Eierköpfe

Da gerade die EAV sich ja immer wieder eindeutig in dieser Richtung positioniert, hier mal ein wenig was zu einem zeitlos aktuellen Thema:
http://jena.antifa.net/cms/Aktuelles/861-vertuschen-verschleppen-verdrehen

Bitte auch das Video anschauen! Interessant find ich auch den Hinweis zur Berechnung der Statistik rechter Straftaten… Da lässt sich einiges noch mal hinterfragen!

Unfassbar. Aber leider kein Einzelfall von Polizeikriminalität in Deutschland, wie dieses jüngste Beispiel zeigt (wer noch nichts davon mitbekommen haben sollte): http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,601715,00.html

Auf den unbewaffneten Mann wurde ganze sechsmal gefeuert, ehe er starb. Berlins Polizeipräsent spielt den Fall mit der Worten “Auch die am besten trainierten Mitarbeiter können in Situationen geraten, in denen sie falsch reagieren” herunter. Die beiden Kollegen des Täters haben wegen dem Silvesterfeuerwerk angeblich keine Schüsse hören können. Meiner Meinung nach gehört der Polizeipräsindent allein für seine Aussage ebenso vom Dienst suspendiert, wie die zwei Kollegen des schießenden Polizisten, gegen den knapp zwei Wochen (!) nach der Tat endlich Haftbefehl erlassen wurde. In was für einem korrupten Polizeistaat leben wir mittlerweile eigentlich wieder?

Es geht ja nicht nur um “korrupte Polizisten”, eine Korrumpierbarkeit möchte ich denen erst mal nicht unterstellen… Aber dass gerade auch rechte Gewalt im Vergleich zu linken (oft eher harmlosen) Taten immer noch sehr viel stärker toleriert bzw. totgeschwiegen wird, ist leider auch eine traurige Wahrheit. Und das hängt sicher mit mehreren Dingen zusammen. Zum einen sicher auch damit, dass Menschen, die zur Polizei gehen, sehr viel häufiger aus einer eher rechtskonservativen Sozialisierung kommen (ähnlich leider wie beim Militär) und dass dies in Verbindung mit Macht und Hierarchie allzu oft (sicher oft auch unbewusst) ausgenutzt wird.

Zum zweiten liegt es aber auch am allgemeinen Diskurs gegenüber rechts und links - von der Politik oft gestreut bzw. mindestens gerne toleriert, von den Medien verbreitet.
Da fällt mir ein, dass ich neulich die Zusammenfassung einer interessanten Studie gelesen habe, die den medialen Umgang mit den Demonstrationen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 ausgewertet hat: Die Äußerungen von Demonstranten sind hier in der Regel mit stark kriminalisierenden Adjektiven versehen worden, wohingegen die Handlungen der Polizei - die mehrmals ohne konkreten Anlass Demonstranten gewaltsam niederprügelte - stark verharmlost und als reine Abwehrhaltungen verkauft wurden.

Ich schau mal später, ob ich den Link dazu noch finde…

Was ich auch sehr beängstigendend finde ist, dass mittlerweile knapp 1/3 der österreichischen Wähler rechtspopulistische Parteien wählen und der Trend in Deutschland (speziell Ost) auch extrem aufsteigend ist. Das sollte einem echt zu denken geben. So was kann und darf nicht schweigend hingenommen werden. Man müsste in Deutschland (und mit sehr großer Sicherheit auch in Österreich) stark daran arbeiten, dass junge Menschen (z. B. an den Schulen) noch besser über den Nationalsozialismus aufgeklärt werden, auch von Experten, die tief in der Materie stecken. Auf der anderen Seite halte ich es aber auch für dringend notwendig, dass die Regierung sich in der Hinsicht auf kriminelle und extremistische Ausländergruppierungen mal etwas mehr zu unternehmen traut. Es kann nicht sein, dass stark terrorverdächtige Moslems hier ein freies, unbeschwertes Leben leben dürfen, obwohl sie in ihren eigenen Ländern teilweise dafür eigesperrt werden würden. Deutschland steht in diesem Punkt für mich noch zu sehr im Schatten seiner Vergangenheit. Ich kenne beide Seiten, war jahrelang auf einer Schule mit schätzungsweise 80 % Ausländeranteil (teilweise kriminell), habe aber auch schon mit jungen Leuten gesprochen, die eine “rechtere” Einstellung haben. Ich will die linke Seite auf gar keinen Fall mit der rechten gleichsetzen, aber man muss an beiden Seiten arbeiten und gegen Verbrechen vorgehen, sowohl auf der Seite der Nazis, als auch bei kriminiellen (teils fanatistischen) Ausländergruppen. Ansonsten seh ich keine Chance auf eine Besserung. Mit Gewaltaktionen ist so was nicht zu lösen, das schürt nur noch mehr Wut (auf beiden Seiten). “Irgendwie is des zum rea’n, dass die Leit’ net g’scheiter wer’n…”

Also, Karli, puh… da könnt ich jetzt ne Menge drauf erwidern, weil ich in vielfacher Hinsicht ganz und gar nicht mit dir übereinstimme! Hab aber eigentlich auch grad keine Zeit dafür, deshalb nur ein paar Stichpunkte…

1. der Satz “Es kann nicht sein, dass stark terrorverdächtige Moslems hier ein freies, unbeschwertes Leben leben dürfen, obwohl sie in ihren eigenen Ländern teilweise dafür eigesperrt werden würden” gehört exakt zu dem öffentlichen Diskurs, den ich stark kritisiere, der aber leider durch unreflektierte mediale Verbreitung von den meisten so unterschrieben würde. Dass Moslems hier bei uns “ein freies, unbeschwertes Leben führen dürfen”, halte ich ehrlich gesagt für eine ziemlich krasse Aussage: ehrlich gesagt kenne ich kaum Moslems, die das tun können, bzw. die nicht zumindest schon deshalb auf der Straße und in Läden schief angeschaut werden, eben weil sie Moslems sind! Dass es auch da Problemfälle und gewaltbereite Menschen gibt, bestreite ich nicht. Aber das ist erstens bei Deutschen oder EU-Ausländern, die der gleichen sozialen Schicht entstammen, nicht anders, und hat zweitens eben gerade viel damit zu tun, dass ein Großteil der Moslems in Deutschland eher zur sogenannten “Unterschicht” gehört. Und das hängt weder mit den Fähigkeiten noch mit den Motivationen oder politischen Einstellungen zusammen, sondern vor allem damit, dass sie in jeglicher Hinsicht immer noch (oder seit ein paar Jahren erst recht!) diskriminiert werden, und das fängt beispielsweise bereits bei der öffentlichen Stadtplanungspolitik an, indem du als Migrant in der Regel nur irgendeine abgeranzte Wohnung in allgemeinen Problemvierteln bekommst, wo du dann gerade noch mehr in ein problematisches soziales Umfeld hineinsozialisiert wirst (Berlin ist z.B. ein hervorragendes Beispiel für diese Politik).

2. Die implizite Gleichsetzung - wenn ich deine Aussage denn richtig verstanden habe - von Moslems mit linken Bewegungen halte ich für absolut unhaltbar.

3. Damit verbunden ist dann auch die Tatsache, dass es eben gerade nicht so ist, dass bei linken Gruppierungen eher ein Auge zugedrückt wird, sondern meines Erachtens umgekehrt. Es ist halt leider immer noch so, dass Politik und Justiz in vielfacher Hinsicht ‘auf dem rechten Auge blind’ sind… Und in gewisser Weise hat das auch nichts damit zu tun, dass “die Regierung sich… etwas mehr zu unternehmen traut”, sondern liegt zu einem nicht unwesentlichen Anteil auch daran, dass sich mit einem gewissen Level an Ausländerfeindlichkeit hervorragend Politik machen lässt, und dies in einem doppelten Sinne: erstens werden Ängste geschürt, auf die man dann in Wahlprogrammen “Antworten” geben kann. Anders formuliert: man überlegt sich Antworten und schafft sich im Nachhinein die entsprechenden Probleme, dass garantiert nämlich die Exklusivität! Zweitens wird durch Ausländerfeindlichkeit die öffentliche Unzufriedenheit in der Regel erfolgreich und kontrollierbar von den eigentlichen Ursachen sozialer Probleme umgeleitet (und eben auf diese wird in der Regel vor allem von linker Seite hingewiesen…).

So viel erstmal im Moment…

Hm, das kann ich zum Teil unterstreichen, zum Teil nicht. Ich habe schon einige Ausländer kennengelernt (auch Moslems), die hier wunderbar leben und einen kulturell gemischten Freundeskreis haben. Ich streite gar nicht ab, dass es in Deutschland eine Menge Ausländerfeindlichkeit gibt (wie ich ja oben geschrieben habe). Das kehre ich gar nicht unter den Tisch. Aber unter Jugendlichen hängt das teilweise AUCH (nicht ausschließlich) mit dem Verhalten mancher Ausländer zusammen, das ich jahrelang am eigenen Leib erfahren durfte. Ich bin deshalb aber nie zum Rassist geworden. Es gibt aber sicherlich Leute mit weniger Bildung, die hier gefährdet sind, ins rechte Lager zu reinzurutschen. Es geht - gerade unter Jugendlichen und jungen Erwachenen - in der Hinsicht oft sehr heftig zu. Da fallen nicht nur Aussagen wie “Kanacke!” von Deutschen, sondern gerne auch mal grundlos “Du scheiß Deutscher!”, “Nazi!”, “Ihr Deutschen…” (wohl gemerkt OHNE konkrete Anlässe) bishin zu körperlichen Angriffen (wie man sie auch von Nazis kennt) von ausländischen Jugendlichen in der Überzahl gegen Deutsche. Ich habe diese Dinge selbst gesehen, erlebt und von anderen Menschen mitbekommen. Das ist - leider! - kein Bildzeitungsgeschwätz, sondern eine ernste Problematik, die ebenso zu behandeln ist. Ein erwachsener (!) Arbeitskollege meines Vaters wäre vergangenes Jahr beinahe von einem türkischen Jugendlichen auf offener Straße zusammengestochen worden, wäre er nicht so gut in Selbstverteidigung. Er wurde danach von einem Polizisten aufgrund einer verbalen Äußerung, die er NACH dem körperlichen Angriff von sich gegeben hatte, gefragt, ob er denn ein Rassist wäre. Und das sind keine Einzelfälle. Ich wohne 10 Minuten von einem Problemviertel entfernt. Ich weiß um das Naziproblem in Deutschland und verabscheue Rechtsradikalismus zutiefst. Ich bin absolut weltoffen, gar keine Frage! Aber wer diese unübersehbare Problematik nicht wahrnimmt, hat für mich das Gesamtproblem nicht verstanden. Rechtspopulismus fängt oft bei Jugendlichen an, die sie sich gar keine Gedanken darüber machen und in diese kriminelle Szene reinrutschen, unter anderem aus eben diesen Gründen. Das ist aber nur meine kleine, beschiedene Meinung (es soll natürlich jeder denken, was er will).

Ich widerspreche dir gar nicht, ebensowenig, wie dein letzter Post meinen Aussagen widerspricht… Worauf ich eher hinweisen wollte:

Ja, diese Problematik gibt es (wenn auch eben nicht nur bei Ausländern…)! Das entscheidende ist aber - und das steht unter anderem auch in meinem vorherigen Post - nicht Symptome mit Ursachen zu verwechseln! Leider wird in der Regel Politik fast ausschlielich mit Symptomen gemacht, genauso, wie sich auch der öffentliche Diskurs vor allem daran aufhängt! Die Ursachen liegen woanders, und die haben in der Regel weder was mit der ethnischen Herkunft noch mit kulturellen Andersartigkeiten zu tun!

Edit: Anders formuliert: Wer diese Problematik wahrnimmt, hat deswegen noch lange nicht das Gesamtproblem verstanden…

Das seh ich auch so. Viele andere machen sich diese Gedanken aber erst gar nicht. Deshalb sind Nazis ja zumeist sehr unterbelichtete Leute. Schaden richten sie trotzdem an. Zu denen kannst aber nicht hingehen und “Lass das bitte” :wink:. Genauso wie man das bei kriminellen Ausländergruppierungen nicht machen kann. Da muss man einfach Taten folgen lassen und Nazis wegsperren bzw. kriminelle Ausländer ihrem Land übergeben, wo sie härter bestraft werden, als hierzulande. Das hat für mich nichts mit Asylverweigerung oder “Rauswurf” zu tun. Jeder erwachsene Mensch (unabhängig von seiner Herkunft) muss wissen, was er tut. Die Leute sind ja nicht “aus versehen” gewalttätig. Es kann doch nicht sein, dass in Deutschland kleine Fische hart bestraft werden und Schwerverbrecher mit milden Strafen davonkommen. Das fängt bei Kinderschändern an und hört bei Terroristen auf. Das würde aber den Rahmen dieses Threads sprengen.

Eben nicht! Damit löst du das Problem nicht im geringsten! Du kannst genauso wenig die Mafia besiegen, indem du ein paar Bosse vor Gericht schleppst… Damit erreichst du eher das Gegenteil, nämlich Solidarisierungspotenzial bei Leuten, die dem ganzen vorher schon anhingen, aber selbst nicht aktiv geworden sind. Noch mal: die Ursachen liegen nicht bei den Leuten, zumindest ist ihnen die Gewaltbereitschaft nicht angeboren. Das Problem ist ein gesamtgesellschaftliches, und solange du eine Gesellschaft hast, in der einige Menschen auf Kosten anderer leben, wirst du solche Probleme nie in den Griff bekommen! Das Problem ist nicht, dass es bei einigen Menschen ein „Gewalt-“ oder „Hassgen“ gibt, sondern dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen systematisch (im wörtlichen Sinne!!) benachteiligt werden. Und wenn du an einem Punkt bist, an dem du eh nichts mehr zu verlieren hast, dann kannst du schon per definitionem keine Solidarität mit Andersdenkenden entwickeln.
Ich würde sogar behaupten, dass ein ganz wichtiger Grund, warum es heutzutage in Deutschland keine radikale Arbeiterbewegung mehr gibt, genau der ist, dass für die soziale Problematik heutzutage in erster Linie kulturelle Gründe (sprich: Ausländer) verantwortlich gemacht werden. Jede Gesellschaft/Gruppe/Organisation kann erst dann existieren bzw. eine Identität entwickeln, wenn diese in Abgrenzung zu einer anderen Identität besteht. Sprich: die „Deutschen“ gibt es nur deshalb, weil es gleichzeitig Engländer, Franzosen, Amerikaner etc. gibt. Abgrenzungserscheinungen sind also ein unverzichtbarer Bestandteil jeglicher Form von Identität. Es gab Zeiten, da wurden für soziale Ungleichheiten „die da oben“ verantwortlich gemacht (also politische und wirtschaftliche Elite). Heutzutage ist der Diskurs „erfolgreich“ (zumindest für „die da oben“) gelenkt worden, dass du so etwas kaum noch hörst, und wenn, dann eher belustigt/scherzhaft. Der Normalfall ist heute, dass für jegliches soziales Übel „die da unten“ verantwortlich gemacht werden. Die traditionelle „Arbeiterklasse“, die es heute, wenn auch in anderer Form als zu Zeiten der Industrialisierung, immer noch gibt, ist also nicht mehr das untere Ende der gesellschaftlichen Hierarchie, sondern kann ihr eigenes Selbstbewusstsein dadurch stärken, dass sie sich mit den „Oberen“ gegen die anderen „Unteren“ verbündet. Das hat für die gesellschaftliche Elite den schönen Doppeleffekt, dass erstens ihre eigene Position nicht angetastet wird (sondern eher gestärkt wird, weil irgendwie doch wieder alle so sein wollen wie sie), und dass zweitens sich die „Arbeiterklasse“ (oder wie auch immer man es heute nennen mag) automatisch selbst reproduziert, indem sie eine Identität entwickelt, die sich vom Gedanken des Systemumsturzes längst verabschiedet hat! An dieser Tatsache ändert ein temporärer Diskurs über „gierige Manager“ nicht viel, ich wette, dass in spätestens einem Jahr das schon längst wieder vergessen ist…

Puh, da kann ich jetzt nicht mehr auf alles eingehen. Ehrlich gesagt bin ich auch ein bißchen sprachlos…

Ein paar Worte: Es ist zwar ein alter Hut und schon fast eine Floskel, aber Bildung und ein gutes soziales Umfeld und staatliche Sozialsysteme sind der wichtigste Grundstein für weniger Kriminalität und mehr Chancengleichheit. Nimm zum Beispiel die Zeit, als es noch keine sozialen Sicherungssysteme gab. Wenn Du gar keine Chance hast, in die Schule zu gehen, weil Du für die Eltern arbeiten musst (was damals gang und gäbe war), damit die Familie was zum essen hat, dann kommst Du da auch nicht mehr raus aus dem schwierigen Umfeld. Und auf heute übertragen will ich damit nur sagen, dass das Entscheidende nicht der Migrationshintergrund, sondern mehr das soziale Umfeld (insbesondere auch die eigene Familie) und die Bildungsmöglichkeiten sind. Wenn Du als Migrant in eine Gegend gesteckt wirst, in der Du der letzte Depp bist, wenn Du Dich mit der Schule beschäftigst, dann machst Du das einfach nicht (wie Oberförster Julius andeutete). Und wenn Du keine Perspektive siehst, Dich weiterzubilden auf einer weiterführenden Schule oder einen guten Ausbildungsplatz zu finden, erst recht. Andersrum funktioniert es nämlich in der Schule auch: Als Schüler will man nicht der Klassendepp sein, deshalb macht man mindestens so viel wie die anderen auch für die Schule.

Ein paar Artikel über Jugendkriminalität mit ein paar Fakten und auch interessanten Erklärungsversuche:


Man beachte auch die Deutung der Zahlen durch die Konferenz der Innenminister:

http://www.berlin.de/imperia/md/content/seninn/imk2007/beschluesse/imk_185_bericht_top16.pdf

Worte zum Abschluss: Dass ständig Ängste geschürt werden, beobachte ich voller Erstaunen. Ich lasse mir von niemandem einreden, dass ich jetzt Angst haben muss. Angst ist die schlimmste Emotion und sollte komplett durch Furcht ersetzt werden. Denn Angst ist was abstraktes, man hat Angst vor was, was überhaupt nicht akut ist, was passieren könnte. Das ist total irrational. Furcht hingegen ist der Überlebensreflex, die Reaktion des Menschen auf konkrete Gefahr.

Hallelujah! Gerade ein wenig in alten Threads gestöbert - was waren wir damals noch politisch! :mrgreen: