(Ein Loblied auf) 10 Jahre Frauenluder

Kaum zu glauben, aber wahr: Dieses Jahr - genauer gesagt am 28.04. - wird “Frauenluder” 10 Jahre alt! Ohne daran zu denken, habe ich die Scheibe vor ein paar Tagen in den CD-Player meines Autos gelegt und auch heute drehte sie sich dort wieder, als mir plötzlich einfiel: “Mensch, das Ding hat dieses Jahr Jubiäum!” Und da dachte ich mir, ich spendiere dieser Scheibe in diesem Jubiläumsjahr einfach mal einen Thread :wink:! Für mich stellt Frauenluder nach wie vor eines der wichtigsten Alben in der Geschichte der Verunsicherung dar, da es nach Schlagerparodie-, Kabarett- und Remix-Projekten mit rund 6 Jahren Abstand zu “Im Himmel ist die Hölle los” wieder das erste reguläre EAV-Album war und zudem irgenedwie auch ein Art Neustart und Befreiungsschlag darstellte. Der Humor wurde wieder bissiger, man erlaubte sich in mehreren Titeln wieder mehr Ernsthaftigkeit und legte musikalisch wieder mehrere Schippen obendrauf. Alles mit dem Wissen, sowieso nicht mehr viel verlieren zu können, da man erfolgstechnisch eh an einem Tiefpunkt angekommen war und Tom und Klaus an einer Verlängerung des damaligen Plattenvertrages bei der EMI ohnehin kein Interesse mehr hatten. Ohne wirklichen Druck dauerte so auch die Produktion wohl unverhältnismäßig lange. Angekündigt wurde das “neue Album” mit “rotzigerem Sound” von Klaus schon 2001 in einem Video-Interview. Dann wurde wohl viel ausprobiert, geändert und herumproduziert. Gegen Ende musste die Produktion auch noch wegen einer Stimmband-OP von Klaus unterbrochen werden. Und am 28. April 2003 war es dann endlich soweit: Das neue Werk “Frauenluder” erblickte das Licht der Welt! Und ich muss sagen: Es ist für mich auch mit dem heutigen Abstand ein sehr gutes EAV-Album, das einige anderen Werke (die natürlich auch ihre Daseinsberechtigung haben, keine Frage!) im Gesamtbild locker hinter sich lässt. DER Wehrmutstropfen ist bis heute für mich, dass man dieser geilen Scheibe keine richtige Tour spendiert hat, sondern nur 3 - 4 Songs (“Frauenluder”, “Mein Gott”, “Ein Herz für Tiere” und sporadisch “Eierfranz”) in die bestehende “Show” integriert hat. Dennoch denke ich auch an diese Konzerte gern zurück. Ganz generell war es eine spannende Zeit mit der Frage, ob und in welche Richtung es mit der EAV weitergeht. Frauenluder war ganz klar wegweisend für das, was mit “Amore XL” und “Neue Helden braucht das Land” fortgeführt wurde: eine EAV mit Kreativität, Inhalt, Spaß an der Sache und Herzblut!

Was ist aus heutiger Sicht eure Meinung zu “Frauenluder”? Was sind eure Erinnerungen an die Zeit damals?

http://www.emiextranet.com/Packshots/Med/0724358400823_M.jpg http://www.verunsicherung.de/diskografie/mein_gott_single.jpg
http://www.konzertagenturknapp.at/data/pix/galerie/galerie_050907142137.jpg

Ich bin auch bekennender Frauenluder Fan, die Scheibe findet in regelmäßigen Abständen den Weg in diverse Player ! :slight_smile: Ich erinnere mich auch gut an die Zeit damals. Gerade in der Zeit in der Zeit 1999 bis 2002 hat sich für mich sehr viel verändert… das 18 Lebensjahr, erste eigene Bude, erste eigene Band, und ein in viele Richtungen ausschweifender und sich verändernder Musikstil. Ich weiss auch noch, dass sich das Verhältnis zur EAV zwar nie geändert hat - ich habe eh und je immer die alten Scheiben verschlungen - aber dennoch war die akribische Newssuche etwas eingedämmt. Vor Himbeerland, als man im Internet nun doch schon ein paar Informationen bekommen konnte - und auch in der Zeit danach habe ich in diesem Medium viel versucht um an Infos zu kommen usw… Aber das hat dann doch etwas nachgelassen… So habe ich auch nur zu einem glaube ich sehr späten Zeitpunkt erst erfahren, dass es ein Album geben wird - ich glaube zu der Zeit zu der man bezüglich des Covers abstimmen konnte. Und dann wars ganz einfach sofort wieder da… das kribbeln, die Spannung, die EAV Geilheit auf neues Material. Und dann erschien die Scheibe - und ich habe sie geliebt. Die Kurzgeschichten weniger, die Lieder um so mehr. Frauenluder ist für mich sicherlich nicht eines der besten EAV Alben, aber es ist für mich eines der wichtigsten EAV Alben - und irgendwie der Start einer dritten EAV Ära (für mich). Nach den geilen 80ern mit Hits, Hits, Hits, mit diesem EAV Wahnsinn bis hin zu der EAV Zeit die ich dann persönlich wahrgenommen habe, dem Erscheinen von “Nie wieder Kunst” über “Im Himmel ist die Hölle los” bis hin zu “Himbeerland” und den dazugehörigen Konzerten!

Ich könnte viel schreiben… aber ich freu mich einfach nur auf das EAVige was da grade auf mich zukommt! :slight_smile:

Ich halte “Frauenluder” rückwirkend betrachtet für eins der wichtigsten Alben in der EAV Geschichte. Rückwirkend weil ich zu der Zeit kein aktiver EAV Fan war. Aber wenn man sich die Werke anhört ist “Frauenluder” der Befreiungsschlag aus der unsagbar grausamen Ballermann Zeit zwischen “Im Himmel ist die Hölle los” und “Lets Hop”. Die Songs sind teilweise grandios, vom Text wie von der Instrumentalisierung. Ich liebe den Sound von “Es tut weh und es tut gut”, den Text von “Mein Gott” und “Satanella”.

In meinen Augen ein wichtiges Album, alles richtig gemacht und die Weichen in die richtige Richtung gestellt

Vom Inhalt und der Produktion her find ich das Album eher weniger interessant und auch nicht direkt EAV-typisch.
Es war meiner Meinung nach aber trotzdem ein wichtiges Signal in einer kritischen Phase in der Geschichte der EAV.

Persönlich ist die Zeit um die VÖ von Frauenluder meine vielleicht am intensivsten erlebte. Ich hatte begonnen, das Internet zu entdecken, und bin dabei auf das Forum auf eav.at gekommen, habe selber dann aktiv mitgeschrieben zum ersten Mal so ab Ende 2002.
Die Stimmung dieser Zeit ist mir voll euphorischer und hibbeliger Mit-Schreiber in Erinnerung, jedes Österreich-Interview, nahezu jeder Promo-Termin bekam einen eigenen Thread, und und und.
Alles war so neu, das Zusammenfinden vielerlei Medien in Zusammenhang mit der EAV war so beeindruckend für mich.

Möchte an der Stelle boleroboy’s Bildzeitungs-Titel-Montage “Heute sind wir alle Ösis” mit dem FL-Promobild erwähnen, ist mir sehr im Gedächtnis geblieben. Und ich gebe zu, 2-3 Wimpernschläge lang darüber nachgedacht zu haben, ob das nicht vielleicht sogar echt sein könnte :slight_smile:

Hast du das Teil noch? Ich hab’s zwar noch, hab aber momentan leider keinen Zugriff auf meine ganzen alten Dateien.

Nee, leider nicht -.-

Da gabs doch mal so ne Seite, auf der eine Vielzahl vergangener Tage aus der Forengeschichte von eav.at abrufbar waren;
Womöglich gäb’s da ne Zugriffsmöglichkeit?

Mein Lieblingsalbum der EAV, mit dem ich dann auch zum Fan wurde! Ich gebe dir, Karli, in allen Punkten deines Titelbeitrags recht. Schade, dass es nie eine Tour gab. Ich kannte zwar vorher schon ein paar Songs der EAV (Burli, Märchenprinz etc.), aber die ernste EAV gefiel mir auf Anhieb viel besser und ich höre auch heute noch viel lieber die ernsteren Alben wie Spitalo Fatalo, Neue Helden oder eben Frauenluder.

“Frauenluder” wollte ich erst gar nicht kaufen. Das Cover fand ich toll, aber den Titel…? Keine Ahnung, warum ich am Anfang um dieses Album herumgeschlichen bin wie die sprichwörtliche Katze um den heißen Brei. Doch dann war die “EAV-(Neu)gier” stärker. Wie immer.
Da ich ja keine “Lieblingsalben” von der EAV habe, weil ich je nach Stimmung mir die Cd’s oder Platten (ja, manchmal muß es einfach Vinyl sein) heraussuche, kann ich auch nicht sagen, daß es mein Lieblingsalbum ist. Aber es ist das wahrscheinlich wichtigste. Für die Band und auch für uns Fans, glaube ich. Weil es “anders” war und endlich die Seiten zum Vorschein gekommen sind, die schon lange rauswollten. Die ernste Seite der EAV. Dieses “da ist noch viel mehr”. Jetzt waren sie sozusagen “erwachsen” geworden… Die Zeichnungen, sowohl Cover, Rückseite als auch Booklet, gefallen mir außerordentlich gut. Die Songs sowieso. Heute ist es tatsächlich eine der Cd’s, die am häufigsten meinen CD-Player “um Gnade winseln” lassen. Auch der “rockigere” Sound streichelt meine Gehörnerven wohlwollend. Kurzum: Nach anfänglichem mißtrauischen Beäugen, ist es ein Schatz geworden, den ich nicht mehr missen möchte…! Und ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, wenn von diesem Album es auch Songs wieder auf die Live-Bühne schaffen würden. :wink:

Alex und ich haben über dieses Album bereits vor einiger Zeit auch im Podcast gesprochen. Wer’s also noch nicht gehört hat, hier nochmals der Link:

Faszinierenderweise erinnere ich mich noch sehr gut an die Situation beim ersten Anhören der CD, so als wäre es heute. Ich hatte die CD gerade in einem Geizmarkt gekauft und sie gleich in der S-Bahn angehört (dabei ist auch mein erstes Hörprotokoll entstanden). Es war das vermutlich einzige mal, dass ich laut auflachen musste beim Anhören mit dem Kopfhörer. So laut, dass mich meine Nachbarin mit einem irritierten Blick musterte. Ich war geflasht und fasziniert, wie witzig und geistig anregend das Album war. Und wie modern es klang, auch wenn es sicherlich nicht dem damaligen Formatradioklang entsprach.

Ich habe das Album übrigens nicht als so ernst wahrgenommen, wie es immer postuliert wurde. Natürlich sind einige Songs dabei, die nicht trallala-hoppsasa lustig sind, aber Humor im kabarettistischen Sinn ist auch in den ernsteren Songs vorhanden. Auch wenn die Hakenkreuzstelle, die Kreuz-erschlagen-Stelle und die “Biowaffen für die Pfaffen” bei “Mein Gott” einen todernsten Hintergrund haben: Es sind Aha!-Stellen, die mein Humorzentrum reizen.

Dafür, dass das Album als “rockig” angepriesen wurde, ist es mir persönlich eigentlich nicht erdig genug produziert. Ich habe mir meine Rezension von damals gerade nochmal angeschaut, da habe das Album auch schon als Pop-Album bezeichnet und die ein bisschen “weichgespülte” Produktion der gitarrenlastigen Songs kritisiert.

Dass eines der Werbeposter von Frauenluder als einziges EAV-Poster tatsächlich seit vielen Jahren an einer Wand bei mir hängt, sagt viel über das Album und das tolle Artwork aus. Ich hätte gerne ein Poster, das eines der Bilder, die für das Album verwendet wurden, pur zeigt!

boleroboy hat es bereits vor Jahren auf den Punkt gebracht. Die Grusel-EAV-Zeit zwischen 1999 und 2002 mit (meinem Empfinden nach) eher schwachen Alben wie „Let’s Hop“ und „Austropop in Tot-Weiss-Tot“ und ziemlich uninspirierten Best-Of-Konzerten ohne Kulissen, kaum Kostümen und einer ziemlich kruden Setlist waren mit der VÖ von „Frauenluder“ zwar nicht plötzlich vorbei, jedoch war das Album ein Paukenschlag, der zeigte, dass mit der EAV noch zu rechnen ist und sie nicht den traurigen Gang der zahllosen Ex-Popstars antreten muss, die auf Schützenfesten nur noch ihre alten paar Liedchen runtertrället. Der wirkliche Bruch, was die Live-Auftritte anbelangt, kam dann ja erst 2005 mit der „100 Jahre“-Tour, wo endlich mal wieder das volle Programm aufgefahren wurde.

Wobei ich hier einschieben muss, dass ich 2003 und 2004 einige EAV-Konzerte gesehen habe. Und diese trotz der oben erwähnten Mängel ein großes Erlebnis waren. Immerhin hatte ich nach meinem letzten „Hi&Hö“-Konzert vier Jahre EAV-Live-Abstinenz - und das schlechteste EAV-Konzert ist ja bekanntlich noch immer besser als das beste Konzert von xy (auch ein boleroboy-Zitat, oder?).

Zurück zum Thema: Ich stimme meinen Vorrednern zu. Ein großes Album, aber sooo anders, wie immer gesagt wird (rockig, textlich gnadenlos) ist es einfach nicht. Da gibt es auf früheren und späteren Alben rockigere und textlich gandenlosere Songs. Nach zehn Jahren ist es aber Zeit für eine dezidierte und profunde „Ich-vergebe-Punkte-von-1-bis-10-Analyse“:

Frauenluder (7/10) musikalisch großartig, mit dem Text kann ich nur teilweise etwas anfangen
Es tut weh und es tut gut (Bäng, Bäng) (8/10) muss man hoch bewerten, da es das erste wirkliche EAV-Liebeslied war - auf „Amore XL“ folgten dann aber IMHO bessere
Element 1 (5/10) naja…
Unter den Bäumen (9/10) schlagt mich, ich liebe es :slight_smile:
Jugendschutz (7/10) Text ist ein schönes Statement zum damaligen Kriminalisierungswahn, musikalisch ok
Taliban (7/10) lustig und wahr
Mein Gott (8/10) herausragender Text, aber keine gute musikalische Umsetzung - wir wissen ja heute: Nur mit Piano klingt es viel, viel besser!
Element 2 (5/10) naja…
Swingerclub (10/10) sehr EAV-ig und ein bösartiger Text für die Ewigkeit!
**Feiste Weiber (7/10) **musikalisch herausragend und wirklich rockig, der Text ist lustig, aber was will er mir sagen?
Bimsemann und Roggenkeil (9/10) Wenn Tom auf Busch macht, wird’s immer gut!
Schnelles Geld (8/10) Ein wirklich, wirklich guter Text, leider durch den Dance-Beat etwas kaputt gemacht
Eierfranz (10/10) Mein Lieblingslied des Albums. Böse, böse, böse…
Rumsti Bumsti (10/10) Eigentlich der „Hit“ des Albums - schade, dass die EAV keine Singles mehr veröffentlicht.
Satanella (7/10) Wieder musikalische Extraklasse, mit dem Text kann ich persönlich jetzt nicht sooo viel anfangen.
Erlkönig (6/10) naja…
Ein Herz für Tiere (10/10) Neben „Eierfranz“ mein Liebling des Albums.
Esoterror (7/10) passt schon - „Simsalabim (Die Esoterroristen)“ geht da schon mehr ins Detail

Wir rechnen zusammen: Ich vergebe eine 7,2/10.

Das Album mag ich mit am liebsten.
Die Songs treffen einfach genau meinen Geschmack und rufen immer wieder eine Gänsehaut hervor!
Das Album hat mich von der ersten Sekunde an berührt und ging nicht mehr aus meinem Ohr.
Wirklich ein Glanzstück!

Der Text ist der Hammer und passt perfekt zur Musik. Sehr gutes Lied!

Das Album gab mir die Hoffnung wieder. Die EAV hatte ihren Biss verloren, nicht ihren Sinn für Humor. Diese zwei Dinge muss man getrennt sehen.

Mein Gott und Schnelles Geld waren Lieder mit Biss die so niemals auf den letzten Alben erschienen wären. Und die EAV ist gereift, sehr gereift. Es tut weh, es tut gut, Swingerclub oder Bimsemann und Roggenkeil. Chillig, Retro und Reimehöhepunkt. Zudem war wieder ein richtiger roter Faden drin und der Humor ist ebenfalls erwachsener und tiefsinniger geworden.

Alles in Allem streifte die EAV ihr altes Image ab und schritten gestärkt in die Zukunft. Und die hatte mit Amore, Neue Helden und Werwolf Attacke viele Facetten und Seiten.

@Adaaification Das hast du wirklich sehr schön auf den Punkt gebracht :blush:!

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Ich entdecke die post-Himberland-Platten eerst jetzt und stelle fest: Seinerzeit vhatte ich das Album sehr wohl als existent wahrgenommen, aber mich nicht weiter interessiert, da ich die Platten ab Kunst nur noch schlecht fand und die EAV fernab meines Radars war

Nun höre ich „Frauenluder“ zum ersten mal - youtube sei dank - komplett durch. Fazit. Unter den Post-klassischen Platten (ohne AIE, das ich nich nicht gehört habe) Ist das meine klare Nummer ans.

Es ist ein hochgardig erwachenes Werk, und zum ersten mal seit Neppomuk stimmt wieder die musikalische Mischung aus Elektrobeats und "klassischen " Instrumenten. Textlich oohnehin sehr stark.

Zwar verflacht es hintenraus ein wenig aber es sinkt nicht unters Niveau früherer Werke. Ich bin hellaufbegeistert von dieser „runderneuerten EAV“.

Liebe EAV, Dickes SORRY, dass ich die Platte damals nicht gekauft habe schuldigzubodengugg Jetzt isses bekanntlich zu spät seufz

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mein lieblingsalbum - auch wenn ich es direkt nach der veröffentlichung furchtbar fand…