen zwar nur von wenigen Menschen, insbesondere von der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.“ (http://isdonline.de) und einem Blogger (http://atifhussein.wordpress.com), aber das genügt eben schon, um bei Google direkt nach dem Albumtitel selbst als ersten Suchtreffer „we want mohr rassistisch“ zu bekommen. Das ist natürlich auch eine Gefahr des Internets selbst. Umso wichtiger find ich es, auch Gegendarstellungen zu haben. Ein Image zu bekommen, auch zu unrecht, geht sehr schnell, aber es wieder loszuwerden, kann ewig dauern oder sogar schier unmöglich sein. Und in Deutschland gilt man, auch auf Grund der schrecklichen Vergangenheit, eben doch schneller als Rassist, als in so manch anderem Land. Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass man Cover und Titel getrost mit Humor nehmen kann!
Sänger Stumpen hat bereits eine Stellungnahme zu der Vorwürfen abgegeben, welche man u. a. hier nachlesen kann: News | KNORKATOR: Stellungnahme zu den "Nazi"-Vorwürfen | POWERMETAL.de
…erinnert mich alles gerade ein wenig an die „Supertürke“-Diskussion vor einiger Zeit!