So, jetzt sind wir später als erwartet zurück aus der Steiermark, denn wir haben bei dem Traumwetter noch eine Bergtour am Heimweg angehängt.
Hier meine Eindrücke zur Show:
Die Location: Eine Sporthalle eben. Ich habe gelesen, dass zirka 1500 Menschen anwesend waren. Wir standen in der ersten Reihe zwischen Tom und Klaus- der perfekte Platz!
Die Bühne: Schlagzeug ist nun (vom Publikum gesehen) links und Franzis Keyboard rechts. Kurt steht rechts vor Franzi, Alvis schräg links hinter Klaus, Tom ist dort wo er immer war Auf der Bühne stehen zwei Werwölfe wie auf dem Albumcover, und auch sonst ist grün dieses Mal die dominierende Farbe. Die Lichtshow war, wie auch zuvor bei Neue Helden, exzellent.
Die Band: …war natürlich noch nicht perfekt eingespielt, das konnte man aber auch nicht erwarten. Uns wurde gesagt dass Klaus kurz vor der Show immer noch mit den Texten kämpft und Tom recht nervös war. Auf der Bühne konnte man davon nicht wirklich etwas merken, Tom ging ab wie eh und je und schien viel Spaß zu haben. Alvis spielt tatsächlich ausgezeichnet Bass, hier hatte man nicht zu viel versprochen, er hielt sich relativ im Hintergrund. Aaron spielt echt wie ein Gott, wir bestaunten regelrecht das riesige Schlagzeug und wie der Mann drauf einhämmert. Ein ganz klarer Gewinn für die Band! Klaus, Kurt und Franz sind souverän wie eh und je. Ich hatte nicht den Eindruck dass recht viele Fehler passiert sind während der Show, und auch Texthänger seitens Klaus gab es nur ein paar. Dafür dass die Band vermutlich total unter Strom stand, lieferten sie eine wirklich gute Show ab!
Der “rote Faden”: Hier muss ich (leider) ein wenig Kritik anbringen. Vom roten Faden war nicht viel bemerkbar, da waren wir uns einig nach der Show und einige andere gaben uns recht. Vorab war’s ja angekündigt als “Monsterschau von A-Z”, teilweise ging die Show auch in diese Richtung, aber schon bald driftete Klaus wieder davon ab und die Übergänge wirkten teilweise ein wenig gekünstelt. Ich bin mir aber sicher dass sich das bei den kommenden Shows noch verbessern wird, wenn Klaus bei den Zwischenmoderationen sicherer ist. Ein Running Gag war, dass das Publikum immer wieder aufgefordert wurde, Wolfsgeheul von sich zu geben neben dem Klatschen. Das hat sich bald zum Selbstläufer entwickelt, das Publikum heulte nach fast jeder Pointe. Kam sehr gut an, beim Publikum auf jeden Fall und ich denke auch bei der Band. Die Zwischenmoderationen waren alle komplett neu und bereits sehr gut und werden im Verlauf der Tour, wenn der rote Faden klarer erkennbar ist, bestimmt noch besser und überzeugender rübergebracht.
Die Videowalls: DER Hinkucker schlechthin und eine ganz tolle Neuerung bei der EAV! Nicht bei allen Songs kam sie zum Einsatz, sondern zirka bei der Hälfte, und man hatte sich wirklich Mühe gegeben ansprechende und abwechselnde Videos und Animationen zu erstellen die zu den Songs passen. War alles schön synchron übrigens. Auch bei den Zwischenmoderationen kamen sie zum Einsatz, Klaus hat seine Erzählungen und Erklärungen mit dem einen oder anderen visuellen Element unterstützt. Mehr zu den Videos bei den einzelnen Songs.
Die Kostüme und Requisiten: Im Vorfeld war irgendwo zu lesen, dass nicht so viele Kostüme zum Einsatz kommen werden. Ich hatte den Eindruck dass es viele waren, auf jeden Fall mehr als bei der Helden-Tour, ein wahres Fest für die Augen! Hier ist viel Arbeit investiert worden. Mehr bei den einzelnen Songs.
Der Sound: war gut in der ersten Reihe, aber ich hatte den Eindruck dass die Gitarre(n) recht leise abgemischt waren. Teilt jemand diesen Eindruck? Kann natürlich sein dass es in der Mitte des Saals gepasst hat, keine Ahnung…
Live-Zeichnen auf der Bühne (wie auf Facebook angekündigt): gab es nicht. Schade!
Merchandising: T-Shirts, die Vinyl-Platte (die übrigens GROßARTIG aussieht und auf der auch unser Forum erwähnt wird), einige CDs und DVDs, sowie die USB-Sticks mit dem “Live in Graz” Album drauf.
Die Setlist an sich: Es war eine lange Show… und das war gut so! Insgesamt war die EAV 2:40 Stunden auf der Bühne und hat eine riesige Anzahl an Songs präsentiert. Die Kehrseite ist natürlich, dass viele Songs (mehr als zuletzt) nur angespielt wurden. Mit der Setlist bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich gerne noch “Hunger” und “La Loba” im Set gehabt hätte. Bei zweiterem verstehe ich natürlich, dass es ein persönlicher Song ist und er vermutlich schwierig ins Konzept zu pressen wäre. Aber das mit “Hunger” ist wirklich schade! Ansonsten hat man erfolgreich eine Brücke geschlagen zwischen einem Programm in dem viele Hits präsentiert werden (mehr als ich erwartet hatte nach Tom’s “i kann mir nicht mehr vorstellen, den Märchenprinzen zu spielen” Aussage) zur Zufriedenstellung des Publikums und einem Programm in dem neue Songs im Mittelpunkt stehen.
Nun zu den Songs:
- Werwolf Attacke: Roadies mit Wolfsmasken huschen über die Bühne und los gehts mit dem Song! Musikalisch etwas anders arrangiert als auf dem Album, rockte nicht ganz so ab wie dort, ich hoffe das wird sich noch ändern Am Schluss gabs noch ein verlängertes Gitarrensolo. Dann die Begrüßung von Klaus (“wer sich heute Perfektion erwartet kann gleich wieder gehen”) und eine etwas holprige Überleitung zum Thema Copyright und Internet.
- Theater um die Kunst: ruhiger und akustischer arrangiert als auf dem Album. Bin mir nicht ganz sicher ob so ein ruhiger Song als zweiter Song im Set geeignet ist. Alvis und Kurt sitzen auf der Treppe und spielen, Franzi quält daneben das Saxophon. Hinter ihnen ein Hydrant und eine Mülltonne, Tom macht seine Faxen in den Rollen des Asylanten und des Wachmannes.
- Banküberfall / Kerkermeister: Überleitung so in der Art “wenn man auf der Straße sitzt kann man auch gleich eine Geld-Rückholaktion starten”. Die beiden Songs werden genau wie bei der Helden-Tour präsentiert mit dem “Polizei ist überall”-Übergang. Solide, und macht jedenfalls Stimmung. Tom geht ordentlich ab!
- Alk Medley: Klaus erklärt, dass die EAV das eine oder andere Warnlied gegen den Dämon Alkohol geschrieben hat, aber nicht ohne grinsend die Alk-Eskapaden der EAV zu erwähnen. Es kommt eine Strophe + Refrain jeweils von “Jaja der Alkohol” und “Der Wein von Mykonos” und Zwischenmoderationen. Mykonos in einer ruhigeren, akustischeren Version präsentiert. Dann Überleitung dass auch gebrochene Herzen zum Alkoholkonsum führen können. Der Sandlerkönig wird wie immer mit den bekannten Kostümen präsentiert und ist komplett.
- Was ist los: Erstmals kommt die Videowall zum Einsatz, es läuft der bekannte Clip zum Song. Gute Stimmung, es wird viel mitgesungen. Musikalisch ganz ähnlich wie am Album. Dann leitet Klaus über mit dem Spruch “wer hat Angst vorm schwarzen Mann” (O-Ton Klaus: Nichts für ungut, Alvis ) zu internationalen Polit-Monstern und leitet damit geschickt über zu Putin.
- Lampedusa: kein richtiger Song, aber eine tolle und bitterböse Überleitung zur Melodie von “In meiner Badewanne bin ich Kapitän”! Alvis rudert grinsend im Schwimmreifen über die Bühne. Ganz toll! Der Mann beweist seine ironische Seite- sehr sympathisch!
- Der Russen/Babuschka-Mix - …war schon etwas seltsam. Es wurde der Song Russen gespielt, inklusive Pipeline-Teil, nur eben mit dem Babuschka Text in den Strophen (im Refrain wieder Russen). Ich hab nicht ganz verstanden warum sie nicht einfach Babuschka gespielt haben, wäre doch eine schöne Erneuerung gewesen, die Russen gab’s zuletzt eh oft. Aber man muss sagen, dass sich der Text von Babuschka wirklich erstaunlich einfach auf die Russen-Melodie legen lässt! Auch wenn mir 100% Babuschka lieber gewesen wäre, man muss sagen, diese seltsame Mischung hat letzten Endes gut funktioniert!
- Pfeif Drauf: eines der Highlights der Show! gefiel mir musikalisch live viel besser als auf dem Album, weil rockiger und mitreißender. Das absolute Highlight war aber das Video! Komplett neu, teilweise Comic, teilweise Collage , auf jeden Fall sehr durchdacht und keine Husch-Pfusch-Aktion, und immer zum Text passend, und sehr originell und lustig. Könnte in dieser Form direkt als Musikvideo veröffentlicht werden, ich hoffe das passiert noch
- Mrs. Fuckushima: Wie auf dem Album, auch nicht länger gespielt. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Hits-Fraktion freut sich über den Burli-Song, die Fans freuen sich über einen neuen Song, und beide Gruppen werden bedient! Auf der Videowall sind von Tom gezeichnete Atom-Mutanten zu sehen, sehr lustig.
- Dame Europa: …kommt nach einer längeren politischen Anmoderation. Auf der Videowall ist die Akropolis zu sehen, davor albert Eva ein wenig herum. Hat mir gefallen!
- Bankrott: passt thematisch ja dazu. Der Song wird recht überzeugend abgeliefert, musikalisch stellenweise vielleicht noch etwas unrund. Das Publikum geht aber jedenfalls mit, der Song kommt gut an. Auf der Videowall der Text des Songs. Von dieser Fotosession mit Klaus (siehe Facebook) war jedenfalls nix zu sehen. Gitarrensolo am Ende klarerweise ausgespielt, nix Fade-Out, wie es sich gehört.
- Der unscheinbare Bua: Klaus moderiert den Song an und spricht von Facebooksucht und Vereinsamung. Auf der Bühne wird ein Käfig aufgestellt, in dem Tom in einer Art Zwangsjacke sitzt und den Song singt (bzw. die Lippen zum Playback bewegt ). In der Mitte des Songs wird es dunkel und auf der Videowall sind Auschnitte aus einem Egoshooter zu sehen. Gänsehaut!
- Der Böse: Musikalisch und im Bezug auf Klaus’ Verkleidung wie auch bei der letzten Tour. Passt zum vorherigen Song und kommt live immer gut an. Schön dass die EAV den Song auch dieses Mal wieder bringt!
- Heimat-Medley: Eines der Highlights der Show!! Auf der Bühne Tannen und eine Ziege. Es beginnt mit einem verkürzten “Heimatlied”, geht dann über in einen kurzen “Alpenrap” (inkl. Kostümspektakel und Mitklatschstimmung), “Jodler & Stromgitarre” leider nur ganz kurz, also der Refrain, und dann etwas länger (aber nicht so lange wie auf dem Album) “Lederhosenzombies”. Kam gut an und machte viel Spaß. Kurt an der Zieharmonika.
- Sado Lily: Musikalisch mit dem Möpse-Intro erweitert, passte überraschend gut! Tolle Stimmung im Publikum. Musikalisch auch abgesehen vom Möpse-Intro anders als auf dem Album- die Melodie wurde etwas abgeändert, meiner Meinung nach zum besseren! Der Comic-Clip auf der Videowall ein weiteres Highlight!
- Copacabana: ist ja bereits von diversen Best-Of-Shows bekannt, wird hier aber musikalisch leicht abgeändert in einer Reggae-Version präsentiert und klingt dadurch erfrischend neu! Auch länger als zuletzt, denke ich. Grandiose Schaumgummi-Masken (bzw. -Anzüge) sind im Hintergrund im Einsatz!
- Religions-Medley: neben “Scharia-Ho” (mit zwei Salafisten auf der Bühne) kommt auch eine Parodie namens “ein Stein, der deinen Namen trägt”, bei der Tom als DJ Ötzi verkleidet ist, und ein Scharia-Kinderlied namens “Kommt ein Ziegel geflogen” , das Kurt und Klaus singen.
- Mein Gott: Übergang im Stil “auch die Katholiken haben genug Dreck am Stecken”. Präsentiert in der bekannten Unplugged-Version. Auch wenn’s schon oft live gekommen ist, es kommt immer noch gut an, sowohl bei den Fans als auch bei jenen die den Song vorher nicht kannten.
- Maschine: Klang noch ein wenig unrund, aber trotzdem meiner Meinung nach besser als auf dem Album, da die Elektronik rausgeflogen ist und es jetzt ein lupenreiner Rocksong ist. Und: Dieser Video- wow!! Sehr aufwändig und passend zum Song. Lasst euch überraschen!
- Der Oide Wolf: Tom sitzt auf einem Hocker, neben ihm der aus vorigen Shows bekannte Mond. Sehr unter die Haut gehend. Im Hintergrund dezente Videoanimationen in grau gehalten, die sehr gut zum Song passten. Den Schluss verlängert Franzi mit einem Sax-Solo noch etwas.
- Werwolf-Outro: besteht im Prinzip aus zwei Teilen, erst kommt das von der CD bekannte Outro (auch als “Hidden Track” bekannt), und dann wird der eigentliche Song “Werwolf-Attacke” noch mal angestimmt. Ein passendes und gutes Ende für den Hauptteil der Show!!
- Hit-Medley: Ich wusste ja schon dass “Die Hexen kommen” kommt, und als Eröffnung für das Hit-Medley passt es (wenn schon nicht komplett gespielt) perfekt! Musikalisch ähnlich wie auf der Pinguin-Tour präsentiert. Da strahlten die Fans in der ersten Reihe! Der Rest des Hit-Medleys bestand aus den bekannten Songausschnitten, dieses Mal war auch “300 PS” wieder dabei (das war ja zuletzt nicht mehr drin), was ich sehr begrüße. Bandvorstellung und “Küss die Hand”-Finale wie bekannt.
- Märchenprinz: Original-Version, also nicht die Version von der Helden-Tour. Bombenstimmung im Publikum.
- Morgen: Die ganze Band inkl. alle Helfer auf der Bühne, auch im Publikum wird laut mitgesungen. Wie gehabt, aber immer wieder schön.
Fazit: Eine ausgezeichnete Show, toll durchkonzipiert, die noch ein wenig Feinschliff benötigt. Die absoluten Highlights waren “Pfeif drauf”, das “Heimat-Medley”, “Hexen”, “Maschine”, der “Unscheinbare Bua”, das “Religionsmedley”, sowie die Tatsache, dass es Videowalls und ausgefeilte Videos dazu gibt. Macht euch auf was gefasst!!
Der “Rest”: Nach der Show waren wir noch mit einem weiteren Fan, mit dem wir uns angefreundet hatten, bis spät in die Nacht im “Cafe Beisl” auf ein paar Bier und fachsimpelten ordentlich über die Show. Der Wirt vom Beisl unterhielt uns mit einigen Anekdoten von der EAV und Tom, die er ja sehr gut kennt. Ins Forum passen diese Anekdoten eher nicht Interessant jedenfalls, dass im ersten Stock über dem Beisl laut ihm damals der Videoclip zu Copacabana gedreht wurde! Zu sehr später Stunde kehrten wir in unser gemütliches Zimmer beim Csejtei mit Blick auf den berüchtigten Hof zurück. Heute früh gabs im Erdgeschoss ein erstklassiges Frühstück, dann begaben wir uns auf die Heimreise. Ein rundum gelungenes Wochenende!