Amore XL - 2,5 Jahre danach

hab wieder mal amore xl ausgegraben und gründlich durchgehört und muss sagen, so wirklich nachhaltig überzeugt hat mich die scheibe wirklich nicht! gleich nach erscheinen war das natürlich bei mir auch ganz anders, neue songs sind immer spannend und interessant zum hören, aber irgendwie ist da wenig überzeugendes dabei!

die “rinderschänder” find ich nach wie vor witzig, “panga” sensationell, “mei herrlich” bitterbös lustig und musikalisch ist vieles gut geworden! ABER… es finden sich meiner meinung auch viele lieder drauf, die genauso auf himbeerland landen hätten können (weil das vor kurzem im forum ja so zerissen worden ist). “monika”, “agadla gugu” und auch “100 jahre oma” sind doch einfach nur platt und billige schenkelklopfer geworden, der titeltrack klingt schlageresker als jedes lied auf himbeerland, auch die rockigen sachen sind irgendwie nicht so stimmig geraten wie aktuell nostradamus!

mit ca zweijährigem abstand ist “amore” für mich nach himbeerland eigentlich das schwächste album der eav, wie seht ihr das ganze?!

also als ich es das erste mal gehört hab, war ich ziemlich enttäuscht und habe mir damals gedacht, dass es doch besser wäre, wenn sie aufhören würden. gefallen haben mir eigentlich nur amore (bis auf manche platte textstelle), für dich, dann & wann und panga panga. diese find ich dafür allerdings genial und mit das stärkste, was sie bisher gemacht haben. die rinderschänder-sache war seit langem mal wieder ein gutes gimmick. aber die anderen 10 songs da drauf fand ich unter aller sau… hab das album dann eigentlich kaum mehr gehört (wenn dann nur die vier oben genannten).
als jetzt neue helden rauskam, hab ich mich doch nochmal reingehört in amore, weil ich mir dachte, vielleicht war es ja damals übertrieben. und ja, mittlerweile find ich ein paar sachen besser, aber insgesamt bleibt es für mich doch schwach. schwächer find ich auch nur himbeerland, wobei ich das sowieso nicht als eav-album ansehe, sondern als demontage der band.

fazit also: nicht schlecht, aber (fast) alles andere ist besser

Wie ich schon mal geschrieben habe: Ich finde “Amore XL” auch heute noch ein gutes Album. Nicht alles ist überragend, aber einige Perlen sind dabei. “Matador” z.B. ist für mich ein kleines textliches Meisterstück, ähnlich gut wie “Wein von Mykonos” oder “Heiße Nächte in Palermo”. Es ist ein perfekter EAV-Song mit einer Comic-Story. Zudem ist das Lied perfekt auf Klaus zugeschnitten. Wenn es ein anderer Singen würde, wäre es nur halb so lustig. Mir gefällt an dem Album, dass es sehr emotional für EAV-Verhältnisse ist. Die Musik ist mal laut, mal leise, mal lustig, mal traurig. Je nach Stimmung der Texte - und die schwankt massiv. Mal emotional intensiv wie bei “Nagelbett”, mal locker pfeifend, wenn es die “Monika” mit dem schönen Scherzerl geht.

In seiner Gesamtheit finde ich das Album unheimlich stark und gut gelungen.
Da fällt i.d.S. kein Lied negativ unten durch, und es passt einfach.

Ich hab “Amore XL” als Rückschritt in alte Zeiten gesehen, die ich nach “Frauenluder” eigentlich begraben geglaubt habe. Immerhin war viel weniger Kritisches, Rockiges dabei und der Neppomuk durfte noch einmal auferstehen. Naja, letzteres wird ja nun nicht mehr passieren. Wirklich Tote erblicken nur in Telenovelas wieder das Licht der Welt. Ein Seriengenre übrigens, das ich mir auch in einen Song wünschen würde. :mrgreen:

Seltsam find ich an dem Album, dass in der ersten Hälfte die ganzen Schlagersachen sind und die zweite wird dann verhältnismässig viel besser. “Panga Panga”, “Nagelbett” und “Matador” liegen genau hintereinander und das ist das einzig praktische für mich, denn ich hör mir diese 3 Lieder gern hintereinander an. Bei “Matador” (wie auch bei “Rabatt, Rabatt” ) stört mich nur, dass Klaus beim Singen der hohen Töne bzw. generell bei manchen Textzeilen Probleme mit der Stimme zu haben scheint. “100 Jahre Oma” find ich viel besser als Vergleichbares auf “Himbeerland”. Bei “Dann und wann” (das leider nur einen weiteren fantasielosen Homosexuellenbestätigungssong darstellt) hätt’ ich mir eher erwartet, dass es um einen konservativen Moralhüter geht, der sich heimlich mit Männern trifft, Herr Haider heisst und nur in den Strophen brav ist. Der Refrain hätte dann gelautet:

"Dann und wann
denkt er an den feschen Mann,
den Jüngling von nebenan,

hin und wieder
greift er dem Jochen an den Knochen
statt der Patricia ans Mieder,

ab und zu
lässt er das Eheweib in Ruh
und bückt sich für den Manitu
…der mit dem Schuh

Gelegentlich
bekommt statt vorne er den Damenmund
von hinten einen Stich

Von Zeit zu Zeit
er sich aus seinem Knast befreit,
macht Gitterstäbe und Rosette breit
und vorn ist Nummer drei bereit,
was Haider wirklich hoch erfreut

Und wenn der Hahn den Morgen grüsst,
das Sonnenrot den Himmel küsst,
- auch wenn es ihm nach mehr begiert -,
aus Alfons wieder Jörgerl wird."

:smiley:

textlich gesehen ist dann und wann sicherlich verbesserungswürdig, aber ich steh auf diese metalrhythem wie auch bei nostradamus

das rockige ist schön und gut, bloß find ich das ganze bei “dann und wann” und auch “nagelbett” einfach nicht wirklich stimmig und passend. in irgendeiner kritik fürs neue-helden-album wurde “nostradamus” mal als rammstein-parodie (miss)verstanden und genauso gehts mir (rein musikalisch!) mit den beiden amore-nummern. würde zb nie auf die idee kommen einen der beiden tracks volle lautstärke im auto rennen zu lassen, die beiden lieder klingen für mich einfach nicht nach rock, sondern einfach irgendwie künstlich! bei nostradamus gehts mir da ganz anders… :sunglasses: :sunglasses:

bei nagelbett geb ich dir recht, aber gerade bei dann und wann ist der anfang schon ziemlich geil, v.a. mit der klaviermelodie drüber. leider scheint mir das intro künstlich hochgepuscht, denn der refrain ist später nicht mehr so heftig (so ist es übrigens auch bei nostradamus).
fürs auto hat nostradamus den vorteil des intros. in dieser zeit kann man die lautstärke richtig einstellen (natürlich laut :mrgreen: ) und dann auf den metalteil warten. den find ich im auto immer wieder geil :mrgreen: zumal nostradamus in der strophe nicht ruhiger wird

Ich hab auch die Erfahrung machen müssen, dass “Amore XL” eine kürzere “Halbwertszeit” hat als so manche andere EAV-Alben. Während ich beim Erscheinen noch komplett begeistert davon war und meinte, dass es das beste seit “Nie wieder Kunst” sei, höre ich es mir inzwischen nicht mehr allzu oft an. Das liegt natürlich daran, dass es im Schatten vom meiner Meinung nach viel besseren “Neue Helden”-Album steht, aber auch daran, dass ich einige Songs inzwischen nur mehr als mittelmäßig ansehe (Bum Bum Monika, Geheimnis, Mei Herrlich, Agadla Gugu,…). Für ein Konzeptalbum zum Thema Liebe hat die EAV ihre Arbeit sehr gut gemacht, aber meiner Meinung nach ist das Thema jetzt endgültig ausgelutscht. Diesen Gedanken hatte ich sogar noch vor der Veröffentlichung, denn im Grunde haben sich ja “Frauenluder”, “Himbeerland”, “Himmel/Hölle”,… in ähnlichem Themen-Terrain bewegt. “Neue Helden” liegt mir von den Inhalten viel mehr, und auch das Songwriting ist besser. Was mich an “Neue Helden” speziell so begeistert, ist die Stilvielfalt der Songs, bei “Amore XL” klang alles noch irgendwie einheitlicher. Und im Übrigen: Die rosaroten Sakkos bei der Live-Show hab ich nie gemocht.
Mein Fazit: “Amore XL” ist ein sehr gutes Album, “Neue Helden” stellt es aber meilenweit in den Schatten.

naja, nicht nur in diesem schatten, sondern meiner meinung nach auch im schatten von frauenluder. das war ja auch ganz großes kino.

find ich auch gut, aber es ist halt einfach von jeder musikrichtung eine nummer dabei. das songwriting find ich allerdings, wie bei amore zu simpel. jedes lied besteht aus stophe 1/ refrain/ strophe 2/ refrain/ brücke/ refrain. ab und zu mal ein solo oder ähnliches wär schon schön gewesen. deshalb gefällt mir auch frauenluder noch besser. ist zwar auch nicht soviel mehr variation im songablauf, aber immerhin sticht es da nicht so heraus bzw. sind auch songs drauf, die anders sind.

Erst einmal war „Amore XL“ für mich das lang erwartete neue Studioalbum. Trotz recht großer Präsenz durch die „100Jahre“-Geschichte war man als EAV-Fan ja seit 2003 nicht mehr mit neuem Stoff versorgt worden. Daher waren die Erwartungen im Vorfeld natürlich groß und nach dem ersten Hören – ich meine mich erinnern zu können – waren AUCH Zweifel da, ob es das erwartete Album ist. Gleiches konnte ich aber auch schon beim ersten (und auch zweiten und dritten) Hören von „Frauenluder“ bei mir beobachten (liegt vielleicht an einem gereiften und somit kritischeren Rezeptionsverhalten meinerseits im Vergleich zu den Kinder- und Flegeljahren in den 90ern). Ich bin mittlerweile eh der Ansicht, dass ein Album, welches den Erwartungen entspricht, im Sinne von Fortschritt und Innovation nicht wirklich ein gutes Album sein kann.
Aus heutiger Sicht ist „Amore XL“ für mich ein gutes EAV-Album, das es vor allem geschafft hat, altbekannte EAV-typische Elemente dank der seit Frauenluder neu (oder wieder?) gewonnenen musikalischen Qualität ins 21. Jahrhundert zu überführen. Dem hervorragenden Album „Frauenluder“ fehlt meiner Meinung nach das EAV-typische (sicherlich nicht bei allen Liedern!). Vielleicht trägt zu diesem Eindruck auch die äußere Gestaltung bei - was mich irgendwie erschreckt, weil eigentlich ja nicht wirklich maßgeblich für die Beurteilung des musikalischen Werks.
Ich rede mir heute ein, dass „Amore XL“ irgendwie notwendig war, um 2010 das „Neue Helden“-Album produzieren zu können. „NHbdL“ steht mMn am (hoffentlich nur) vorläufigen Ende einer Entwicklung der Band, die 2003 mit einer musikalischen Neuausrichtung begann, 2007 den Versuch unternahm, wieder ein Stück EAV-typischer zu werden (s. auch Rückholaktion „Neppomuk“) und nun 2010 die vielleicht perfekte Synthese neuer und altbekannter Elemente erreicht hat.
Dass – um noch mal expliziter das Thema anzusprechen – „Amore XL“ damit eine Art Zwischen- oder Übergangsalbum darstellt, mindert für mich nicht seinen Stellenwert. Zwischen „Frauenluder“ und „Neue Helden“ zu stehen, ist auch keine einfache Aufgabe. Es schlägt sich gut.

Edit: Die Äußerungen zu “Neue Helden” müssen natürlich unter dem Gesichtspunkt “aktuelle Euphorie” gewertet werden. Ich melde hiermit schon mal den Thread “Neue Helden - 2,5 Jahre danach…” für Sommer 2012 an :wink:

Als Übergangsalbum sehe ich Amore nicht, vielmehr schon als typisches EAV-Werk.
Die Gestaltung mit Neppomuk war wohl auch weniger Wunsch der Band und Tom, sondern mehr oder weniger eine Art Vorgabe von Sony/Ariola:
Das Maskottchen verbindet/verband der potentielle Käufer mit der EAV, es sollte mit dem Nasenbären optisch gleich Interesse erzeugt werden.

Die EAV ging auch bei Amore wenig Kompromisse ein und machte das Album zu großen Teilen nach ihren Wünschen.
Und ich finde schon irgendwie, man merkt es der Scheibe positiv an.

‘Übergangsalbum’ meinte ich hinsichtlich seines Status zwischen “Frauenluder” und “Neue Helden” bzw. in der Entwicklung der Band. Dieses Urteil kann ich natürlich erst jetzt retrospektiv fällen. Dass “Amore XL” nach seiner Veröffentlichung schon als “Übergangsalbum” wahrgenommen werden konnte, meinte ich natürlich nicht. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man bei dem Album Kompromisse eingegangen wäre, allerdings sehe ich schon eher “Rückbesinnungen” auf die 90er Jahre. Es wurde hier schon geschrieben, dass einige Lieder auch auf “Himbeerland” hätten landen können - das find ich zwar nicht, aber auf “Nie wieder Kunst” oder “Im Himmel ist die Hölle los” wäre denkbar (z. B. Schnippel Schnipp, 100 Jahre Oma, Agadla Gugu). Irgendwo hier mein ich auch gelesen zu haben, dass z. B. “Mei herrlich” (und auch “Da Voda”) Liedgut aus den 80ern und 90ern war. Und das mit dem Neppo…nun ja, da hätte man sicherlich auch von ablassen können, wenn man es partout nicht gewollt hätte. Aber die graphische Gestaltung kann man auch aus der Diskussion rauslassen, da ja nur sekundär.

Hab ich bissl ungenau gelesen auch (wg. Übergangsalbum o.ä.).

Ich könnt’ mir zumindest vorstellen, dass sie nicht wochenlang zum Nasenbär-Style überredet werden mussten.
Und finds dennoch gut, harmonischer als bei “Frauenluder”.

Einige Songs sind typische 90er-Jahre-Songs, ja. Aber trotzdem ist ja einiges auf dem Album ganz untypisch für die EAV. Von sehr gitarrenbetonten Rocknummern bis hin zu Liebesliedern ohne Witzdiktat, sehr bunt gemischt. Insofern finde ich das Album eher experimentell (im Sinne von: die Grenzen des EAV-Kosmos ausloten). Überhaupt bin ich mir nicht so sicher, ob seit „Frauenluder“ überhaupt zu einem bestimmten Zeitabschnitt der EAV-Geschichte eine kontinuierliche Tendenz zu erkennen ist. Ich halte „Neue Helden“ genauso wie „Amore XL“ für einen der vielen Ausschläge in eine bestimmte Richtung, das nächste Album könnte auch voller sprachverliebtem „Zwirch & Zwabel“ Nonsens sein und kein einziges politisches Thema beinhalten. Die einzige Tendenz, die ich seit „Frauenluder“ erkenne, ist: Die EAV probiert viel aus, und macht, was ihr gerade einfällt. Und das ist ja auch nicht das schlechteste.

Kann natürlich sein, dass ich da zu viel reininterpretiere mit Entwicklung der Band und so. Ich kann auch gar nicht einschätzen, wie sehr sich Tom und die EAV von ihren früheren Werken inspirieren oder beeinflussen lassen. Sicherlich ist die EAV auf “Amore XL” auch weiterhin experimentierfreudig (wie schon auf “Frauenluder”), dennoch klingt sie für mich doch irgendwie ‘EAV-typischer’. Das kann aber auch einfach daran liegen, dass “Frauenluder” zum damaligen Zeitpunkt - quasi als ‘Neuerfindung’ oder ‘Wiedergeburt’ der EAV - so völlig unerwartet kam. Diesen (jetzt mal pointiert gesagt) WTF-Effekt hat “Amore XL” bei mir sicherlich nicht ausgelöst, auch wenn ich von so ungewöhnlichen EAV-Liedern wie “Für dich”, “Dann & wann”, “Nagelbett” oder “Herz gestohlen” überrascht war.

Letztendlich ging es mir wohl auch ein bisschen darum, “Amore XL” vor einer qualitativen Abwertung gegenüber den “Neuen Helden” zu verteidigen. Sicherlich ist NHDBL das bessere Album, aber “Amore XL” würde ich in einem persönlichen Ranking wohl im Umfeld von “Nie wieder Kunst” und “Im Himmel ist die Hölle los” sehen (die 80er-Alben lass ich bei diesem Ranking mal außen vor, weil die allesamt irgendwie einen übermächtigen Kultstatus besitzen, mit dem sich die Werke der späteren 90er nicht wirklich messen sollten).

Amore XL ist zusammen mit Neppomuks Rache das beste Album weil es einfach so extrem vielfältig ist.
VOn Hardrock (dann und wann, Nagelbett) bis Reggae (Mei herrlich) hat es alles.

das sehe ich auch so.meiner meinung nach ist amore xl das beste album der eav.ich finde,textlich und musikalisch passt einfach alles :mrgreen:

Hab die Scheibe zur Zeit wieder im Auto laufen und stelle wieder fest: sehr geiles Konzeptalbum :smiley:! Zwar ist die Themenbreite hier natürlich nicht besonders groß, aber textlich wie musikalisch einfach top umgesetzt!

@karli : genau meine meinung.
zum thema liebe gibts ja ned soo viele themen über die man jetzt schreiben kann,nur die standartthemen verliebt sein,trennung,liebeskummer etc. textlich finde ich dieses album das allerbeste der eav.
großes kompliment an tom für diese texte :smiley: