Amore XL - 2,5 Jahre danach

Ich mag das Album nach anfänglicher Euphorie jetzt nicht mehr so besonders gerne. Ich finde, dass die Lieder und Stile überhaupt nicht zusammenpassen und alles bunt zusammengewürfelt aber ohne roten Faden (musikalisch) daherkommt. Der Sound ist so unterschiedlich, je nach Song. Das geht mir bei NHBDL schon ganz anders. Da passen die unterschiedlichen Richtungen doch viel besser zusammen. Und Panga find ich peinlich umgesetzt…

Die “Geld oder Leben” ist halt mit 4 Hit-Singles sowie den Live-Dauerbrennern Kerkermeister und Morgen im Prinzip schon fast so was wie 'ne Art Greatest-Hits-Album, auch wenn man das bei der Produktion mit Sicherheit noch nicht wusste :wink:. Obwohl die Scheibe schon ziemlich gefällig und glatt produziert ist. Ich mag sie, finde aber auch, dass die EAV schon besseres zum Vorschein gebracht hat. Die oft belächelte “à la Carte” find ich z. B. um einiges vierschichtiger und auf Dauer gesehen interessanter als “Geld oder Leben”.

Hab mich nochmal intensiv mit dem Album auseinandergesetzt. Ich finde es insgesamt viel zu unhomogen, zum einen vom Sound, zum anderen von den Texten und ihrer Umsetzung. Klar wechseln sich bei EAV Alben immer kritisches mit nonsense ab, aber hier geht es m.E. nicht immer gut aus. Meine größten Kritikpunkte:

“Amore” ist für mich das Bindeglied zwischen den lustigen und den ernsten Nummern des Albums. Die Strophen sind sehr stark, der Refrain wirkt leicht unbeholfen “Amore mäh die Liebe die tut wäh”, naja…

“Agadla Gudlu” So einen EAV-Song brauche ich aktuell nicht mehr, klingt nach Kinderlied.

“Rinderlein” verunsichert mich, und so soll das ja auch sein. Sodomie ist sicher alles andere als lustig und harmlos. Deswegen finde ich den Schluss von “Dann und wann” (Und sagt der Schäfer den Schafen gute Nacht), wenn ich ihn richtig auffasse, völlig daneben. So ein tolles Lied aber irgendwo hört die Toleranz auf und es hebt gleichgeschlechtliche Liebe auf die selbe Ebene wie Sodomie, was ein Schlag ins Gesicht für Homosexuelle sein dürfte. Oder fasse ich diese Textzeile völlig falsch auf?

“Panga Panga” ist toll gemacht, aber auf einem Album mit knallbuntem Neppomuck-Cover, direkt hinter einem Rinderlein-Kurzstück meiner Meinung nach fehl am Platz. Außenstehende nicht E.A.V. - Fans werden sicher überhaupt nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Wäre vielleicht auf Frauenluder besser aufgehoben gewesen ???

Insgesamt KEINERLEI Vergleich zum grandiosen Nachfolger NHBDL. Dort stimmt trotz musikalischer Vielfalt einfach alles WEIL die Texte durchgehend in eine sozialkritische RIchtung gehen.

Genau diese letzte Zeile hat mich auch schon immer an diesem ansonsten großartigen Lied gestört. Entweder das ist eine humoristische Abrundung (die dann überhaupt nicht meinen Geschmack trifft) oder es ist eine Art vollständiger „Freibrief“ (solange es jedem gefällt ist alles erlaubt). Wobei das wieder anderen Liedern auf diesem Album wiederspricht. Oder ich denke in eine komplett falsche Richtung.

Ich denke, es ist als bewusste Übertreibung gemeint, die verdeutlichen soll, dass jeder so leben und lieben soll, wie er will, und finden das andere noch so unnormal. Dass es textlich hier in Sodomie gipfelt, soll wohl zeigen, wie weit die Grenzen für Tom hier gefasst sind - gleichzeitig Sodomie aber ausschließen, eben weil diese die eine Stufe darstellt, die die humoristische Übertreibung ausmacht. Ich gebe aber zu, dass ich auch nicht besonders glücklich mit der Stelle bin.

Ich denke, die Textzeile spielt darauf an, dass Homosexualität und Sodomie in vielen Ländern als ein und der derselbe “Straftatbestand” gesehen werden (in Deutschland übrigens auch noch bis 1969, “§175”: http://de.wikipedia.org/wiki/§_175).

Hmmm, es sprach der grosse Zwolch…und ich muss ihm zustimmen. Amore ist als Gesamtkonzept unharmonisch und wirkt zum Teil arg zusammengestückelt. Betrachtet man dagegen die einzelnen Songs, findet man doch den ein oder anderen Kracher darunter. Meine Lieblingsstücke: “Mei herrlich” gefolgt von “Schnippel schnipp”, welche gut zusammen passen!

Ich hab gestern mal wieder EAV Lotto gespielt und mir eine Platte rausgezogen… Amore XXL wurd es…
Hat meiner Meinung nach viel mehr Schwächen als Amore XL… liegt aber an den Live Songs die so einfach
nich in die Platte passen wollen… Trotzdem grandiose Nummern!

Ich muss mal eine Lanze für dieses Album brechen! Es kommt mir hier etwas zu schlecht weg!

Erst einmal ist die geschichtliche Einordung ganz interessant und wird oft vergessen. Es war immerhin das erste Album seit “Im Himmel ist die Hölle los!”, zu dem es eine eigene Bühnenshow gab (die “100 Jahre”-Tour, die für die Live-EAV natürlich ein Quantensprung war, lasse ich hier mal außen vor, schließlich wurden dort in erster Linie alte Nummern gespielt). Das “Amore”-Konzert in Hamburg war zudem das beste EAV-Konzert, das ich je gesehen habe. Aber die persönlichen Befindlichkeiten sollten im Folgenden vernachlässigt bleiben…

Amore ist für mich der perfekte Opener - hymnisch wie “Im Himmel ist die Hölle los”, aber vom Text her für mich greifbarer. Insbesondere die kritisierte Gaga-Textzeile “Amore mäh, die Liebe, die tut weh” ist grandios! Ok, die kleinen Rinderlein Zwischenstücke hat man von Otto auch schonmal lustiger gehört…aber naja. Agadla Gu Gu ist ein Song, der wächst. Die Idee ist einfach sehr witzig (wenn auch vielleicht kopiert? - boleroboy hatte mal ein Video einer Band gepostet, die einen Song mit frappierender Ähnlichkeit im Repertoire hatte). Für dich… war mal eine ganz neue Facette und meines Erachtens auch deutlich besser als der erste Ausflug der EAV ins Liebesliederfach (“Es tut weh und es tut gut”). Ein Freund und 100 Jahre Oma, die glücklicherweise auch live gespielt wurden, sind tolle Kabarettstücke. Beim ersten Hören muss man lachen! Gebt zu, so war das damals auch bei euch! Herz gestohlen ist für mich der bis dato beste Liebessong der EAV - und hey, Thomas singt. Die Stimme klingt einfach großartig! Mir gefällt diese Mischung aus dem todtraurigen Refrain und den sehr EAV-igen Strophen, wo vom Hanswurst bis zum Gartenzwerg alles verwurstet wird. Matador ist tolle EAV-Reimkunst, hier hat Alex ja bereits eine kleine Lobeshymne verfasst. Einzige Schwachpunkte sind für mich Nagelbett (diese SM-Sachen ohne EAV-Ironie sind für mich schwer verkraftbar) und Geheimnis (Musik und Melodie großartig, der Text ist schon sehr lar­mo­yant ausgefallen). Bleiben noch Bum Bum (Monika) (naja, ich anerkenne die Leistung, dass die EAV nahezu jedem weiblichen Körperteil einen eigenen Song gewidmet hat) und Panga Panga. Tja, so ein gutes Thema für einen EAV-Song und (ich fasse es nicht, dass ich das über einen Spitzer-Song sage: So unelegant getextet. Wirkt irgendwie sehr konstruiert. Ähnlich wie Dann & Wann - auch wenn die Aussage wichtig, sehr richtig und gut ist. Mit Schnippel Schnipp hat die EAV dann auch noch einen klasse Single-Hit abgeliefert, der es in den 80ern sicherlich locker in die Charts geschafft hätte.

Alles in allem möchte ich mit meinem Lieblings-Vierzeiler schließen, der leider nur live gespielt wurde und nicht auf der CD vorhanden ist:

Auch ein Herz, das nie geliebt hat,
brennt am Ende hell — krawumm!
Spätestens am Rücken liegend
im Krematorium!

Großartig! :mrgreen:

Wie die Zeit vergeht… Man glaubt es kaum. Mir kommt es wirklich so vor als wenn Amore XL und Neue Helden braucht das Land erst vor kurzem erschienen wären. 2007. Wahnsinn.

Ich erinnere mich noch sehr gut an das Album. Das war für mich das erste mal das ich eine EAV-CD bei Amazon.de bestellt habe, da hatte Klaus in einem Clip auch Werbung dafür gemacht, und ich habe mich natürlich gleich für die Deluxe-Variante entschieden. Der Release (Veröffentlichung) rückte immer näher, aber der Status meiner Bestellung veränderte sich einen Tag vor erscheinen nicht. Gut, dachte ich mir, kein Grund Panik zu kriegen, vielleicht tut sich am Nachmittag was. Fehlanzeige. Dann erhielt ich eine Nachricht, die jedem Fan wohl enttäuschen würde: “Wir bedauern sehr ihnen mitzuteilen das wir diese CD nicht pünktlich an Sie verschicken können.” Der Tag war gelaufen, der Erscheinungs-Tag war das. Dann, am Samstag, wendete sich das Blatt völlig überraschend. Am Freitag-abend gegen 21:20 Uhr (oder so) bekam ich eine Versandbestätigung, wie ich am Samstagmorgens nachgeschaut habe und man siehe da, der Bote kam tatsächlich mit meinem Exemplar zu mir. War die Freude vielleicht groß!!! :smiley:

Das Anhören hatte ich dann natürlich besonders genossen. Ich finde, das die Platte sehr schön gemacht ist. Aber Liebes-Songs non-stop sind mir schon etwas zu viel. Dann und Wann gefällt mir sehr gut, vor allem der Arrangement davon. Genial gemacht. Ein Freund und Panga Panga sind auch echt super gelungen. Natürlich Da Voda und Sarkophag sind auch sehr herausragend. Insgesamt schon ein schönes Album. Und das einzige mit Wackelmotiv. :wink: :mrgreen:

Amore XXL hatte ich mir später auch zugelegt, genauso wie das Unplugged Konzert auf DVD (Fanclub exklusiv).

Das hab ich mir als Du es geschrieben hast auch denken müssen. Wahnsinn.
Wie lang Amore und auch Neue Helden jetzt doch schon wieder her sind, dabei wars erst ums Eck…
Mir kommts aber zugegeben auch nich lange her, dass es IHIDHL gab und naja… das Album wird bald 20 :smiley: :slight_smile:

Diese (wie auch ich finde) wunderbare Textstelle hat es zumindest auf die Neuauflage „Amore XXL“ geschafft :slight_smile:!

Ich grüble seit Erscheinen über die Begriffs-Bedeutung folgender Zeile aus “Bum Bum (Monika”:

“UND FÄHRT DIE MONI IN DIE SCHWEIZ
(WO DAS LOCH IM KÄSE SITZT)
ALS ÄRSCHCHEN-FEE VOM ZÜRICH SEE.
JEDER SCHWEIZER SCHOKOLADE SCHWITZT.”

Heißt es der Bedeutung nach
"Jeder Schweizer schwitzt Schokolade" oder
"Jeder schwitzt Schweizer Schokolade"? :wink:

Nun, da sich Moni in der Schweiz befindet, würde ich zunächst sagen, dass ohnehin nur die Schweizer betroffen sind (also sowohl bei der einen wie auch der anderen Deutung), die Wirkung von Moni auf andere Nationen dürfte aufgrund der zu großen Entfernung ausbleiben.

Und ob es nun Schweizer Schokolade oder ein Produkt aus einem anderen Land ist, macht wohl einen zu vernachlässigenden Unterschied.

Fazit: Beide Deutungen sind richtig!

Viel wichtiger ist doch das alte „Fata Morgana“-Rätsel: Heißt es „sprach er und ERHOB noch einmal seine Hand“ oder „sprach er und ER HOB noch einmal seine Hand“, erhob er also die Hand oder hob er die Hand?

Eine Frage, die - so glaube ich - niemanden von uns mehr ruhig schlafen lässt.

Sicher, der schwitzende Personenkreis ist auf die Schweizer (+ neben Monika anwesende Touristen) beschränkt.
Schweizer Schokolade setzte ich höher an als andere Schokolade. So in einer Liga mit “Thüringer Rostbratwurst”, also als ganz eigene Marke, ein ganz eigenes Produkt, ein ganz eigener Begriff.

Die Deutung in Fata Morgana:
Das ist zugegebener Maßen noch eine etwas wichtigere Frage. Ich bin für “…sprach er und ER HOB noch einmal seine Hand”

@Flachzange: Ich habe gerade per Suchfunktion bemerkt, dass ich das “Er hob/erhob”-Problem schon vor vier Jahren mal thematisiert habe und Du bereits damals für “er hob” plädiert hast. Man wird vergesslich… :slight_smile:

In diesem Zusammenhang aber: Ich habe bei “Afrika” bislang immer verstanden: “da fällt eines um, und das war die Nummer 9”, was bei mir immer die Frage aufgeworfen hat, wer bei den zehn Negerlein wohl die Rückennummern vergeben hat… bis mir dann gestern auffiel, dass es wohl eher “und es waren nur mehr neun” heißt. :slight_smile:

@boleroboy: Die Stelle in “Afrika” hab ich bis jetzt auch immer so verstanden. Man lernt nie aus…

Auch ich muss mir heute eingestehen, “Amore XL” damals überbewertet zu haben. Damals hab ich das Album begeistert aufgesaugt als “alter neuer” Fan (d.h. seit “100 Jahre” Fan gewesen, also war Amore das erste “richtige” Album für mich das ich als Fan miterlebte). Doch heute: Das Album hat irgendwie nicht die Langzeitwirkung von “Neue Helden” oder “Frauenluder”. Es ist unterm Strich recht gut, die Songs textlich und musikalisch grundsolide, hat aber nicht so viele Highlights wie die anderen genannten Alben.
Der Albumtitel gefiel mir damals nicht, gefällt mir heute nicht. Bitte fragt mich nicht nach einer Alternative, aber ich bin mir sicher, irgendwo gibt es DEN Titel für dieses Album, der eingängig und doch durchdacht ist.

Für Songs wie Amore, Agadla Gugu, Schnippel Schnipp oder Mei Herrlich gilt, wie oben beschrieben, grundsolide, aber die Songs haben sich recht schnell abgenützt. Panga wirkt obwohl textlich großartig trotzdem irgendwie wie ein Fremdkörper. Ein Freund mag ich heute wie damals sehr gern, ein bitterböster Gute-Laune-Song, und dasselbe gilt für Für Dich, ein wunderschönes Liebeslied. Die rockigen Nummern wie Dann und Wann oder Nagelbett finde ich auch heute noch gut, sowohl musikalischer als auch textlich, überhaupt: je mehr Hardrock-Nummern von der EAV in Zukunft noch kommen desto besser! Herz Gestohlen finde ich ganz nichtssagend, obwohl ich ernsthafte (Liebes-)Lieder von der EAV sehr gutheiße. Für 100 Jahre Oma und Bum Bum gilt wieder: nett, aber nicht überragend. Geheimnis bräuchte einfach ein ewig langes Saxophon- und Gitarrensolo am Ende (das ja ohnehin angedeutet ist aber dann eben sehr schnell ausgefadet wird), dann wärs ein epischer Abschluss für das Album. Mit Da Voda ist noch ein absolutes Highlight am Schluss dabei.
Die Tour zum Album fand ich ganz großartig, nicht zuletzt weil sie Raritäten wie “Zwirch und Zwabel” oder “Liebe Tod und Teufel” brachten, aber auch weil ich das Showkonzept als sehr stimmig empfand. Ewig Schade dass es keine Aufzeichnung gibt.

Ich habe das Album damals wahrscheinlich zu oft gehört, seit Erscheinen von “Neue Helden” höre ich es kaum mehr, “Neue Helden” hat mich einfach total geflasht und ist für mich qualitativ weit höher einzustufen. Trotzdem habe ich die Zeit um Amore XL und die dazugehörige Tournee in sehr schöner Erinnerung und möchte das Album nicht missen.

Ich hätte jetzt irgendwie noch zig andere Forenthreads rauskreimern können…

Ich war gestern ziemlich lange auf der Autobahn unterwegs und hatte so die Muse mehrere EAV Alben am Stück durchzuhören.
Und weil mir grad immernoch “Mei herrlich” durch die Gehörgänge ohrwurmt muss ich dazu noch etwas loswerden :mrgreen:

Ich hab die Reihenfolge “Werwolf-Attacke”, “Neue Helden braucht das Land” und “Amore XL” genossen.
Mir ist dabei gestern erst noch einmal so richtig klar geworden wie stark “Werwolf Attacke” ist, bzw. wie die
Steigerungen von Amore XL über “Neue Helden” zur “Werwolf-Attacke” sind.

–> Nach dem anhören von letztgenannten klingt “Amore XL” eher wie eine bunt verwuselte Demo-CD.
Also “Demo” nicht im Sinne von nicht fertig produziert… sondern einfach vieles was nicht so zusammen wirkt.
Ich meine das übrigens in keiner Weise abschätzig, ich finde Amore XL auch teilweise sehr stark, mit
teils richtig tollen Nummern! (Mei… herrliche Nummern!) - aber die Steigerung über “Neue Helden”,
insbesondere zu “Werwolf-Attacke” … DAS ist wirklich stark! :sunglasses:

  Und wenn man die Platten in der von mir gewählten Reihenfolge anhört, dann ist das schon ein wirklich krasser Unterschied!

Also… eigentlich hab ich jetzt nich viel neues geschrieben :mrgreen:
Aber manchmal muss man sich ja was von der Leber reden :laughing:

Ich stimm’ dir da schon zu. Interessanter Weise hab’ ich letztes WE auch die Amore eingelegt. Und da war für meinen Geschmack sehr viel flaches dabei.
Mittlerweile geht es mir aber mit den neuen Helden ähnlich: Bis Nostradamus alles cool und toll, ab da fällt die zweite Albumhälfte aber geradezu grausam ab für meinen Geschmack…

Naja :wink: