Aloahe / Die Braut und der Matrose

Ich bin gegen zu viele Themen, aber nach Matthias’ Anregung zum Hintergrund von “Aloahe” und weil ich es so stark und interpretations-vielfältig finde, möchte ich einen eigenen Thread dazu machen.

Das Lied ist spitze produziert, hat eine klasse Melodie und wird SO treffend gesungen! Ein richtiger Seemann-Stil!

Ich seh’ es insgesamt als Metapher auf das Leben eines Paares, in die Liebe bzw. Heirat voller Hoffnung und Träume gestartet. Doch im Laufe der Zeit holt das Leben sie und ihre Liebe ein.

Eine der Metaphern verstehe ich nicht ganz:

“Die Mannschaft rackert im Akkord.
(Es zittert der Matrose)
täglich geht Einer üüüber Bord.
(Zu viele Arbeitslose)”
–> Soweit, so noch ok: Es geht um das Arbeiterleben in der Gesellschaft. Harte Zeiten, Ellenbogen raus, Leistung, Leistung und noch mehr Leistung wird gefordert.

"Die Angst macht seinen Rücken krumm.
(Wo ist dein Stolz, Matrose?!)
Zu wenig Mumm und zu viel Rum.
(Ei, das führt zur Zirrhose)
–> Soweit, so auch noch klar: Er ist ein Mitschwimmer, nach und nach findet er Trost im Alkohol. Und dann kommts:

“Und der Captain treibt ihn an;
Hol’ ihn der Klabautermann!
Doch er denkt nicht an Meutereihei:
Er fürchtet sich vor’m schwarzen Haihaiiii”
==> Was genau bedeutet das? Ist es der Druck von Oben? Ärger und Schikanierung der Vorgesetzten? Warum wehrt er sich nicht? Wer oder was ist der schwarze Hai? Steht das für Pleite sein, kein Geld haben, Haus & Hof verlieren?

Ja, das ist eine gute Frage. Zu erst einmal: Ist der Klabautermann denn wichtig für den Rest? Der warnt ja den Kapitän (Chef) bei Gefahren, wenn er erscheint geht das Schiff mit Sicherheit unter. Wünscht der Chef dem Matrosen jetzt alles Schlechte?
Der schwarze Hai muss wohl für irgendetwas stehen - oder er ist ein Vergleich: Der Weisse Hai ist ja der bekanntlich gefährlichste und furchterregendste Hai in Film und Literatur. Vielleicht meint die EAV ja auch damit, er fürchtet sich auch vorm schwarzen, “normalen” Hai. Meine Aussage wird damit auch mit der vorherigen Strophe gestärkt, wo es ja eben heißt, zu wenig Mumm und zuviel Rum.

Ich versuchs halt mal :wink:

Das Lied selbst finde ich klasse und möchte es gerne mal live hören! Das Cover der Single finde ich sehr interessant, in diesem Stil gab es wohl kein anderes, oder? Wer hat das gezeichnet? Nino?
Auch das Musikvideo dazu ist großartig. Die Seemannsstimme von Klaus ist umwerfend gut und auch die Version Mandy von den Rehleins ist witzig.
Wobei ich sagen muss, dass mir Die Braut und der Matrose besser gefällt als Aloahe (mir gefällt im Hintergrund während der Strophen das “E-oh…e-oh, e-oh” und das “bumm, bumm zuuu” nach dem Refrain).

Zum Text: Für mich ist es auch die Geschichte eines jungen Liebespaares, das voller Hoffnung in die Zukunft blickt und sich durch die rosarote Brille nur das Gute vorstellt; allerdings kommt es anders. Verpackt wurde es als Romanze eines Matrosen, doch was mir dabei so gefällt, ist, dass Tom sogar anspricht, dass das nur eine Metapher für alle Menschen ist: “Hey, hey Aloahe, das gibt’s nicht nur auf hoher See!”

Es war vor langer, langer Zeit
(Eine Braut und ein Matrose)
Im Hafen der Glückseligkeit
(Er gab ihr eine Rose)
Sie wollten sieben Meere sehn
(Die Braut und der Matrose)
Und allen Stürmen widerstehn
(Ay, das ging in die Hose)

Ja, wie schon gesagt, glückliches Liebespaar, das voller Zuversicht in die Zukunft blickt.

Heut’ steht sie in der Kombüse
und putzt traurig das Gemüse,
legt sie sich nicht in die Riemen,
gibt es einen auf die Kiemen!

Allerdings bröckelt es schon. Sie muss ordentlich Hausfrau spielen, sonst gibt’s halt eine auf die Kiemen :wink:
Was mir hier gefällt ist die zweideutige Verwendung der Phrase “sich in die Riemen legen”, ein Riemen ist ja in der Schifffahrt ein “Ruder”.

Ref. Hey, hey, aloahe!
Das gibt’s nicht nur auf hoher See
Hey, hey, aloaho!
Frag’ nicht wieso
Hey, hey, aloahe!
Das gibt’s nicht nur auf hoher See
Hey, hey, aloahö!
Bevor Du untergehst, sag mir Adieu!

Schon angesprochen. Jedoch frage ich mich, ob der letzte Vers etwas Genaueres bedeutet?! Oder steht der nur zwecks Reim da? :question: :slight_smile:

Die Mannschaft rackert im Akkord
(Es zittert der Matrose)
Täglich geht einer über Bord
(Zu viele Arbeitslose!)
Die Angst macht seinen Rücken krumm
(Wo ist Dein Stolz, Matrose?)
Zuwenig Mumm und zuviel Rum
(Ay, das führt zur Zirrhose!)

Ja, wie auch schon gesagt: Arbeit, Arbeit, Arbeit und dennoch wird immer wieder einer gefeuert - harte Zeiten für die Arbeiter in unserer Gesellschaft. Aber anstatt sich dagegen zu erheben, hat der Matrose keine “Eier”, keinen Mumm und verfällt dem Alkohol.

Und der Käptän treibt ihn an,
hol’ ihn der Klabautermann!
Doch er denkt nicht an Meuterei,
er fürchtet sich vorm schwarzen Hai!

So, und jetzt meine Interpretation davon: Der Chef fordert immer mehr und will ihn rauswerfen (der Klabautermann soll also den Untergang vorhersagen, das “Über-die-Planke-Gehen” also). Er wehrt sich allerdings wie gewohnt nicht, weil er sich nicht traut. Warum schwarz, habe ich schon oben versucht zu erklären.

Nur manchmal denken sie zurück
(Die Braut und der Matrose)
Was ist geblieben von dem Glück?
(Eine verwelkte Rose)
Ihr Traumschiff ist ein alter Kahn
(Eine bediente Dose)
Sie haben sich total verfahrn
(Die Braut und der Matrose)

Träume sind Schäume, die Realität schaut anders aus.

Es ist kein Wind mehr in den Segeln,
nicht einmal mehr, wenn sie -biep, biep-
Statt Liebe macht die Pest sich breit,
im Hafen ihrer Einsamkeit …

Die Luft in ihrer Ehe ist draußen, nichts hilft mehr, nicht mal mehr -biep, biep- :mrgreen:
Und beide fühlen sich einsam, nicht als glückliches Paar (hat der Hafen der Einsamkeit eine Bedeutung?).

Und im letzten Refrain heißt es dann:
Hey, hey, aloahe!
Das tut nicht nur dem Seemann weh

Finde ich wiederum brilliant - wieder erklärt uns Tom, dass das nicht nur für den armen Seemann gilt.

Ich denke, der Klabautermann ist Ausdruck eines Fluches des Matrosen, als Reaktion auf die Antreiberei v.S. dessen Chef.

Ja, das kann auch sein! Für mich klang es so, dass das der Chef zum Matrosen ruft und nicht, dass Klaus das als „Erzähler“ singt und den Chef damit meint. Ist halt Auslegungssache! :slight_smile:

(PS: Als ich die À la Carte geschenkt bekam (sie war mein 4. EAV-Album) war Aloahe mein Lieblingslied. Damals war ich 5 oder 6 Jahre alt. Für mich war das damals ein reines Blödellied wegen der Stimmlage, der witzigen Kommentare von Tom im Hintergrund und der dennoch witzigen Textstellen. Es ist gerade ziemlich seltsam, dass ich als Germanistikstudent und zukünftiger Lehrer hgerade DIESES Lied zu interpretieren versuche :mrgreen: :mrgreen: )

Auch einer meiner Lieblings-Songs und ein Song für die Pinguin-Tour wäre es auch gewesen. Es gibt verschiedene Versionen dazu (Albern Hans, Mandy und die Rehleins :mrgreen: ). Aber die Version auf A La Carte gefällt mir schon ganz gut, vielleicht Mandy und die Rehleins knapp davor. Auf einem Trödelmarkt damals, mitte der 90er, habe ich die Single als LP dazu des öfteren gesehen. Auch die von Märchenprinz. Konnte man sich leider nicht seperat kaufen, die waren in einer Jukebox integriert gewesen.

Einschub: Ne Jukebox wollt ich schon immermal in meinem Wohnzimmer stehen haben :smiley: Ausschub!