Propagiert "Eierkopf Rudi" die linken Anarchiewünsche?

ich finde radialismus bzw blinden fanatismus in der politik immer schlecht, egal ob links oder rechts! ganz einfach, weil es den blick auf die realität behindert…

Nur kurz. Karli hat natürlich Recht. Nazis mit Skinheads gleichzusetzen ist fatal. Skinheads können keine Nazis sein, da sie sonst die schwarze Geschichte der Skinheadkultur verleugnen. Unter den ersten Skinheads waren nämlich noch weitaus mehr Dunkelhäutige dabei als heutzutage. Diese Skinheads sind meistens zu Skakonzerten (und Skamusiker waren früher meist aus Jamaica) und haben dort bis in die Morgenstunden getanzt, Bier getrunken und gefeiert. Natürlich gab es dort auch Schlägereien. Wahrscheinlich sogar mehr als in anderen Subkulturen, aber politisch waren sie nicht. Erst als sich Skinheads in England (woher die Szene kommt) mit einigen Asiaten prügelten, wurde die Sache von den Medien als “politische Schlägerei” gezeigt. Und so bildete sich das Bild des Naziskins, das vor allem in den 90ern überall bekannt (Naziskins werden übrigens von den unpolitischen und linken Skinheads “Boneheads” genannt). Als sich das Medienbild dann aber in den Köpfen der Gesellschaft festsetzte, gründete sich eine Gruppe in New York City namens SHARP-Skins (Skinheads Against Racial Prejudice = Skinheads gegen rassistische Vorurteile), um gegen die Boneheads vorzugehen. Sozusagen haben die Naziskins das Aussehen “nur” geklaut von den “echten” Skinheads, da, wie gesagt, kein Skinhead Rassist sein kann.

Ich weiß, dass das nicht die ganze Geschichte ist, und dass ich die ganze Geschichte auch nicht erzählen kann, doch ich versuche immer, diese Subkultur ins rechte (oder besser gesagt: ins richtige :mrgreen: ) Licht zu bewegen, da man ihr sonst nur Unrecht tut.

Wer sich darüber mal informieren möchte, kann dies über das Internet gerne tun, da wirklich Gutes zu finden ist. Einfach mal nach “Skinhead” googeln. Da kann man sich über unpolitische “Traditionelle Skinheads”, “Oi-Skins”, “Trojan-Skins”, “SHARP-Skins”, über linke (auch wirklich linksextremistische) Redskins (und RASH-Skins), über rechte “Boneheads” informieren kann. Ich empfehle auch den Film “Skinhead Attitude” (den man in YouTube anschauen kann), weil man in dieser Dokumentation alle Seiten der Skinheads sehr gut erkennen kann.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit :mrgreen:

Das kommt darauf an, was Du als Linksextremissmus verstehst und was darin gesagt wird. Kommunismus? Sozialismus? Linkspartei (in Deutschland)? Autonome? Das Spektrum ist viel zu groß, um mit solchen Kategorien wie links oder rechts zu jonglieren. Das bringt mich (nur ganz ganz kurz) auf die Metaebene: Mir wird bei den ganzen Diskussionen zu viel in solchen Kategorien gedacht. Denn wenn man die Diskussion ganz töten will, dann muss man nur eine Schublade aufmachen und den Mitdiskutierenden da reinpacken oder beklagen, dass man angeblich nichts gegen „links“ (was auch immer damit gemeint ist) sagen darf. Vielleicht schaut man einfach mal besser auf das, was konkret und mit Fakten belegt ist, als abstrakt zu diskutieren.

Die Aussagen der EAV zu dem Lied belegen allerdings eindeutig, dass hier allgemein (moderne) Nazis gemeint sind. Ich bin ganz bei Deiner Argumentation, dass die Demokratie keine Einbahnstraße ist. Toleranz ist wichtig. Sie hat aber auch Grenzen. Nämlich da, wo Menschenrechte wie zum Beispiel Freiheitsrechte (für bestimmte Menschen) abgelehnt werden. Die Freiheit endet da, wo andere in Mitleidenschaft gezogen werden. Solange die NPD eine zugelassene Partei ist, soll sie auch demonstrieren dürfen, das ist ihr Recht, auch wenn es mir nicht passt. Nur hab ich da erhebliche Zweifel, ob die Partei tatsächlich auf dem Boden des Grundgesetzes steht, wenn sie z.B. rassisch bzw. völkisch denkt und bestimmte Gruppierungen als höherwertig als andere ansieht. Über Menschenrechte lässt sich nicht diskutieren (und wir sprechen hier nicht von 1000 Seiten Regelwerk, sondern von einigen einfachen Rechten, die für jeden gelten müssen, sonst wäre ein Zusammenleben auf dieser Erde nicht möglich). Und „ethnopluralistisch“ ist nichts anderes als in weichere Worte verpackter Rassismus. Ob ein Verbot der Partei das Problem löst, ist eine andere Frage. Ich hab neulich was über die Diskussionskultur in Großbritannien gehört. Da sprechen Rassisten und Rechtsradikale ganz offen zur besten Sendezeit im Fernsehen, sie werden aber auch gehörig von den anderen Diskussionsteilnehmern argumentativ auseinandergenommen, so dass sie Blut und Wasser schwitzen und der letzte Depp vor dem Fernseher kapiert, was da für hohle Phrasen gekommen sind. Im deutschen Fernsehen (und soweit ich weiß auch österreichischen) passiert sowas faktisch ganz selten. Es gab z.B. mal eine Sendung bei „Live aus dem Alabama“, in der genau so vorgegangen wurde. Aber das sind Ausnahmen. Das ist eine ganz andere Herangehensweise an die Thematik, sie versucht mehr zu überzeugen als totzuschweigen. Ein bißchen mehr davon auszuprobieren wäre ein Versuch wert, finde ich.

Das tut ja auch keiner! Und dafür habe ich auch gar nicht plädiert - dazu hat morn aber schon alles gesagt, was ich jetzt auch noch mal sagen würde…

Natürlich muss der Staat dieses Recht garantieren - ich hab mich vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt und eine Aussage impliziert, ohne sie richtig auszusprechen: das Problem ist einfach oftmals, dass die Polizei eben nicht nur rechte Demos schützt, sondern oftmals unzulässigerweise in die linken Gegendemos eingreift, ohne dass von deren Seiten unzulässige Provokationen gekommen sind - jedenfalls habe ich das schon oft so erlebt!

Dafür hab ich auch niemals plädiert, sondern lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ich es für einen Ausdruck von Zivilcourage halte, Gegendemonstrationen zu Versammlungen zu veranstalten, deren rein legale Berechtigung man zwar nicht in Frage stellen kann, den Inhalt und die Denkweisen aber sehr wohl - und sogar muss!

Zum einen versteh ich den Zusammenhang zwischen meinem Zitat und deiner Antwort grad überhaupt nicht…
Zum anderen finde ich die Aussage, dass die EAV in diesem Lied zu „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, Gewalt und Selbstjustiz aufruft, geradezu lächerlich! Wer das da raus interpretiert, hat meines Erachtens die EAV nicht mal ansatzweise verstanden!

Insgesamt sind mir einfach deine konsequenten Verteidigungsmanöver rechtsextremer Gruppierungen etwas zu viel! Sicher, solang eine Partei legal ist, darf sie auch… bla bla, usw… Aber das muss man nicht groß diskutieren, das ist halt einfach so! Wichtiger finde ich einfach, festzuhalten, dass Rechtsextreme einfach hirnlose Volltrottel sind, deren auch nur ansatzweise Verteidigung (mit verfassungsrechtlichen oder was auch immer für Argumenten) mit dafür verantwortlich ist, dass sich der Rechtsextremismus in vielen europäischen Ländern inzwischen wieder derart verfestigen konnte! Und jeder, der solche Verteidigungsstrategien fährt, macht sich automatisch zum Komplizen und Mitverantwortlichen - ganz egal, ob er selbst mit dem Baseballschläger auf Ausländer einprügelt oder nicht! Bevor jetzt gleich wieder ein Einwand kommt: ja, wahrscheinlich verurteilst du diese Form von Rechtsextremismus auch (vielleicht auch nicht, bin mir da nicht mehr ganz so sicher) - aber das tut gar nichts zur Sache! Jeder, der sich nicht klar und deutlich dagegenstellt, ist für mich automatisch mitschuldig!

Und um es nochmal zu wiederholen: ja, ich verurteile linke Gewalt gleichermaßen! Es gibt allerdings einen zentralen Unterschied zwischen beiden: während Gewalt und Diskriminierung als legitimes Mittel im Rahmen der rechten Ideologie mindestens impliziert, wenn nicht sogar gefördert wird, widersprechen Gewalt und Diskriminierung einer linken Vorstellung von Gesellschaft gewaltig! Und allein aus diesem Grunde ist es nicht zulässig, von einigen Idioten auf die gesamte Linke zu schließen, bei der Rechten allerdings schon!

Die NPD steht m.E. nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. Nicht umsonst wurde öfter darüber diskutiert diese Partei zu verbieten. Und das ist meines Wissens nicht daran gescheitert, dass man gegen ihr Parteiprogramm nicht vorgehen könnte, sonder weil man “sie” so besser im Auge hätte und Splittergruppen im Untergrund wohl gefährlicher wären, etc. Berichtigt mich wenn ich falsch liege.

zum Song:
Man kann und soll da sehr wohl abstrahieren. Ich sehe es ähnlich wie die meisten hier. Nicht selten äußert man in Wutausbrüchen Dinge wie “Den wenn ich in die Finger kriege, dann…”. Ob man das dann genauso wie angekündigt machen würde, ist zu bezweifeln. Und genauso ist das Lied gemeint. Klaus E. als Nazi-Verklopper, ach net im Ernst oder?

Dieser Umstand wird zwar immer wieder diskutiert, war aber nicht der Grund für das Scheitern. Dieser war der Umstand, dass wichtige Zeugenaussagen von V-Leuten kamen, die in die NPD eingeschleust wurden: NPD-Verbotsverfahren – Wikipedia

EDIT: „Eingeschleust“ ist wohl das falsche Wort… es waren wohl eher Parteimitglieder, die vom Verfassungsschutz „angeworben“ wurden.

ach ja richtig, da war ja mal was… :unamused: dumm gelaufen…

kleine, unkommentierte Ergänzung zur hiesigen Debatte:
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/zu-links-um-deutsch-zu-sein/

Ich versuch noch mal von Topfpflanzes erstem Beitrag auszugehen: der eigentlich unpassende Ausdruck im Threadtitel ist für mich „propagieren“. Ich denke, davon kann bei dem Lied einfach nicht die Rede sein. Besingt die EAV in „Eierkopf-Rudi“ linke Anarchiewünsche? Ja, und sicherlich nicht nur die. Aber Propaganda? – nö.

Ich bezweifle weiterhin, dass es die Absicht des Liedes ist, zur (Gewalt-)Tat aufzurufen. Es will – wie viele andere Lieder auch – Denkanstoss sein, aufmerksam machen auf gesellschaftliche Themen und Probleme, über die man sich im Alltag vielleicht (unbeabsichtigterweise) zu wenig Gedanken macht. Vielleicht kann so etwas auch bei dem ein oder anderen sogar präventiv wirken. Und wenn ein Lied dieses Ziel erreicht, hat es meiner Meinung nach schon viel getan, vor allem innerhalb der Grenzen, die ihm möglich sind und zustehen. Da braucht’s für mich nicht die Umsetzung von Wort in Tat.