Hallo zusammen,
ich war in den vergangenen Tagen gleich auf zwei Konzerten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Zunächst einmal: Ich hatte zwei wirklich schöne Abende, die EAV live zu erleben ist immer etwas Besonderes! Trotzdem war ich nach dem ersten Auftritt in Niedernhausen stark verunsichert. Im Gegensatz zu “meinen” Premieren der “Amore”- bzw. “Neue Helden”-Tour habe ich die Halle nicht vollkommen euphorisiert verlassen. Ich habe die EAV in den vergangenen Jahren regelmäßig live erlebt (so ca. zwei bis vier Konzerte pro Jahr) und so bot die Best-Of-Show nicht wirklich viel Neues. Es lag sicherlich auch an den etwas schlechten Sitzplätzen (irgendwo auf einem Balkon, eine gefühlte Fußballfeldlänge von der Bühne entfernt). Außerdem fiel mir auf, dass der Blick “von oben” auf die Bühne nur die halbe Freude ist - ein Rockkonzert muss man “von unten” sehen, um zu den Helden der Jugend aufblicken zu können Aber das ist wohl der Preis, den die EAV für Sitzplatzkonzerte zahlen muss. Nunja, was soll ich sagen: Es war ein solides Konzert, insbesondere die neuen Texte haben mir gefallen (apropos: Gibt es bereits erste Mitschriften? Ich kann mich nur bruchstückhaft erinnern.) Aber von den ca. 20 Konzerten, die ich im Laufe meiner EAV-Karriere besucht habe, rangiert der Gig so zwischen Platz 10 und 15. Ich sag mal so: Für den kleinen EAV-Hunger zwischendurch hat es gereicht. Wobei ich natürlich weiß, dass es nur mir als regelmäßigen Konzertgänger so geht. Leute, die die EAV so alle zwei bis drei Jahre mal live sehen, hatten bestimmt ihren Spaß (die Stimmung in der Halle war großartig!)
Mit etwas gemischten Gefühlen bin ich daher nach Dresden gereist (sechs Stunden Zugfahrt, mein Kreuz!) und wurde komplett überrascht! Ich hatte glücklicherweise ein Ticket für die erste Reihe ergattert, saß sozusagen direkt vor Kurt - und das Konzert war fantastisch! Ich kann gar nicht mal so genau beschreiben, was den Unterschied zu Niedernhausen ausmachte, die neue Setlist mit den alten Liedern war identisch. Vielleicht lag es am “nah dran sein”, dass - trotz Sitzplätzen - eine richtige Konzertatmosphäre entstand. Die Euphorie über die neue Show kam also mit einwöchiger Verspätung auch bei mir an…
Eine Sache noch zum Schluss, weil sie in den bisherigen Rezensionen nur am Rande bzw. gar nicht erwähnt wurde: Thomas Spitzer fehlt extrem!! Man merkt zwar, dass vor allem Kurt, da er ja nun den Großteil des Konzertes vorne steht, mehr auf “Show” macht. Doch die Bühnenpräsenz von Thomas lässt sich nicht so einfach ersetzen. Dass sich die EAV mit der neuen Besetzung weg vom Bühnentheater hin zur musikalisch anspruchsvolleren Band entwickelt hat, ist ja erstmal nicht schlimm. Es läuft allerdings (in irgendeinem Zeitungsartikel wurde das auch so geschrieben) auf eine One-Man-Show von Klaus hinaus. Dessen großartige Darbietungen tragen zwar das Konzert auch alleine, doch fehlt meines Erachtens ein zweiter EAVler, der Klaus kabarettistisch ergänzen kann. Zudem beraubt sich die EAV ohne Tom (und ohne seine tiefe Stimme) eines wichtigen stilbildenden Elements der EAV-Songs. Die Lösung, Kurts Stimme bei den tiefen Gesangspassagen zu verzerren, ist zwar gut gelöst - geben den EAV-Stil aber nur bedingt wieder.
Es ist übrigens auch ein Gerücht, dass die breite Masse angeblich gar nicht merkt, dass Tom nicht dabei ist. Ich habe, insbesondere nach dem Dresden-Auftritt ein paar Gespräche belauscht und IMMER drehte es sich um Thomas (“Wo war der?”/“Schade, dass der nicht mehr dabei ist”/“Der hat doch alle Texte geschrieben.”)
Alles in allem, zwei tolle Konzerte (das in Dresden hat mir persönlich besser gefallen) - ich hoffe allerdings auf neues Material und eine Tournee mit Thomas, ohne ihn ist es irgendwie nur der halbe Spaß.